Interview mit Pastor Dr. Tom Ascol

Wie macht man Lobpreis mit der Familie?

Lobpreis bereichert das Familienleben, findet der amerikanische Pastor Dr. Tom Ascol. Er möchte Familien ermutigen, gemeinsam Gott anzubeten. Und für ihn bedeutet Lobpreis mehr, als zusammen zu singen. Lobpreis ist eine Lebenseinstellung, die von klein auf trainiert werden kann - auch daheim. Er hat es ausprobiert und die Tücken und den Gewinn von Familienlobpreis kennen gelernt.
Familie

Warum ist Familienlobreis so wichtig?
Dr. Tom Ascol: Ich glaube, dass täglicher Lobpreis immer wichtig ist, egal, ob als Familie oder allein. Die Psalmen sind voll von Versen, die das bestätigen. «Schon früh am Morgen rufe ich zu dir, mein König und Gott. Ich bringe dir mein Opfer und bete, weil ich weiss, du hörst mich» (Psalm 5, Verse 3+4). Immer wieder singt David am frühen Morgen von Gottes Kraft und Gnade. Und er preist Gott jeden Tag. In Psalm 86, Vers 20 steht: «Gepriesen sei der Herr! Tag für Tag trägt er unsere Lasten. Gott ist unsere Hilfe.» Wenn wir jeden Tag Hilfe von Gott erfahren, sollte uns das ermutigen, ihn jeden Tag dafür zu preisen und zu loben.

Was mich im Bezug auf meine Kinder besonders angesprochen hat, war das Buch der Sprüche. Salomo verstand die Welt als ein Klassenzimmer, in dem er seinen Sohn in Weisheit unterrichtete. Gottes Fingerabdrücke sind überall, und wir müssen unsere Augen erziehen, diese Wunder zu sehen. Unser Herz sollte darauf mit Dank und Preis reagieren. In 5. Mose, Kapitel 6, Verse 4-7, steht ganz eindeutig, dass die Eltern ihren Kindern diese Worte einprägen sollen: «Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Ihr sollt ihn von ganzem Herzen lieben, mit ganzer Hingabe und all Eurer Kraft.» In der Bibel steht weiter, dass die Eltern immer von diesen Geboten reden sollen, egal, ob man zu Hause ist, unterwegs, zu Bett geht, oder aufsteht. Wenn wir diesen Lebensstil zu unserer Priorität machen, erinnern wir uns immer daran, dass wir wegen Gott leben und dass er es verdient, Tag und Nacht angebetet zu werden. Er wird unser Massstab, wie wir leben und andere behandeln.

Warum ist es so wichtig, Gott daheim anzubeten?
Manche Leute leben in zwei Welten. Der «heiligen» und der «säkularen» Welt. Wir beten Gott am Sonntag an, die anderen sechs Tage der Woche leben wir unser Leben. Diese Perspektive ist nicht biblisch und verbannt Lobpreis in einen frömmelnden Rahmen. Dazu kommt, dass unsere Kinder nicht das Training bekommen, das sie haben könnten und sollten. Wenn man Gott daheim anbetet, ist auch Raum für die Fragen der Kinder. Im Gottesdienst ist da oft keine Zeit dafür. Dazu kommt, dass Lobpreis in Gemeinden viel intensiver wird, wenn die Familien Gott auch regelmässig daheim preisen.

Was für Schwierigkeiten können auftauchen?
Als ich damit angefangen habe, waren meine unrealistischen Vorstellungen der grösste Knackpunkt. Ich hatte einige Bücher dazu gelesen, aber wie es dort beschrieben wurde, hat das bei uns daheim nie geklappt. Ich plante unseren «Familien-Lobpreisgottesdienst» für den Abend und hatte jeweils ein Bibelstudium vorbereitet, das ungefähr eine Stunde dauern sollte. Das war für mich das Mindeste, was man dem Gott des Universums geben sollte. Leider machte unsere Kleine nicht mit, und als sie krabbeln konnte, wurde es noch schwieriger. Als unsere zweite Tochter dazu kam, waren all meine korrekten Bemühungen dahin. Die zwei waren wie Rebellen. Sie waren nicht im Geringsten bewegt von meiner Interpretation des Wortes Gottes. Es war frustrierend! Irgendwann haben wir aufgegeben und wochenlang keine Andachten mehr gemacht, bis mich das schlechte Gewissen überkam und ich einen neuen Familiengottesdienst plante. Noch grösser und noch toller, damit wir alles wieder aufholen konnten, was wir die anderen Tage verpasst hatten. Aber egal wie gross mein Entschluss war, wir haben es nie durch das ganze Programm geschafft. Es war fürchterlich.

