Gelegenheiten

In Un-Ruhestand leben

Wer braucht wirklich einen „Ruhe-Stand“? Hat das nicht etwas mit Stillstehen zu tun? Mit Rosten? Mit Zurückblicken? In einer Zeit, die rast und kaum Atempausen lässt, wo jede Nachrichtensendung neue Eindrücke bringt und wir mitleiden und mithelfen können: wer will sich da noch ausklinken oder „zur Ruhe setzen“?
Velo

Vielleicht war das einmal so, aber heute ist man bestrebt, das Pensionierungsalter von 65 auf 75 Jahre zu erhöhen. Das Buch „Das Methusalem-Komplott“ hat viele Menschen aufgescheucht. Die meisten Senioren sind dank guter Gesundheitsfürsorge heute aktiv und durch Fernsehen und Internet mit dem Weltgeschehen verbunden. Der Überalterungsprozess sucht neue Antworten. Das Wissen und die Fähigkeiten älterer und leistungsfähiger Menschen sollen eingesetzt werden, um Wirtschaft und Infrastruktur am Laufen zu halten und um den Älteren sinnvolle Tätigkeiten zu ermöglichen. Eine Zeitungsüberschrift brachte es kürzlich auf den Punkt: „Auf grauhaarige Know-how-Träger ist Verlass – die demografische Entwicklung lässt den Jugendwahn bald alt aussehen.“

Welch eine Chance für Kirchen und Gemeinden! Was für ein Schatz an Zeit, Kraft und Fähigkeiten steht ihnen mit ihren älteren Mitgliedern zur Verfügung! Sie sollten ihnen Gelegenheiten bieten – außer den obligatorischen Seniorennachmittagen bei Kaffee und Kuchen. Nicht mehr verschwendete Lebenszeit, sondern Einsatz in Leitungsgremien, Veranstaltungen, Organisationen, im Gebet oder beim Bühnenaufbau. Jeder sollte seine Gaben einbringen können und persönliche Wertschätzung erfahren, statt zum rostigen „alten Eisen“ geworfen zu werden. So wird aus dem Ruhe- ein kreativer „Un-Ruhestand“.

Yola Entz, Autorin, Referentin und Mitbegründerin der „Frühstückstreffen für Frauen e.V.“ E-Mail: yola.entz@t-online.de

Datum: 05.05.2005
Quelle: Neues Leben

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