Beziehung zum dreieingen Gott

Echte geistliche Autorität

Die traditionellen Autoritäten sind ins Wanken gekommen. Echte Autorität im Sinne geistlicher Kompetenz entsteht, wenn sich Menschen auf eine Beziehung zum dreieingen Gott einlassen.
Die Bibel weist darauf hin, dass es eine persönliche Autorität gibt, die nicht an Geschlecht, Amt oder Uniform gebunden ist.

Macht ist vom biblischen Verständnis her nicht eine negative Sache. Sie ist nötig, um die zentralen Dinge und Interessen einer Gesellschaft zu regeln und Recht gegen Ungerechtigkeit durchzusetzen. Gott selbst übt Macht aus – zum Nutzen der Menschen. Und er delegiert Macht an Menschen in Familie, Kirche, Institutionen und Staat zum Zweck eines friedlichen und gerechten Miteinanders.

Im Sinne eines positiven Zugangs soll Macht in diesem Artikel vor allem mit „Autorität“ bezeichnet werden. Der griechische Ausdruck „Exousia“ kann sowohl die einem geistlichen Menschen zukommende geistliche Vollmacht und Autorität bezeichnen wie auch die Macht staatlicher Behörden.

Amtliche Autorität

Amtliche oder funktionale Autorität ist Macht, die von einer künstlich geschaffenen staatlichen, kirchlichen oder wirtschaftlichen Ordnung verliehen wird. Losgelöst von persönlicher Autorität muss sie als eine Notordnung innerhalb der gefallenen Schöpfung verstanden werden. Trotzdem fordert die Bibel dazu auf, sich auch solcher Macht unterzuordnen, da sie eine Ordnung ermögliche, von der alle profitieren, nicht zuletzt die christliche Gemeinde. Es gilt dennoch, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen (vgl. Die Bibel, Apostelgeschichte, Kapitel 5, Vers 29).

Damit darf es aber nicht sein Bewenden haben. Die Bibel weist unaufhörlich darauf hin – direkt und indirekt –, dass es eine persönliche Autorität gibt, die nicht an Geschlecht, Amt oder Uniform gebunden ist. Leit- und Idealbild solcher Macht verkörperte Jesus Christus selbst. Er hatte keine gesellschaftlich vergebene oder legitimierte Machtposition und erstaunte trotzdem in seinem Reden und Tun immer wieder die Menschen mit seiner überragenden Autorität.

Persönliche Autorität

Er setzte nicht Macht durch, sondern überzeugte durch seine Persönlichkeit. Das muss auch das Ziel jedes christlichen Menschen sein. Macht ausüben kann jeder durch eine amtliche Position, auch wenn seine Entscheidungen nicht überzeugen. Überzeugen kann man nur durch persönliche Autorität. Wir stellen heute fest, dass die institutionalisierte Macht ständig an Wirkung verliert. Entscheidungen staatlicher Behörden werden massiv hinterfragt. Auch der alte militärische Führungsstil funktioniert heute nicht mehr. Selbst in der Familie ist die traditionelle Führungsrolle des Mannes durch partnerschaftliche Entscheidungsfindung abgelöst worden.

Die gängigen Führungsrollen der Männer haben sich weithin aufgelöst. Wo man sie – etwa in christlichen Gemeinschaften – weiterhin aufrecht erhalten möchte, wirkt das anachronistisch. Ein Nachtteil? Wohl kaum, denn wo es um Werte und Haltungen geht, ist vor allem die persönliche Autorität gefragt. Das müsste christlichen Gemeinden und Institutionen entgegen kommen.

Religionsgründer, Politiker und Stars demonstrieren Macht

Persönliche Autorität ist Abglanz von Gottes Schöpfer- und Erlöserautorität. Sie ist deshalb nicht nur eine geistliche Kompetenz, sondern kann auch Menschen ohne eine christliche Spiritualität zukommen. Gerade auch solche Autorität ist missbrauchsgefährdet, was zum Beispiel die zahlreichen Religionsgründer, aber auch Politiker und Stars vordemonstrieren, welche oft mit Leichtigkeit eine unkritische Verehrerschaft um sich zu scharen vermögen. Autorität und Vollmacht im biblischen Sinne entwickelt sich erst, wenn sich Menschen auf eine enge Beziehung zum dreieinen Gott einlassen.

