Rentner

Rutsch ins Abseits?

Von Ilona und Willi Weiberg Unsere Freundin Brigitte sah nicht sehr glücklich aus, als wir sie vor einem Jahr fragten, wie ihrem Mann denn das Dasein als Frührentner gefalle. Er hatte sich doch so sehr gefreut, endlich Schluss machen zu können mit dem Berufsstress, der ihn schon so lange krank gemacht hatte. "Das mit der Rente ist ja ganz schön, aber irgendwie ist unser Leben total durcheinander geraten", klagte Brigitte. "Bernhard kann gar nichts richtig mit sich anfangen. Er will mir bei allen Hausarbeiten helfen, damit ich es leichter habe. Ich weiß ja, er meint es gut. Aber dadurch fühle ich mich nicht mehr so frei wie früher, ich kann nicht mehr schalten und walten, wie ich es gewohnt war. Zum Beispiel fahren wir jetzt immer mit dem Auto einkaufen. Dabei bin ich doch seit Jahren jeden Morgen mit dem Rad gefahren. Das hat mir immer Spaß gemacht. Mit irgendwem habe ich dann auch ein Schwätzchen gehalten. Nur wenn Bernhard dabei ist, geht das natürlich nicht." Neu orientieren Inzwischen sind einige Monate vergangen. Unsere Freundin Brigitte fährt wieder mit dem Rad einkaufen und ist auch wieder Herrin des Haushalts. Aber erst, nachdem sie mit Bernhard ein klärendes Gespräch hatte. Der greift zwar ab und zu zum Geschirrtuch, um ihr zu helfen, doch er bringt nicht mehr ihr fest gefügtes Reich durcheinander. Er hat einen kleinen Job gefunden, in dem er ein paar Stunden pro Woche seine Computerkenntnisse gut verwerten kann und gleichzeitig die bescheidene Rente aufbessert. Außerdem hat er ein paar alte Hobbys wieder entdeckt, die ihm jetzt viel Spaß machen. Den beiden geht es sehr viel besser als einem Nachbarn, der seit Beginn seines Rentnerdaseins morgens aus dem Hause geht, um irgendetwas einzukaufen, dabei aber regelmäßig an der Wasserbude Station macht und seinen Bierkonsum stetig erhöht. Die Arbeit hatte seinem Leben früher festen Halt gegeben, auch wenn er sich über die tägliche "Maloche" ständig beklagte. Jetzt fehlt ihm die gewohnte Tageseinteilung. Und es fehlen ihm die Arbeitskollegen, auch wenn die ihm nicht selten das Leben schwer gemacht haben. Nach Ersatz sucht er jetzt bei den Männern am Wasserhäuschen. Zu Haus sitzt er stundenlang vor dem Fernseher, redet wenig, trinkt viel. Zeit für Liegengebliebenes Manch einer beginnt sein Rentnerdasein mit großen Erwartungen, die aber nicht immer eintreffen. Ein Freund, der eine sehr erfolgreiche Karriere hinter sich hatte, machte große Pläne, seine Zeit der Musik zu widmen und in seinem Ferienhaus im Süden als freier Schriftsteller zu arbeiten. Aber weder mit dem einen noch mit dem anderen hat es bisher geklappt. Mit seinem Berufsleben hat er den Boden unter den Füßen verloren und kann weder im Norden noch im Süden so richtig Fuß fassen. Glücklicherweise gelingt wohl den meisten Menschen ein harmonisches Wechseln vom Beruf ins Rentnerdasein. Da sind es die Kinder, die Enkel, die Verwandten, für die man endlich mehr Zeit hat. Jetzt ist auch die Gelegenheit da, alte Freundschaften zu pflegen, vergessene wieder aufleben zu lassen, zu lesen, zu reisen, zu wandern, zu lernen. Endlich Zeit, um Dinge zu tun, für die man niemals Zeit hatte! Ein ehemaliger Nachbar begann sein Rentnerdasein mit einem Studium für Geschichte an einer Uni. Ein alter Traum, den er sich nun wahr machen konnte. An manchen Tagen fährt er gemeinsam mit seiner jüngsten Tochter zur Uni, büffelt fleißig zu Hause und ist ein eifriger Student. Abstürzen muss nicht sein Wer unfreiwillig und vorzeitig in Rente gehen muss, kann sich leicht als abgeschoben, nicht erwünscht fühlen. Oft bleiben bittere Gefühle zurück, die nur schwer zu überwinden sind. Ein guter Bekannter geriet in eine schlimme Phase von Mutlosigkeit und Apathie, nachdem ihn die große Bank entließ, für die er jahrelang und sogar mit Erfolg gearbeitet hatte. Er fand keine neue Arbeit, wie so viele in seinem fortgeschrittenen Alter. Nicht aus Geldmangel geriet er in diese Hoffnungslosigkeit, sondern aus dem Gefühl heraus, nicht mehr gebraucht zu werden, keine Zukunft mehr zu haben, irgendwo am Ende angekommen zu sein. Seine Frau war in tiefer Sorge und versuchte mit allen Kräften, ihn aus seinem Loch heraus zu holen. Sie überredete ihn schließlich, sich bei einem Verband zu melden, der Fachleute unentgeltlich für bestimmte Aufgaben ins Ausland vermittelt, wobei nur die Unkosten bezahlt werden. Unser Bekannter hielt in einem großen Ort in Sibirien ein dreitägiges Seminar für Bankangestellte und entdeckte dabei, wie gefragt seine Kenntnisse waren. Jetzt ist er