StopArmut2015

Weshalb ist die weltweite Kampagne für Christen ein dringendes Anliegen?

Stop Armut
Grace Matthew

Armut ist für Jesus Christus ein zentrales Thema. In seiner Sendungserklärung stehen die Armen, Gefangenen und Zerschlagenen im Mittelpunkt. „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkünden das Evangelium den Armen.“ Lukas 4:18 Armut und Gerechtigkeit stehen in der Bibel in einem engen Zusammenhang. Gerechtigkeit ist ein wesentlicher Charakterzug von Gottes Wesen, geht die Wurzel des Übels an und ist ein Zeichen des Reiches Gottes.

Das riesige Wohlstandsgefälle zwischen den reichen Industrieländern und den armen Entwicklungsländern ist zweifellos das wichtigste soziale Problem unserer Zeit. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat es ein grösseres Wohlstandsgefälle gegeben. 1970 war das Bruttosozialprodukt der Industrieländer 14,5 mal grösser als jenes der Entwicklungsländer. 1990 war es 25 mal mehr. Noch extremer ist das Verhältnis zwischen den reichsten 20 Prozent der Menschheit und den ärmsten 20 Prozent. Verdienten die reichsten 20 Prozent 1960 noch 30 mal mehr als die ärmsten 20 Prozent, so waren es im Jahr 2000 80 mal mehr.

Noch ein anderer Vergleich: Wenn heute ein Baby in Sambia oder Simbabwe das Licht der Welt erblickt, so hat es eine Lebenserwartung von 33 Jahren. Hat es das Glück, in der Schweiz geboren zu werden, sind es 79 Jahre. In manchen afrikanischen Ländern sterben zwei von zehn Kindern bis zum fünften Lebensjahr. Dem öffentlichen Gesundheitswesen stehen in den ärmsten Ländern pro Einwohner acht Franken im Jahr zur Verfügung. Drei davon stammen aus der internationalen Hilfe. In der Schweiz dagegen betragen die Kosten für das Gesundheitswesen über 6'000 Franken pro Kopf und Jahr. – Ist das gerecht?

Wenn es Gerechtigkeit gibt, gilt sie nicht nur in unserem Land oder in unserm privaten Bereich. Gottes Gerechtigkeit gilt weltweit. Deshalb kann uns als Bürger eines der reichsten Länder der Welt die wachsende Diskrepanz zwischen Arm und Reich nicht kalt lassen.

Leider sind wir durch die täglichen News über Katastrophen, Kriege und Hungersnöte übersättigt. Die neutral gehaltene Berichterstattung lässt kaum Emotionen aufkommen. Zudem werden Krisenherde, die bereits Jahre andauern, von den Medien nicht mehr erwähnt. Trotzdem ist es eine Tatsache, dass täglich mehr als 30'000 Kinder an den Folgen von Unterernährung und mangelnder medizinischer Betreuung sterben und dass auch heute 800 Millionen Menschen hungrig zu Bett gehen.

Die Dringlichkeit der StopArmut2015 Kampagne ist im Wesen Gottes begründet. Er ist ein gerechter und auch ein barmherziger Gott. In Mathäus 9:37 lesen wir: „Und als er das Volk sah, jammere es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.“ Wenn wir in diesem Text auf Jesus schauen, erahnen wir etwas von dem barmherzigen Charakter von Gott. „Es jammerte ihn“ ist ein sehr tiefes, emotionales Wort. Jesus war zutiefst in seinem Innersten über das Schicksal der Menschen und den damit zusammenhängenden Ungerechtigkeiten ergriffen.

Wie ist es möglich, durch eine Unterzeichnung eines Aufrufes zur Halbierung der weltweiten Armut beizutragen?

Die Kampagne gegen Landminen oder die Erlassjahr-Kampagne (Jubilee 2000) sind zwei konkrete Beispiele, wie durch die Mitbeteiligung von Tausenden, ja Millionen von Menschen in vielen Ländern der Erde, ein Veränderung bewirkt werden konnte.

