Früh aufstehen

Der nachfolgende Text ist ein Auszug aus dem Buch "In Hingabe leben" von Watchmann Nee.

"Früh nach den Weinbergen aufbrechen, nachsehen, ob der Weinstock ausgeschlagen, ob die Blütezeit begonnen habe, ob die Granaten blühen; dort will ich dir meine Liebe schenken" (Hohel. 7,13).

"Gefestigt ist mein Herz, o Gott, gefestigt ist mein Herz! Ich will singen und spielen. Wache auf, meine Seele! Wachet auf, Harfe und Zither! Ich will aufwecken die Morgenröte" (Ps. 57,8-9).

"Gefestigt ist mein Herz, o Gott! Ich will singen und spielen. Wach auf, meine Ehre! Wach auf, Harfe und Zither! Ich will aufwecken die Morgenröte" (Ps. 108,1-3).

"Sie sammelten aber von demselben alle Morgen für sich, so viel ein jeder mochte; wenn aber die Sonne heiss schien, zerschmolz es" (2. Mose 16,21).

"Gott, mein Gott bist du; nach dir suche ich. Es dürstet nach dir meine Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren und erschöpften Land ohne Wasser" (Ps. 63,1).

"Wenn er sie tötete, dann fragten sie nach ihm, kehrten um und suchten nach Gott" (Ps. 78,34).

"Sättige uns am Morgen mit deiner Güte, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen"

(Ps. 90)

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Warum müssen wir früh aufstehen?

Was wir heute den Neubekehrten darlegen möchten, ist etwas ganz Einfaches: Wir müssen jeden Tag früh aus unserem Bett aufstehen. Ich möchte hier die Worte der Miss Groves zitieren, einer Mitarbeiterin der Miss M.E. Barer, die uns allen eine grosse Hilfe gewesen ist. Sie sagte einmal, die erste Wahl, die Beweis davon ablege, wie lieb ich meinen Herrn habe, sei die Wahl zwischen meinem Bett und dem Herrn. Wer es wählt, das Bett mehr zu lieben, schläft länger; wer es aber wählt, den Herrn mehr zu lieben, wird ein wenig früher aufstehen. Ich hörte von ihr diese Worte im Jahre 1921, und heute noch spüre ich deren Frische. Ja, der Mensch muss zwischen dem Bett und dem Herrn wählen. Wenn du dein Bett lieber hast, dann schlaf weiter; aber falls du den Herrn mehr liebst, musst du früher aufstehen.

Warum müssen wir früh aufstehen? Weil der frühe Morgen die beste Zeit ist, um dem Herrn zu begegnen. Alle Geschwister, ausser den wenigen, die körperlich behindert sind, sollten zum frühen Aufstehen ermuntert werden. Den meisten von uns fehlt gesundheitlich nichts. Unsere Krankheit ist die, dass wir uns selbst allzu lieb haben! Wenn der Arzt uns auf ein organisches Leiden, wie Tuberkulose oder Herzschwäche aufmerksam macht, dann sollten wir nicht früh aufstehen. Wir wollen nicht extrem werden. Den Kranken raten wir mehr Ruhe an. Für die meisten jedoch wünschen wir, dass sie so früh wie möglich aufstehen. Die Dämmerung ist die schönste Zeit, dem Herrn zu begegnen, die beste Möglichkeit mit ihm Gemeinschaft zu pflegen.

Eine ganze Reihe von Gottesknechten in der Bibel waren gewohnheitsmässige Frühaufsteher. Das Manna muss vor Sonnenaufgang gesammelt werden. Wer die Speise, die Gott für ihn bereitet hat, zu essen wünscht, muss früh aus dem Bett steigen. Sobald die Sonne heiss zu scheinen anfängt, schmilzt das Manna weg. Jeder Neubekehrte muss wissen, dass - falls er von Gott geistliche Nahrung oder Speise begehrt, im Geist erhoben werden und Gemeinschaft halten will - er etwas früher aufstehen muss. Wenn er zu spät aufsteht, wird er sein Essen verpassen. Das kränkliche Christenleben, welches heute unter Gotteskindern vorherrscht, ist weniger auf schwerwiegende geistliche Probleme zurückzuführen, als auf die Tatsache, dass morgens zu spät aufgestanden wird. Erachte es daher nicht als nebensächlich. Das geistliche Problem vieler liegt tatsächlich in ihrem Versäumnis, früh aufzustehen.

Es scheint, dass am frühen Morgen - vor oder gerade noch während der Dämmerung - Gott seine Kinder mit ihrem täglichen Bedarf an geistlicher Speise und heiliger Gemeinschaft mit ihm versieht. Wer spät aufsteht, wird es verpassen. Zahlreichen Kindern Gottes mangelt es nicht an Hingabe, Eifer und Liebe, und doch sind sie noch keine guten Christen, weil sie zu spät aufstehen. Früh aufstehen hat viel mit geistlichem Leben zu tun. Ich bin noch keinem Gebetskämpfer begegnet, noch kenne ich jemand, der dem Herrn nahe ist, der spät aufsteht. Alle die Gott kennen, gehen zum mindesten am frühen Morgen zu ihm.

"Die Tür dreht sich in der Angel und der Faule in seinem Bett" (Spr. 26,). Was tut der Faulpelz in seinem Bett? Wie die Tür sich in ihren Angeln dreht, wird sich der Faule in seinem Bett kehren, doch verlassen würde er es nicht. Er wendet sich einmal auf diese Seite, dann auf die andere, doch bleibt er im Bett. Viele Leute hängen einfach an ihren Betten. Sie drehen sich auf die linke Seite und finden das Bett herrlich; dann auf die rechte Seite, und noch immer finden sie es wunderbar! Wie gerne schlafen sie, schlafen noch ein wenig weiter und strecken sich noch eine Weile länger im Bett. Geschwister, merkt euch aber, dass ihr täglich früh aufstehen müsst, wenn ihr Gott dienen wollt.

