Erlebt

5 Euro unter dem Schweibenwischer

Klaus Kükenshöner ist arbeitslos, aber nicht ohne Perspektive.
Klaus Kükenshöner
Familie Kükenshöner

Im Februar 1991 wagte Familie Kükenshöner das Aussergewöhnliche. Trotz einer sicheren Arbeitsstelle bei einer Betriebskrankenkasse, kündigte Klaus Kükenshöner, um nach der Wende beim Aufbau Ost hautnah dabei zu sein. „Ich wusste, es werden dort Menschen mit meiner Ausbildung gebraucht, Vorbilder. Warum sollte ich also nicht das, was ich kann, mit denen teilen für die alles neu ist?

Für Familie Kükenshöner war dieser Schritt mehr als nur ein Abenteuer. Sie sahen darin auch den Auftrag, bewusst als Christen in den neuen deutschen Osten zu ziehen. Umso erschreckender waren die Tiefschläge der ersten Zeit. Frau Kükenshöner wurde schwer krank, die Tochter litt an einer Schulphobie und die Situation an der neuen Arbeitsstelle war chaotisch. Es gab Zeiten, in denen Klaus Kükenshöner nur noch zu Gott schreien konnte, weil er nicht mehr wusste, wie es weitergehen sollte. Doch das Leid und die Not veränderten seine Beziehung zu Gott, sagt er. Sie wurde tiefer und vertrauensvoller. Und auch das Gebet und die praktische Unterstützung von Freunden halfen der Familie aus der Krise heraus.

Plötzlich arbeitslos

2003 folgt der nächste Schlag: Klaus Kükenshöner hatte sich als Verwaltungsleiter eines Krankenhauses in Brandenburg etabliert. Aber wie viele andere Kliniken geriet auch diese in finanzielle Schwierigkeiten. Die erforderlichen Einsparmassnahmen kannten kein Pardon. Er musste sich selbst wegrationalisieren. Auf einmal sass der Mann, der selbst schon mehr als 200 Menschen eingestellt hatte, beim Arbeitsamt.

In der Folgezeit schrieb Klaus Kükenshöner über 40 Bewerbungen. Alle wurden mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Doch der damals 57-Jährige kannte stets den wahren Grund: „Ich bin einfach zu alt!“ Als bald darauf das Geld nicht mehr reichte, kamen Fragen auf: „Was haben wir falsch gemacht? Wie kann es uns treffen?“ Doch inmitten dieser scheinbar ausweglosen Situation erfuhr die Familie Zuspruch. Unter der Windschutzscheibe ihres Autos klemmte eines Tages ein gefalteter Zettel auf dem „Gottes Segen!“ stand. Dazwischen steckte ein fünf Euro-Schein. Es war nicht viel Geld, aber für das Ehepaar Kükenshöner ist der Zettel bis heute ein Hoffnungsschimmer. „Das war ganz ein ganz deutlicher Hinweis von Gott an uns, als würde er sagen: ,Ich habe euch im Blick. Macht euch keine Sorgen, ich versorge euch!’“

Perspektiven schaffen

Heute ist Klaus Kükenshöner 59 Jahre alt und immer noch arbeitslos. Trotzdem hat er viel zu tun. Er betreibt in Woltersdorf eine Arbeitslosenvermittlung ( www.stellen.suche.ms ) und gibt so sein Wissen, das er als ehemaliger Verwaltungsleiter über Bewerbungen hat, an andere Arbeitslose weiter. Seine Tätigkeit wird sogar vom Arbeitsamt unterstützt. Ausserdem engagiert er sich nebenbei in seinem alten Krankenhaus. Doch das alles reicht auf Dauer nicht aus, um eine Familie mit vier Kindern zu ernähren, zumal sein Arbeitslosengeld im April 2005 endet. Und allein von der Rente zu leben, würde nicht reichen. Seine Frau Dora macht deshalb noch eine Ausbildung zur Sonderpädagogin. Vielleicht schafft sie so noch einmal den Einstieg ins Berufsleben.

Klaus Kükenshöner bewirbt sich unterdessen weiter. Auch wenn die Aussichten für ihn nicht gerade rosig sind, lässt er sich nicht unterkriegen: „Eine geregelte Beschäftigung wünschen wir uns sehr. Es muss etwas passieren. Andererseits haben meine Frau und ich durch viele Erfahrungen gelernt, dass die Grundhoffnung für unser Leben nicht allein von der Arbeit abhängt, sondern letztlich von Gott selbst. Wir haben keinen Grund daran zu zweifeln.“

Autorin: Simone Wagner

Datum: 04.04.2005

Werbung
Livenet Service
Werbung