Bei Jubilee 2000 ging es darum die Regierungen in den Industrieländern davon zu überzeugen, dass sie den Entwicklungsländern ihre Schulden erlassen. Die Kampagne war begründet auf das Erlassjahr, wie es in 3. Mose 25:9-10 beschrieben steht. Danach wurden im alten Israel alle fünfzig Jahre die Schulden erlassen, die Sklaven befreit, das Land seinen ursprünglichen Besitzern zurückgegeben. Die Erlassjahr- oder Jubilee-Kampagne kämpfte für das Ziel den verschuldeten Ländern 300 Milliarden Dollar zu erlassen und sie dadurch aus der Armutsfalle zu befreien.

Weltweit unterschrieben 24 Millionen die Erlassjahr-Petition. Viele spontane Aktionen wurden initiiert: Ein Pfarrer liess sich für einen Tag an den Altar ketten; Menschen zogen eine riesige Ketten durchs Stadtzentrum; das Gebäude in Birmingham wo sich 1998 die G8 Leiter trafen wurde mit einer 10 Kilometer langen Menschenkette bestehend aus 70'000 Menschen umgeben.

Zwar ist der Schuldenerlass, auf den Regierungsbeamte sich bisher einigen konnte, weniger als ein Drittel des ursprünglichen Zieles. Die Kampagne geht also weiter. Trotzdem ist der bisherige Schuldenerlass ein gorsser Erfolg und hat riesige Linderung von Armut gebracht.

Was konnte konkret durch Jubilee 2000 erreicht werden?
- Die Sozialausgaben in allen hoch verschuldeten armen Ländern sind nach Schätzungen um etwa zwanzig Prozent gestiegen.
- Mosambik konnte ein kostenloses Impfprogramm für Kinder einführen.
- In Uganda, Malawi, Sambia und Tansania sowie in den ländlichen Gegenden von Benin sind die Schulgebühren für die Grundschulen abgeschafft worden.
- Mali, Mosambik und der Senegal planen erhöhte Ausgaben für die HIV/Aids-Prävention.
- Uganda und Mosambik, die zu den ersten Nutzniessern des Schuldenerlasses und der erhöhten Entwicklungshilfe gehörten, verzeichnen beim Bruttosozialprodukt regelmässig Wachstumsraten von über fünf Prozent, zeitweise bis zu sieben Prozent.

Weitere Erfolge sind absehbar: kürzlich hat der englische Finanzminister Gordon Brown angekündigt, dass England sämtliche Schulden den armen Ländern erlassen wird!

Wenn jede Person, welche den StopArmut2015 Aufruf unterzeichnet, sich persönlich im Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit engagiert, kann viel geschehen. Um so mehr, wenn dies durch gemeinsame Aktionen geschieht.

Ist eine Halbierung der Armut bis im Jahre 2015 überhaupt realistisch?

Einige Leute bezeichnen die Millenniums-Entwicklungsziele als „Minimale“ Entwicklungsziele. Einzelne Ziele wurden innerhalb von 10-15 Jahren in Ländern wie China, Sri Lanka, Uganda und Ghana bereits erreicht. In Brasilien zielt die Regierung nicht nur auf eine Halbierung der Hungernden, sondern auf eine Reduzierung der Hungernden auf Null.

Anderseits wird im UNDP Human Development Report 2003 aufgezeigt, dass fast 60 Länder, darunter die ärmsten Länder südlich der Sahara, den Anden und in Zentralasien, unter den jetzigen Voraussetzungen die Vorgaben der acht Millenniums-Entwicklungsziele nicht erreichen werden.

Es ist klar, dass die Millenniums-Entwicklungsziele nur erreicht werden können, wenn besondere Anstrengungen zu deren Verwirklichung unternommen werden. Ohne politischen Willen der Regierungen der armen sowie der reichen Länder wird dies nicht möglich sein. Laut Experten werden zusätzlich zu den 55 Milliarden US$ der öffentlichen weltweiten Entwicklungsgelder jährlich noch weitere 75 Milliarden US$ benötigt damit die Völkergemeinschaft ihre Versprechen einlösen kann. Doch wenn man bedenkt, dass die USA alleine für den Aufbau im Irak und Afghanistan 87 Milliarden US$ einsetzte und weltweit rund 300 Milliarden Euro pro Jahr von Industrienationen für landwirtschaftliche Subventionen ausgegeben werden, erahnt man etwas von den grossen noch vorhandenen Geldressourcen.

Datum: 07.06.2005
Quelle: Stop Armut 2015

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung