Tabus bewusst gebrochen

Wenn der Hauptleiter mit der Freundin zusammenzieht

In der christlichen Gemeinde gibt es manche Tabus. Oft ist es nicht einfach, darüber zu reden. Noch heikler wird es, wenn eines der Tabus bewusst gebrochen wird.
Liebe

Der Hauptleiter der Jungschar eröffnete mir, dass er sich nun doch entschieden habe, mit seiner Freundin zusammenzuziehen. Er war sich bewusst, dass er damit einen Weg einschlägt, den er einerseits nie wollte und der anderseits im Hinblick auf seine Mitarbeit in der Gemeinde Auswirkungen haben würde. Im Gespräch kamen wir zum Schluss, dass er als Vorbild die Hauptleiterfunktion abgeben musste. Ich wusste, dass dieser Entschluss das Weiterbestehen der Jungschar in Frage stellt und der Gemeinde erklärt werden muss.

Es war der Wunsch des jungen Mannes, dies der Gemeinde anlässlich einer Gemeindeversammlung selber mitzuteilen, wozu ich ihm, nach Rücksprache mit der Gemeindeleitung, auch die Möglichkeit gab. So stand er vor der Gemeinde und erklärte, dass er mit seiner Freundin zusammenziehe und einsehe, dass er aufgrund dessen seine Aufgabe als Jungscharleiter nicht mehr ausüben könne. Diese Mitteilung wurde von vielen in der Gemeinde mit Betroffenheit aufgenommen. Andere waren der Meinung, dass man heute toleranter sein müsse und eine Mitarbeit trotzdem möglich sei. Einige Gemeindeglieder begannen, von da an konkret für diesen jungen Mann zu beten, obwohl er sich mehr und mehr von der Gemeinde distanzierte.

In Erwartung

Ein Jahr später begann er den Gottesdienst wieder regelmässig zusammen mit seiner Freundin zu besuchen. Beide wurden in der Gemeinde herzlich angenommen. Bald suchte er wieder das Gespräch mit mir. Er erklärte mir, dass sie ein Kind erwarteten und fragte mich, ob ich bereit wäre, an ihrer Hochzeit die Trauung zu halten. Weitere Gespräche folgten auch gemeinsam mit der jungen Frau. Einige Wochen später entschied sie sich für Jesus. Wie sollten wir das der Gemeinde sagen? Ich ermutigte die beiden, diese Information der Gemeinde selber mitzuteilen, wozu sie bereit waren. Dies war ein wichtiger Schritt, damit es nicht zu negativem Gerede kam. Vor einigen Wochen ist ihre kleine Tochter zur Welt gekommen, und wir hiessen sie in der Gemeinde als Geschöpf Gottes herzlich willkommen!
Da der Start in Ehe und Familie ungewöhnlich war, wird das junge Paar noch manche Hürde nehmen müssen. Die Gemeinde wird ihnen dabei durch das Gebet und das Handeln eine Hilfe sein.

Mein Fazit

- In persönlichen Gesprächen nicht verschweigen, was falsch gelaufen ist.
- Die Gemeindeleitung weiss um die Situation und trägt sie mit.
- Möglichst offene Information gegenüber der Gemeinde, damit sie ihre Aufgabe im Gebet und in Barmherzigkeit wahrnehmen kann.
- Die Bereitschaft der Betreffenden, Korrektur anzunehmen.

Es ist für die Betreffenden hilfreich, wenn sie ihr schuldhaftes Verhalten einsehen und bekennen. Dieses Bekenntnis muss aber nicht vor der Gemeinde geschehen.

Autor: Markus Mosimann

Datum: 08.04.2004
Quelle: Chrischona Magazin

Werbung
Livenet Service
Werbung