Onlineseelsorge

350 Menschen suchen jährlich Kontakt mit Online-Pfarrer

„Wie trete ich wieder in die Kirche ein?“ „Darf meine konfessionslose Schwester Patin werden?“ „Was ist das eigentlich mit den Apogryphen?“ Allesamt Fragen, die der Online-Pfarrer Helwig Wegner-Nord schon per Email beantwortet hat. Etwa 350 Menschen hätten im vergangenen Jahr über Internet den Kontakt zu ihm gesucht, erklärte der Geschäftsführer des Medienhauses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau am 4. August in Frankfurt am Main vor Journalisten. Die Anzahl der Kontaktsuchenden sei seit der Einführung des Angebots vor sieben Jahren relativ konstant geblieben.
Helwig Wegner-Nord

Die meisten Korrespondenzen seien „Einmal-Mails“, also „Frage – Antwort – fertig“. Bei einem Siebtel folgten weitere Nachfragen, in wenigen Fällen hätte sich ein längerer Austausch mit mehr als zwanzig Mails entwickelt, sagt Wegner-Nord, der vor drei Jahren die Stelle übernommen hat. Etwa die Hälfte der Kontakte basierten auf dem Wunsch nach seelsorgerlicher Beratung. Im Online-Gespräch bewahre der Hilfesuchende eine noch grössere Anonymität als bei der Telefonseelsorge. Stimmfärbung oder emotionale Erregung liessen sich im schriftlichen Verkehr besser kontrollieren.

Die Online-Kommunikation erlaubt nach Wegner-Nords Erfahrung ein hohes Mass an Nähe. Durch die „Nichtidentifizierbarkeit“ reduzierten sich etwaige Hemmungen auf ein Minimum. Auf dieser Basis könnten also durchaus enge Beziehungen entstehen. Als Beispiel nannte Wegner das Schreiben einer Dame, die ausdrücklich begrüsste, „dass wir uns nicht gegenüber sitzen“.

Insgesamt sei die kirchliche Internetarbeit zu einem weit verbreiteten Arbeitsfeld gewachsen. Aufgrund der „niedrigschwelligen Zugangsweise“ versteht der Pfarrer seinen Onlinedienst als „Basisarbeit“, der ein komplementäres Angebot zur pfarramtlichen Tätigkeit sei. Wenn er das Gefühl habe, dass einem Menschen mit einem persönlichen Gespräch besser geholfen sei, verweise er ohnehin auf entsprechende Beratungsstellen.

Datum: 10.08.2005
Quelle: Epd

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