Olten

Partnerschaftliches Miteinander von Landes- und Freikirchen

Vineyard Olten

"Offene Kirchen" haben in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt. In jeder grösseren Stadt der Schweiz sind sie aus der kirchlichen Landschaft nicht wegzudenken. Was in Zürich die City-Kirche Offener St. Jakob am Stauffacher ist, heisst in Basel Offene Kirche Elisabethen. Eine Offene Heiliggeistkirche nennen es die Berner, Offene Kirche St. Leonhard in der Ostschweiz die St. Galler.

Anstoss will die Vineyard Gemeinde Olten nur mit dem "Ärgernis des Kreuzes" erregen. Sonst will die Freikirche für die Oltner so selbstverständlich werden, wie das Einkaufszentrum und der Eishockey-Club. Deshalb engagiert sich Vineyard mit den drei Landeskirchen in der Citykirchenarbeit.

Für viele "zu offen”

Die Citykirchenarbeit hat ihre Anfänge in den 70-er Jahren in England. Über Deutschland erreichte ihre Bewegung in den 90-er Jahren die Schweiz, als die "Offene Kirche Elisabethen" in Basel realisiert wurde. Die "Offenen Kirchen" möchten den leeren Kirchenraum in der Stadt öffnen und neu fruchtbar und gestaltbar machen für das Leben der Stadtbewohner. Die "Offene Kirche" will Menschen für sich gewinnen, die den Sprung in den Sonntagsgottesdienst nicht (mehr) schaffen, aber eine Ader für die Religion in ihrem Leben haben.

Viele ernsthafte Christen aus der reformierten Landeskirche und aus Freikirchen können sich schwer für solche Kirchenkonzepte erwärmen. Wenn wie in Basel Raum für ganz unterschiedliche religiöse und spirituelle Erfahrungen geboten werden, steigen die Bedenken, Gottesdienst der Lesbischen und Schwulen Basiskirche sind unakzeptabel.

Stadtjubiläum am Anfang

Seit kurzer Zeit gibt es auch in der christkatholischen Stadtkirche in Olten eine Offene Kirche. Neben den drei Landeskirchen und den Brüdern vom Kapuzinerkloster ist auch die Vineyard-Kirche Olten offizielles Mitglied des Vereins.

Wie ist so etwas möglich? René (RöNee) Steiner, Gemeindeleiter von Vineyard Olten, und Stephan Hodonon Mitglied aus dem Leitungsteam nahmen dazu Stellung. Als eine gute Erfahrung für ein partnerschaftliches Miteinander unter den Kirchen und Freikirchen werteten Steiner und Hodonon die gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen der 700-Jahrfeiern der Stadt Olten vor zwei Jahren. Jürgen Steurer, einer der reformierten Pfarrer, habe sich damals sehr dafür eingesetzt, dass die Nichtlandeskirchen zur Mitgestaltung dieser Aktivitäten eingeladen wurden. Die gleichen Personen seien sich dann bei der Gründung der Offenen Kirche Region Olten wieder begegnet. Jetzt stehe die Kirche zu gewissen Wochentagen offen und werde durch freiwillige Mitarbeiter betreut. Zudem sollen regelmässig Anlässe stattfinden. So wurde Ende März zu Beginn des Irakkrieges spontan eine Friedensnacht durchgeführt.

Keine Berührungsängste

Über theologische Feinheiten habe man bis anhin keine Diskussionen geführt. Gefreut habe ihn, so berichtete Honodon, dass an der Gründungsversammlung ausdrücklich nach den Freikirchenleuten Ausschau gehalten worden sei. Nicht vergessen habe er auch die Diskussionen bei der Statutengenehmigung. Ohne Wenn und Aber habe man sich dafür ausgesprochen, dass die Person Jesus Christus und nicht die christliche Ethik oder ein anderer Allgemeinplatz Basis der Arbeit sein soll. RöNee Steiner: "In diesem Rahmen haben wir grundsätzlich keine Berührungsängste." Die Grenze würde für Vineyard überschritten, wenn die eigene Identität einem Mitwirken in der Offenen Kirche geopfert werden müsste. In der Beziehung sehe er aber absolut keine Gefahr, im Gegenteil, man wisse um die Charaktere der verschiedenen Kirchen und akzeptiere diese.

Vorweg biete diese Plattform ihnen aber eine Möglichkeit, ein authentisches Christentum in einer zeitgemässen Form zu leben: "Nahe bei Gott, und nahe bei den Menschen". In ihrem Verständnis der Bibel seien auch sie dem reformatorischen Gedankengut verpflichtet. Die Art der Evangeliumsverkündigung soll aber den heutigen Menschen verständlich sein. Das Ärgernis des Kreuzes gelte es nicht aus der Welt zu schaffen. Dies ist aber das Einzige, was Anstoss erregen soll. Vineyard als Gemeinde Jesu soll in Olten so selbstverständlich sein wie die Migros oder der Eishockeyclub Olten. Um dies zu vermitteln geht die Gemeinde aussergewöhnliche Wege. Sie trifft sich zum Gottesdienst nicht in einem Gemeindezentrum, sondern in einem Saal vom Hotel Arte. Mitten drin, wo Olten lebt, umgeben von Fachhochschule, Einkaufs- und Fitnesszentrum. Durch dieses Verhalten soll für Aussenstehende die Begegnung mit Vineyard eine Selbstverständlichkeit werden. Auch Einsätze sollen dazu dienen. So hilft beispielsweise die Jungschar mal in der Migros bei der Kasse den Leuten beim Verpacken der Einkäufe.

Vineyard Olten hat ihre Wurzeln in den "Ländligemeinden". Im vollen Einvernehmen trennte man sich 1997 gütlich vom Mutterhaus in Oberägeri. 1999 schloss sich die Gemeinde Vineyard an. Die Gemeinde wird von einem Leitungsteam mit vier Personen geführt. Gemeindeleiter René Steiner ist Theologe, Absolvent der STA Riehen/Basel.

Datum: 08.05.2003
Quelle: idea Schweiz

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