Wenn persönliche Macht vom Heiligen Geist durchdrungen und umgestaltet wird, wird sie zur Vollmacht. Reich Gottes lässt sich grundsätzlich nur durch geistliche Vollmacht aufbauen, denn hier herrschen andere Gesetzmässigkeiten. Reich Gottes wächst zum Beispiel durch Dienen, nicht durch Herrschen. Vollmacht kann unter dieser Voraussetzung in der eigenen Ohnmacht liegen. Ob einer geistliche Vollmacht besitzt, zeigt sich darin, dass er andere zu ermächtigen versteht und nicht seine eigene Position zu festigen sucht.

Geistliche Autorität

Die Verbindung von persönlicher und geistlicher Autorität ist an Voraussetzungen geknüpft. Diese können mit den vier Begriffen Selbstlosigkeit, Dienstbereitschaft, Liebe und Lebenshingabe umschrieben werden. Zu beobachten sind diese wiederum am Jesus Christus selbst. Er lebte diente Gott. Zu seinem himmlischen Vater pflegte er ein herzliches Vertrauensverhältnis.

In diesem nahm er seine Verantwortung gegenüber den Menschen wahr und verfolgte unbeirrt sein Lebensziel. Berufung, Treue und Beständigkeit zeichneten seine Wirkungszeit aus. Und so beglaubigte der Vater seinen Dienst auch durch Wunder und Zeichen.Geistliche Autorität zeichnet sich durch starkes Gottvertrauen, aber auch durch eine realistische Selbsteinschätzung und ein gesundes Selbstvertrauen aus. Sie weiss um die persönlichen Gefährdungen und Versuchbarkeiten. Sie kennt die ganz persönlichen Stärken und Schwächen und hat gelernt, mit ihnen umzugehen.

Bei mir selbst beginnen

Diese Einsichten müssen in der Praxis zum Tragen kommen. Das kann auf verschiedenen Ebenen geschehen. Zuerst einmal persönlich bei mir selbst. Es gilt zum Beispiel, gemäss der Bibel in 2. Timotheus, Kapitel 1, Vers 7 wieder neu die Herrschaft über mich selbst zu gewinnen im Zeichen von Kraft, Liebe und Besonnenheit. Ich muss meine Freiheit so ausgestalten, dass ich in der richtigen Situation ein Nein sagen kann und umgekehrt. Das ist ein Prozess, der Entwicklung und Wachstum erfordert.

Welche Folgen hat dies für meine Familie? Wir können uns zum Ziel setzen, unseren Ehepartner zu schützen, ohne ihn – oder sie – klein zu machen oder zu bevormunden. Wir stärken ihn in seinem Selbstbewusstsein und ermutigen ihn im Glauben. Wir schätzen uns gegenseitig in den Stärken und ertragen unsere Schwächen. Unsern Kindern sind wir gemeinsam ein Vorbild: wir erziehen sie dazu, den Willen Gottes zu kennen und zu tun, und wir ermutigen sie dort, wo sie sich für das Richtige und Gute entscheiden. Und wir halten auch in schwierigen Entwicklungsphasen zu ihnen.

In der Arbeitswelt und der Nachbarschaft sind Menschen gefragt, die Vertrauen schaffen, Frieden stiften und gegenseitige Wertschätzung fördern. Es gilt, zur richtigen Zeit das richtige Wort zu sagen, auch wenn es um den Bereich des Glaubens geht. „Gottes grosse Taten“ sollen bezeugt werden, wenn die Zeit dafür reif ist. Ein wichtiger Bereich ist auch die Wertschätzung der Schöpfung, die wir gemäss Gottes Schöpfungsauftrag mitgestalten und schonen.

Datum: 10.05.2007
Autor: Rolf Lindenmann
Quelle: Bausteine/VBG

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