"Jesus, du bist der Leader, der mich coacht"

"Mit dem traditionellen Kirchengesangbuch und den darin enthaltenen Gebeten erreicht die Kirche nur einen Bruchteil der Menschen", sagt der Ostschweizer Jungautor und katholische Theologiestudent Stephan Sigg (24). Sein neustes Werk, ein Gebetbuch für Jugendliche, soll Seelsorgenden zeigen, wie sie mit Jugendlichen ins Gespräch kommen können.
Stephan Sigg

Im neuen Gebetbuch für Jugendliche wird Jesus zum DJ mit dem Sound, der nie aus der Mode gerät, und Gott wird gebeten, eine E-Mail zu schicken mit einer Portion Hoffnung im Attachement. Das Buch heisst "Treibstoff: Zündende Gebete zu brennenden Fragen" und orientiert sich am Wortschatz der Jugendlichen. Es ist stark geprägt von der Rap- und Hip-Hop-Sprache.

Von der Liebeserklärung bis zum Brot-Rap

Laut Stephan Sigg greift das neue Buch mit insgesamt 48 Gebeten ganz verschiedene Themen auf. Liebe, Freundschaft, Talente und Beruf kommen genau so zur Sprache wie die Frage, ob es einen Gott gibt. Und die Armut beispielsweise wird mit dem Brot-Rap thematisiert: "Kann es nicht verstehn, will es nicht mehr sehn, dass wir in Luxus leben, ohne andren was abzugeben. Ich hoffe es geht in eure Schädel rein. Brot für die Welt. Und ganz viel Geld."

Der ernsthafte Inhalt und die moderne Sprache mit Ausdrücken aus der Jugendszene sind für den 24-jährigen Stephan Sigg kein Widerspruch. "Was ich hier zeige, sollte eigentlich der Normalfall sein", meint Sigg. "Eine moderne, zeitgemässe Sprache zu verwenden, ist das A und O, wenn junge Leute mit religiösen Fragen und Themen konfrontiert werden sollen."

Inspiration aus dem Glauben

Die Inspiration und die Ideen für seine Autorentätigkeit hole er sich im eigenen Glauben und in der Suche nach Antworten, sagt Sigg. Sein neustes Werk beruhe aber auch auf Gesprächen, die er mit Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht geführt habe. Genau hier soll das Gebetbuch auch zum Einsatz kommen. Er wolle mit seinem Werk dazu beitragen, dass sich junge Menschen zu den angesprochenen Themen eigene Gedanken machen und diese einander mitteilen, so Sigg weiter.

Stephan Sigg studiert in Chur Theologie. Mit seinem Gebetbuch dreht der Student den Spiess um und wird selber zum Lehrer. Er zeigt Professoren, wie kirchliche Inhalte in der modernen Zeit auch vermittelt werden können und ein Dialog mit jungen Menschen möglich wird. "Ich allein habe aber sicher nicht die ultimative Lösung", sagt Stephan Sigg. "Es ist ein Versuch und Impuls. Ich freue mich auch über Vorschläge anderer".

Erfolg in Österreich

Das Gebetbuch "Treibstoff" ist im österreichischen Verlag Tyrolia erschienen und daher in den ersten Wochen auch nur in Österreich vertrieben worden. Mit Erfolg. Österreichs katholischer Jugendbischof Franz Lackner ist begeistert von der neuen Gebetpädagogik und hat eine Empfehlung herausgegeben. "Beten ist Reden mit Gott in allen Lebenslagen. Davon zeugen in gelungener Weise die Texte dieses Buches", schreibt Lackner auf dem Umschlag.

Eugen Runggaldier, Jugendseelsorger der Diözese Bozen-Brixen, vergleicht das Buch mit Boxenstopps. "Solche Stopps braucht es nicht nur beim Autorennen, sondern auch im täglichen Leben" meint er. Das neue Gebetbuch liefere den "Treibstoff", um aufzutanken.

Homepage des Autors

Autor: Roger Fuchs

Datum: 03.03.2007
Quelle: Kipa

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