so aktiv und wird auch in anderen Ländern eingesetzt, so dass es nicht leicht ist, seinen Terminplan zu durchbrechen. Sich Herausforderungen stellen Es gibt Beispiele für großartige Leistungen nach dem Berufsleben. Das berühmteste dürfte wohl Konrad Adenauer sein, der mit fast siebzig Jahren Bundeskanzler wurde. "In Rente gehen" hört sich nicht gerade attraktiv an - so nach Altersmuff, nach Inaktivität. Wer aus dem Berufsleben austritt, muss sich wirklich neu orientieren, einen neuen Rhythmus finden, mit Schwierigkeiten kämpfen. Die sind nicht viel leichter, wenn auch ganz anders, als die Schwierigkeiten, denen man sich in der Jugend stellen musste, beim Eintritt ins Berufsleben. In beiden Fällen, lässt man einen Lebensphase hinter sich und muss Neuland betreten. Manch einer mag sein altes Leben nicht aufgeben, will festhalten, was er eigentlich loslassen sollte. Aber ein unreifer Erwachsener ist nichts Erfreuliches, ebenso wie ein krampfhaft jung bleibender Alter. Als junger Mensch muss man erwachsen werden - als alter Mensch weise. Blick nach vorn Wer nicht mehr aktiv im Berufsleben steht, ist leicht geneigt, lieber rückwärts als vorwärts zu blicken. Es kann lähmend sein, wenn man in der eigenen Vergangenheit versinkt. Noch lähmender ist der Gedanke, dass mit jedem Lebensjahr die gesundheitlichen Probleme größer werden, die Kraft abnimmt und die Zukunft immer kürzer wird. Unleugbare Tatsachen. Und doch ist das nur die eine Seite der Medaille. Denn mit der "Altersruhe" kann eine sinnvolle Lebensphase beginnen. Wer hat schon so viel Lebenserfahrung, so viel Berufserfahrung wie die Alten? Wer so vieles durchlebt hat, weiß auch, was wichtig ist und worauf es wirklich im Leben ankommt. Außerdem nimmt er sich selbst nicht mehr so wichtig und kann andere mit ein wenig mehr Verständnis beurteilen. Alles kostbare Eigenschaften, auf die man sich besinnen und anderen zu gute kommen lassen sollte. Viele Vereine sind dankbar für die Mitarbeit der Älteren. Freiwillige Dienst werden immer und überall gebraucht und geschätzt. Nicht zuletzt in christlichen Gemeinden! Ohne den Einsatz der Älteren wären manche Hauskreise oder Gemeindeveranstaltungen kaum durchführbar. Weisshaupt oder Weisheit? Und da ist auch noch die Sache mit dem "weise" werden mit den Jahren. Ist damit nur die Summe der Lebenserfahrungen gemeint, die Einsicht in komplizierte Zusammenhänge, spezielle Kenntnisse oder Fähigkeiten? Wird jeder Mensch auf irgendeine Art im Alter weise? Zu diesem Thema mag jeder andere Antworten finden. "Mit sechzig und kein bisschen weise", heißt es in einem Schlagertext. Hört sich lustig an, ist es aber in Wirklichkeit nicht, wenn wir ehrlich sind. In der Bibel wird von einer anderen Weisheit gesprochen, einer verborgenen Weisheit (1. Korinther 2,7), die Gott demjenigen schenkt, der ihn sucht. Sie ist unmittelbar mit Jesus Christus verbunden, denn in ihm liegen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen (Kolosser 2,3). Wer in diesem Sinne weise wird, besitzt auch Liebe und Verständnis und wird seine Zeit nach dem Berufsleben nicht als leer und sinnlos empfinden. So manch einer beginnt erst jetzt, sich mit dem Wort Gottes intensiver auseinander zu setzen und es in die Praxis umzusetzen. Einer unserer Freunde fing eine Bibelstunde in einem Altersheim an, die sehr beliebt wurde. Sieben Jahre lang ging er wöchentliche in dieses Heim und las mit einer Gruppe Bewohner gemeinsam in der Bibel. Inzwischen hat er sich auch als Prediger weiterbilden lassen und wird oft von anderen Gemeinden auf die Kanzel gerufen. Keiner, der seine "Altersruhe" mit Gott beginnt, rutscht auf Dauer ins Abseits. Auch wenn er vielleicht am Anfang die Zukunft als beängstigend empfindet oder einfach nicht gleich in den richtigen Rhythmus kommt in dieser neuen Lebensphase. Doch er darf wissen: Gott lässt seine Kinder nicht ins Unendliche fallen. Er fängt sie auf und schenkt ihnen Hoffnung und Zukunft. Ilona und Willi Weiberg verbringen ihren dritten Lebensabschnitt mit dem Schreiben christlicher Unterhaltungsliteratur. Ihre beiden letzten Bücher, "Verliebt in New York" und "Und plötzlich wird es Frühling", sind im Johannis-Verlag (Lahr) erschienen. Zitate: "Jetzt ist auch die Gelegenheit da, alte Freundschaften zu pflegen, vergessene wieder aufleben zu lassen, zu lesen, zu reisen, zu wandern, zu lernen." "Als junger Mensch muss man erwachsen werden - als alter Mensch weise." "Keiner, der seine ,Altersruhe' mit Gott beginnt, rutscht auf Dauer ins Abseits." TIPPS MACHEN SIE MEHR AUS IHREM ALLTAG!
Rentner

