Wartezeiten

Menschen in der zweiten Reihe: Johannes

Er konnte neun Monate lang nicht sprechen. Seine schwangere Frau zog sich fünf Monate völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Ihr Sohn wartete später in der Wüste, bis er seine Aufgabe anpackte. Eine eigenartige Familie?
Verkehrsampel auf Rot

Ja, ist das nicht eine eigenartige oder sogar weltfremde, komische Familie, die uns da beschrieben wird? Stellen wir uns das vor! Alle warten, gewollt oder ungewollt.

In der Warteschlaufe

Wenn ich nach einem langen Flug darauf «plange», endlich in Zürich Kloten zu landen, kommt nicht selten die Durchsage: «Wir sind in der Warteschlaufe.» Und ich sehe auf der Landkarte vor meinem Sitz, wie wir zurück Richtung Österreich fliegen. O nein, das kann nicht sein! Was kann ich dagegen tun? Rein gar nichts. Und wenn ich mich beeilt habe, rechtzeitig beim Arzt zu sein, darf ich im Wartezimmer noch ganz gemütlich eine halbe Stunde warten. Was kann ich tun?

Lieben Sie vielleicht Wartezeiten? Kürzlich las ich, dass wir in der Warteschlange im Laden diese Zeit ja nutzen könnten, um an etwas Schönes zu denken, einen Smalltalk zu führen mit der Vorderschlangenfrau oder dem Hinterschlangenmann. Wir könnten leise beten für die gestresste Frau an der Kasse. Dann hätten Wartezeiten auch etwas Gutes.

Eine spezielle Lebensgeschichte

Nun aber zurück zur eingangs erwähnten Familie, die Sie wahrscheinlich erkannt haben: Es ist die spezielle Lebensgeschichte von Zacharias, Elisabeth und ihrem Sohn Johannes.

Zacharias, ein älterer Priester, der seit Jahren getreulich seine Pflicht im Tempel mit Freude erfüllt, sieht sich plötzlich einem Engel von Gott gegenüber. Er erschrickt und hat grosse Angst. Nach der wunderbaren Botschaft des Engels mit der Verheissung eines Sohnes getraut sich Zacharias, seine logischen, menschlichen Bedenken anzumelden. Er wird dafür «bestraft»: Weil er nicht geglaubt hat, wird er nicht mehr sprechen können, bis es soweit ist. Nach der Geburt ist ganz klar, dass er seinem Sohn den Namen gibt, den Gott ausgesucht hat. Sofort kann Zacharias wieder sprechen. Er dankt Gott und spricht prophetische Worte.

Elisabeth ist die Frau von Zacharias. Sie dankt Gott, dass er den Kummer und die Schande der Kinderlosigkeit von ihr genommen hat. Sie ermutigt später Maria, ihre Verwandte, mit Worten, die ihr Gottes Geist eingibt.

Johannes ist der verheissene Sohn von Elisabeth und Zacharias. Als Erwachsener wird er nach seiner Wüstenzeit zum bekannten «Johannes, der Täufer», dem Wegbereiter von Jesus. Johannes geht seinen Weg konsequent, lebt einfach, ruft viele Menschen zu einem Lebenswandel auf und wird schliesslich enthauptet.

Menschen in der zweiten Reihe

An jedem Ort und zu jeder Zeit gibt es Menschen im Hintergrund. Zacharias, Elisabeth und Johannes gehören auch zu ihnen. Sie hätten so viel murren können über die Wartezeiten auf dem eigenartigen Weg, den Gott ihnen zugemutet hat. Sie hätten eifersüchtig reagieren können auf ihre Verwandten, Maria und Josef mit Jesus. Aber ohne ihren selbstlosen Dienst wäre die Weihnachtsgeschichte und die Lebensgeschichte von Jesus wahrscheinlich ganz anders verlaufen. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, diese Familienstory im Original zu lesen in der Bibel in Lukas, Kapitel 1, Verse 5-80.

Ich ermutige Sie, Ihre persönlichen «Wartezeiten», gerade auch in der kommenden Adventszeit, mit Gott zu besprechen. Ich denke, jede Wartezeit, die wir in «Gottes Wartezimmer» verbringen, hat auch eine Verheissung.

Datum: 02.12.2013
Autor: Helene Maurer-Schaffer
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer»

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