DVD-Rückblick

2012 im Münsterhüsli

Das kleine Haus am Münsterplatz 13 in Basel beherbergt seit acht Jahren eine Wohngemeinschaft, die regelmässig zusammen betet und Gäste einlädt. Schwester Esther Herren berichtet:
Herzliches Willkomm am Basler Münsterplatz: Sr. Esther an der Türe.
Die WG am Basler Münsterplatz.

Wir sind zwei Schwestern (Diakonissen), die den stabilen Kern bilden; dazu kommen jeweils zwei bis drei junge Mitbewohnerinnen, oft Studierende. Das Zusammenleben in verschiedenen Generationen ist bereichernd und herausfordernd. Als WG teilen wir gerne, was wir haben: Menschen nutzen den Gebetsraum für einen Moment der Besinnung, suchen ein offenes Ohr, kommen zum Essen und eben zum gemeinsamen Gebet, morgens und abends um 7 Uhr.

Ein Supervisor hat mir mal den «DVD-Blick» beigebracht. Das bedeutet: Dankbarkeit vor Defizit. Mit diesem Blick schaue ich auf das vergangene Jahr zurück und es fällt mir nicht schwer, Anlässe zum Danken zu finden.

Gemeinschaft, die trägt

Seit Ende 2011 sind drei neue Mitbewohnerinnen bei uns. Keineswegs selbstverständlich, dass junge Frauen bereit sind, nebst Studium oder Beruf sich auf solch ein Engagement einzulassen und dazu aufs Zusammenleben mit uns ergrauten Häuptern! Es ist grosse Wertschätzung für einander gewachsen, wir unterstützen einander gegenseitig und jede kann ihre Fähigkeiten einbringen. Als Schwester, die seit Jahrzehnten gewohnt ist zu beten, tun mir die Fragen und die Frische der jungen Frauen gut. Und manchmal beschämt mich ihre herzliche Zuwendung zu Gästen, mit denen ich mich schwer tue.

Beten in allen Lagen

Alle engagieren sich im Leiten der Gebete, in denen sich liturgische Elemente und Freiheit in der Gestaltung gut verbinden. Die Klarheit hilft: Wir sind da und beten, egal, ob Leute von aussen dazu kommen oder nicht. Und unabhängig von unserer Stimmung. Nicht jede Gebetszeit ist ein Highlight, manchmal bleibt es trocken ... Doch öfters hab ich es im vergangenen Jahr erlebt, wie mich das gemeinsame Gebet am Morgen herausgeholt hat aus dem Drehen der Sorgen in der persönlichen Stillen Zeit. Und dann und wann entsteht eine Dichte in der Anbetung oder ein Feuer in der Fürbitte – das kommt von Gott, nicht von uns!

Segen fliesst

Menschen, die zu uns kommen, teilen ihre Sorgen und Anliegen mit. Gemeinsam bringen wir sie zu Gott, manchmal über lange Zeit. Und wir sind glücklich und mit-gesegnet, wenn andere Gottes Hilfe erfahren. So feiern wir mit Mary aus Ghana: Sie hat nach langer Suche eine Stelle als Pflegehelferin gefunden, wo sie aufblüht, dazu eine günstigere Wohnung – und konnte sich dadurch nach Jahren wieder einen Besuch bei ihrer Familie leisten. Ansteckende Freude! An der Pinwand hängt die Foto von Zwillings-Babies. Als arbeitsuchender und ziemlich verschlossener Junggeselle hatte ihr Vater erstmals bei uns angeklopft und kam immer wieder zum Abendgebet. Was für ein Glück, mitzuerleben, wie sich eines ums andere in seinem Leben wandelt!

Ausblick

Mit Dank und von Herzen möchte ich im neuen Jahr an diesem Lebensort bleiben und vertrauen, dass Gott neuen Segen schenkt und auch im Schwierigen mit uns ist. Und ich will es lernen, nein zu sagen zu manchen Dingen, die auch noch spannend und schön wären, damit ich wirklich hier zu Hause sein kann, bereit für Gott und die Menschen. Mein Wunsch ist, dass weitere Wohngemeinschaften entstehen, in vielerlei Formen, als Leuchtzeichen in unsern Städten und Dörfern!

Schwester Esther Herren (60) ist seit 35 Jahren Schwester in der Kommunität Diakonissenhaus Riehen. Teilzeitlich diverse Aufgaben in der Kommunität, Schwerpunkt im Münsterhüsli und der Kirchgemeinde. 

Datum: 28.12.2012
Autor: Sr. Esther Herren
Quelle: Livenet

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