So entkommen Sie dem "Rentner-Frust". Tipps von Psychotherapeut Reinhold Ruthe.

1. Suchen Sie sich ein konkretes Ausgabenfeld, in dem Sie gebraucht werden. Zum Beispiel eine ehrenamtliche Tätigkeit.
2. Widmen Sie sich verstärkt Ihrer Familie, besonders Ihrem Ehepartner.
3. Pflegen Ihre Freundschaften.
4. Suchen und bauen Sie neue Kontakte auf.
5. Bewegen Sie sich. Wenn Ihre Gesundheit es zulässt, treiben Sie vermehrt Sport. Gehen Sie spazieren, fahren Sie Rad, gehen Sie schwimmen etc.
6. Legen Sie sich ein Hobby zu. Lernen Sie zum Beispiel noch eine Sprache, singen Sie, lernen Sie ein Instrument etc.
7. Legen Sie sich, wenn Sie die Möglichkeit haben, einen Garten an. Genießen Sie die Natur.
8. Erfreuen Sie sich an den Erinnerungen an das, was Sie bisher geleistet haben. Blicken Sie zurück auf das Gewesene, freuen Sie sich auf das Kommende.
9. Kommen Sie zu sich selbst und setzen Sie sich mit Ihrem Älterwerden auseinander.
10. Festigen Sie Ihre Beziehung zu Gott. Er führt Sie und Ihr Leben zum Ziel. Nehmen Sie die vermehrte Zeit an, die Gott Ihnen geschenkt. Er füllt Sie mit dem Mut zum Leben und dem Vertrauen, dass alles gut wird.

Datum: 15.01.2004
Quelle: Neues Leben

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung