350 Menschen suchen jährlich Kontakt mit Online-Pfarrer
Die meisten Korrespondenzen seien „Einmal-Mails“, also „Frage – Antwort – fertig“. Bei einem Siebtel folgten weitere Nachfragen, in wenigen Fällen hätte sich ein längerer Austausch mit mehr als zwanzig Mails entwickelt, sagt Wegner-Nord, der vor drei Jahren die Stelle übernommen hat. Etwa die Hälfte der Kontakte basierten auf dem Wunsch nach seelsorgerlicher Beratung. Im Online-Gespräch bewahre der Hilfesuchende eine noch grössere Anonymität als bei der Telefonseelsorge. Stimmfärbung oder emotionale Erregung liessen sich im schriftlichen Verkehr besser kontrollieren.
Die Online-Kommunikation erlaubt nach Wegner-Nords Erfahrung ein hohes Mass an Nähe. Durch die „Nichtidentifizierbarkeit“ reduzierten sich etwaige Hemmungen auf ein Minimum. Auf dieser Basis könnten also durchaus enge Beziehungen entstehen. Als Beispiel nannte Wegner das Schreiben einer Dame, die ausdrücklich begrüsste, „dass wir uns nicht gegenüber sitzen“.
Insgesamt sei die kirchliche Internetarbeit zu einem weit verbreiteten Arbeitsfeld gewachsen. Aufgrund der „niedrigschwelligen Zugangsweise“ versteht der Pfarrer seinen Onlinedienst als „Basisarbeit“, der ein komplementäres Angebot zur pfarramtlichen Tätigkeit sei. Wenn er das Gefühl habe, dass einem Menschen mit einem persönlichen Gespräch besser geholfen sei, verweise er ohnehin auf entsprechende Beratungsstellen.
Datum: 10.08.2005
Quelle: Epd