Irgendwann haben wir einen befreundeten Pastor besucht, bei dem war es ganz anders. Nach dem Abendessen holte er ein Buch, es hiess «die Kleinen zu Gott führen», und las daraus eine Seite vor. Dann gab es eine kleine Gebetsrunde. Es war sehr einfach, aber sehr effektiv. Und es dauerte nur fünf bis zehn Minuten. Die anwesenden drei Kleinkinder und das Baby, haben gut mitgemacht und die Erwachsenen auch. Dieses Erlebnis war sehr befreiend für mich.

Diese Geschichte verdeutlicht den grössten Störfaktor von Familienlobpreis: unrealistische Erwartungen, die aus wenig Erfahrung resultieren. Als unsere Familie grösser wurde und unsere Kinder eigenständiger, wurde es immer schwieriger, regelmässige Zeiten für Familienandachten zu finden. Wir haben drei Kinder, die ins College gehen und drei, die noch unter 17 Jahren sind. Und unsere Familienandachten wurden eher sporadisch, weil so gut wie nie alle Kinder daheim sind. Wir hatten uns angewöhnt darauf zu warten, bis alle nach Hause kommen. Immerhin lasen wir gemeinsam die Bibel und keiner sollte einen Teil verpassen. Und so wurde es immer später und später und es wurde immer einfacher zu sagen, dass es heute schon zu spät wäre. Wir haben jetzt also beschlossen, dass wir auch unsere Zeiten einhalten, auch wenn nicht immer alle da sind. Es gibt verschiedene Lebensabschnitte, und das ist o.k.

Wie macht ihr denn Familienlobpreis?
Wir planen es so, dass wir uns jeden Abend treffen, bis auf Mittwoch und Sonntag, da haben wir Treffen in unserer Kirche. Sonntags sprechen wir beim Mittagessen über die Predigt in der Kirche. Unsere Zeit ist sehr schlicht. Wir lesen verschiedene Bücher zusammen, eine Bibelstelle und die diskutieren wir dann durch. Da tauchen schon viele Fragen auf, und jeder kann sich überlegen, was für sich und für alle bedeutet. Wir singen Lieder, die sich die Kinder aussuchen dürfen. Und gelegentlich lernen wir einen Bibelvers auswendig. Und dann beten wir zusammen für die Anliegen, die jeder einzelne hat. Samstags beten wir für Missionare, die wir kennen und Leute, die für die Kirche arbeiten. Bei uns hat sich eingebürgert, dass wir uns zum Beten hinknien. Das zeigt uns als Familie, welchen Platz Gott bei uns hat. Die Andachten dauern zwischen 15 und 30 Minuten.

Warum empfehlen Sie Familienlobpreis?
Für uns ist es ganz normal geworden, als Familie über geistliche Themen zu sprechen. Kommunikation ist der Schlüssel für eine funktionierende Familie. Wir haben auch gelernt, ehrlich mit Problemen umzugehen. Fehler zuzugeben und Vergebung zu bekommen verändert Beziehungen. Unsere Lobpreiszeiten haben meiner Frau und mir die Chance gegeben, unsere Kinder echt kennenzulernen. Oft kamen die Kinder nach einer Lobpreiszeit zu uns und haben uns ihre Sorgen gebeichtet. Die gemeinsame Zeit hat sie ermutigt, sich uns zu öffnen. Unsere Kinder haben ausserdem gelernt, sich mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen und über theologische Fragen zu diskutieren. Still zu werden und zu beten. Sie haben auch gelernt, geduldig mit der eigenen Familie zu sein und ihren Eltern zu vergeben.

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Datum: 27.04.2010
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet.ch

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