Jugendmissionskonferenz M’06

„Christus hat eine multikulturelle Braut“

Heute findet Weltmission nicht bloss jenseits des Mittelmeers statt – sie beginnt gleich hinter dem Gartenzaun. Dies zeigte die zweite Jugendmissionskonferenz M’06, die am Samstag, 9. September, in Aarau über die Bühne ging.
Authentisch bis es weh tut: Candy Tang und die Äthiopierin Ruhama Chernet erzählten im Multikulti-Seminar auch, was ihnen hier Mühe macht.
„Ich liebe die Albaner“: Beat Forster nahm kein Blatt vor den Mund.
Gewaltige Herausforderungen in Indien: Kurian Varghese
‚Jump in!’: Missionswerke suchen, brauchen junge Christen
Joy gab einen tamilischen Rap zur Ehre von Jesus durch.
Verarbeiten, diskutieren – und zum Entschluss kommen: Am Tag reifte bei vielen Teilnehmenden die Bereitschaft für einen Einsatz.

„Get the big picture“ – schau über deinen Gartenzaun und lass dir von Gott zeigen, wie er dich für sein Reich einsetzen will: Dies ist die Herausforderung der Missionswerke für junge Christinnen und Christen, die neben dem Beruf auch eine Berufung suchen.

M’06, vom Deutschschweizer Dachverband der Missionswerke (AEM) organisiert, führte am Samstag 350 Teilnehmende und einige Dutzend aktive Missionare zusammen. Sie stellten in sechs Seminaren die aktuellen Herausforderungen vor und sprachen an Ständen im Foyer des Zentrums der Freien Christengemeinde Aarau über ihre Arbeit.

„Gott hat die Welt zu uns gebracht“

Höchst brisant die Herausforderung im eigenen Land: Beat Forster liebt die Albaner nicht nur in ihrer Heimat (wo er elf Jahre lebte), sondern auch in der Schweiz. „Hinter dem Gartenhag – das globale Dorf“, verkündete Forster. Und zeigte sieben Landesfahnen auf den Balkonen seines Wohnblocks während der WM. Wenn Weltmission einst bedeutete, weit weg zu gehen, hat „Gott nun die Welt zu uns gebracht“.

In seinem Seminar zündete der „Freund der Albaner“ ein Feuerwerk von Argumenten für Mission in der Nachbarschaft. Forster findet sich mit der Ausgrenzung von Ausländern nicht ab, nicht mit den Mauern, die auch Christen hochziehen. Die Teilnehmenden forderte er auf, das Verfehlte ausländerfeindlicher und rassistischer Einstellungen einzusehen und Gott um Vergebung zu bitten. Und machte klar: Wer von Ausländern angepöbelt oder beschimpft worden sei, braucht Heilung, ein neues Herz.

Miteinander für die Sache von Jesus arbeiten

Forster lud die Zuhörer ein, Menschen vom Balkan und aus der Türkei „dort zu begegnen, wo sie sind“: am Döner-Stand, in der Badi, an ihrem Arbeitsplatz. Evangelische Fachleute für interkulturelle Kontakte sind bereit, in christlichen Gemeinden darüber zu sprechen. Ihr Ziel: dass Schweizer und hier lebende ausländische Christen miteinander für die Sache von Jesus wirken. Denn „Christus hat eine multikulturelle Braut“: Die Kirche setzt sich aus Menschen verschiedenster Völker zusammen.

In einem weiteren Seminar wurden die Zuhörer aufgerufen, als Christen ein Teil von Gottes Geschichte zu werden – und als Missionare einen Teil dieser Geschichte mitzuschreiben: Sie haben heute die Chance, in bedürftigen Völkern und Stämmen Gottes Herrschaftsanspruch umzusetzen. Katastrophen erweisen sich als besondere Gelegenheiten, Menschen zu dienen, die Jesus noch nicht kennen.

Mit Jesus leben – in Indien auch unter Lebensgefahr

Der Winterthurer Jugendpastor Ruedi Altorfer, der M’06 angriffig moderierte, stellte den Hauptreferenten vor: Der Inder Kurian Varghese leitet die 175 Teams von ‚Operation Mobilisation’, die Jesus mit Film und Literatur in den Dörfern vorstellen. „Wenn du bei uns Christ wirst, kann es dich alles kosten“, rief Varghese in den Saal. Er forderte die Anwesenden auf, sich ganz für Gottes Reich zu öffnen. Und das heisst: Gottes Herrschaft in ihrem Herzen zuzulassen.

Dies geschieht, wie der Inder betonte, nicht automatisch. „Sei offen für Gott, damit er dir zeigt, wie du für die Menschen in deiner Nähe ein Segen sein kannst.“ Vargheses Organisation führt 50 Schulen für arme Dalit-Kinder, die sonst keine Chance auf Bildung haben – und will weitere 50 starten. Dafür spendeten die Teilnehmenden über 7’500 Franken.

Dorf ohne Dusche

„Wir wollten nicht in die Mission“, plauderten Rahel und Tabea aus, als sie sich auf der Bühne über ihren Einsatz im westafrikanischen Gambia, abseits von allem Komfort, unterhielten. Die Sekretärinnen halfen Müttern im Dorf, der Blutarmut und Unterernährung ihrer Babies zu wehren. Den Sonntag verbrachten sie zu dritt, statt im Gottesdienst mit 300. Und sie merkten, dass sie – nach gambischen Massstäben – schon längst verheiratet sein müssten…

Vor dem ersten Input Vargheses war ein Agent über die Bühne gewandelt, dessen Mission so geheim ist, dass er sie selbst nicht kennt. Tobias Weyrich kreuzte noch zweimal auf, um seine christlich-gutnachbarlichen Beziehungen zur Ausländerfamilie im Wohnblock an die grosse Glocke zu hängen – und um sich als frohgemuter Golfer an den Persischen Golf zu verirren.

Aufregende Chancen am Golf

Ein waschechter Schweizer „Golfer“ erzählte vom rasanten kulturellen Wandel in den Ölscheichtümern. Vermutlich hat jeder zehnte Katarer den Jesus-Film „The Passion“ gesehen. In einem Einkaufszentrum, das am Wochenende Tausende von Saudi-Arabern aufsuchen, sind Christen mit Literatur präsent. Ihr hohes Ziel: für jede Volksgruppe auf der Arabischen Halbinsel eine christliche Gemeinde.

Drei Missionare aus Westafrika und Mittelasien stellten anschliessend Kurzzeiteinsätze vor. Sie warten auf Handwerker und Lehrerinnen, die sich für einige Monate oder ein Jahr einklinken. Think globally, act locally – now.

Am Abend betonte der indische Gastreferent Kurian Varghese, dass Gott einen Auftrag für das Leben eines jeden Menschen hat. Manche sind zur Arbeit in einer anderen Kultur berufen, andere bleiben in ihrer angestammten Welt. Varghese schloss mit einem Appell an jene, die ihren Auftrag von Gott nun entschlossen annehmen wollten. 150 junge Leute kamen zum Gebet nach vorn.

Gebet heilt Medizinmann

Was bleibt von diesem langen christlichen Multikulti-Tag in Erinnerung? Das bewegende Zeugnis des Äthiopiers Bekele Deboch, durch dessen Gebet ein schwerkranker Medizinmann augenblicklich geheilt wurde, und sein mit urtümlicher Hingabe gesungenes Lied? Der Pastor, der mit seiner Familie in eines der berüchtigten Quartiere Frankreichs gezogen ist, um Muslime auf den Weg von Christus einzuladen? Der Anstoss für einen Grillplausch mit dem Albaner von nebenan? Das Beten in kleinen Gruppen? Die Plauderei auf dem sonnigen Rasen? Die Bilder von bedürftigen, armen Menschen? Die Herausforderung ist gross, und wer in Aarau war, weiss: Sie beginnt vor der Haustüre.

Mehr über Kurz- und Langzeiteinsätze

Datum: 14.09.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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