Jeder, der vor Gott beschliesst, früh aufzustehen, wird bald mannigfaltigen geistlichen Segen erfahren. Seine Gebete zu anderen Tageszeiten können nicht mit den Morgengebetsstunden verglichen werden. Die Bibellese zu einer anderen Stunde kommt jener in der frühen Morgenstunde nie gleich. Und die Gemeinschaft mit dem Herrn ist nie so tief und erfreuend wie zu Tagesbeginn. Merke dir gut, dass die Morgenstunde die beste Zeit des Tages ist. Wir sollten unsere beste Zeit Gott darbringen und nicht Menschen oder den Geschäften der Welt. Der ist ein Tor, welcher den ganzen Tag in der Welt verbringt und dann abends, wenn er hundemüde ist, noch hinkniet, um die Bibel zu lesen und zu beten, bevor er ins Bett fällt. Wen wundert es, wenn sein Bibelstudium, seine Gebete und seine Gemeinschaft mit dem Herrn armselig sind? Sein Problem ist, dass er morgens zu spät aufsteht.

Beispiele von Frühaufstehern in der Bibel

Die Knechte Gottes der Bibel waren alle Frühaufsteher. Wir wollen einige von ihnen festhalten:

1. Abraham
"Abraham aber machte sich am Morgen früh auf an den Ort, da er vor dem Herrn gestanden hatte" (1. Mose 19,27). "Da stand Abraham am Morgen frühe auf" (1. Mose 21,14) "Da stand Abraham am Morgen früh auf" (1. Mose 22,3).

2. Jakob
"Und Jakob stand am Morgen früh auf" (1 . Mose 28, 18).

3. Mose
"Da sprach der Herr zu Mose: Mache dich morgen frühe auf und tritt zum Pharao …" (2. Mose 8,16). "Da sprach der Herr zu Mose: Mache dich am Morgen früh auf …" (2. Mose 9,13). "Da schrieb Mose alle Worte des Herrn nieder und stand des Morgens frühe auf und …" (2. Mose 24,4). "… und stand am Morgen früh auf und stieg auf den Berg Sinai…" (2.Mose 34,4).

4. Josua
"Da machte sich Josua früh auf …" (Jos.3, 1). "Da stand Josua am Morgen früh auf …" (Jos.6, 12). "Da machte sich Josua am Morgen früh auf …" (Jos. 7,16). "Und er machte sich am Morgen früh auf …" (Jos. 8,10).

5. Gideon
"denn als er am Morgen früh aufstand …" (Richt.6,38)

6. Hanna
"Und am Morgen früh machten sie sich auf, und als sie vor dem Herrn angebetet hatten …" (1. Sam. 1,19).

7. Samuel
"Und Samuel machte sich früh auf, um Saul am Morgen zu begegnen …" (1. Sam. 15,12 ).

8. David
"Da machte sich David am Morgen früh auf …" (1. Sam. 17,20).

9. Hiob
"Er stand des Morgens früh auf und brachte Opfer …" (Hiob 1,5).

10. Die Apostel
"Als sie es aber gehört hatten, gingen sie frühmorgens in den Tempel" (Apg. 5,21).

11. Maria Magdalena
"Aber auch einige Frauen von uns haben uns aus der Fassung gebracht, die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind" (Luk. 24,22). "Als er aber früh am ersten Wochentag auferstanden war, erschien er zuerst der Maria Magdalena …" (Mark.16, 9). "An dem ersten Wochentag aber kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zur Gruft …" (Joh.20, 1).

12. Der Herr Jesus
"Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus und ging fort an einen einsamen Ort und betete dort" (Mark.1,35).

In all diesen Versen wird frühes Aufstehen erwähnt. Gerade in dieser Zeit wurden viele Dinge geregelt, die das Werk des Herrn und die Weihe betrafen. Gottes getreueste Diener im Alten wie im Neuen Testament waren alle Frühaufsteher. Alle hatten sie die Gepflogenheit, sich am frühen Morgen mit Gott auseinander zusetzen, mit ihm Gemeinschaft zu halten und für ihn Arbeiten zu tun.

Obwohl uns Gott in der Bibel nirgends ausdrücklich gebietet, früh aufzustehen, sollten uns doch die Beispiele aller treuen Gottesknechte Hinweis genug sein.

Daher sollten junge Geschwister, die dem Herrn nachfolgen wollen, nicht verächtlich die Frage stellen, welches denn der Unterschied zwischen einer früheren oder etwas späteren Stunde sei. Wir haben genügend Erfahrung, um sagen zu können, dass unsere Bibellese verdorben sein wird, wenn wir eine Stunde später aufstehen, und wenn wir zwei Stunden länger liegen bleiben, es mit dem Gebet aus sein wird. Ich kann persönlich bezeugen, dass eine Stunde Bibellesen am frühen Morgen mehr hergibt, als wenn ich eine Stunde später genau gleich lange in der Bibel lese. Diese beiden Stunden sind nicht gleich. Die Resultate des Bibellesens und Betens sind unterschiedlich.

Früh aufstehen ist ein grosser Segen. Wir wünschen, dass niemand, der sein Christenleben beginnt, dieses Segens des frühen Aufstehens verlustig geht. Während meiner drei ersten Jahre als Christ, wurde ich mindestens fünfzig Mal von verschiedenen Leuten gefragt, wie früh ich aufstehe. Niemand wollte, dass ich einen solch grossen Segen verpassen sollte. Die Welt mag darin keinen Unterschied sehen, ob man zwei Stunden früher oder später aufsteht; so etwas mag auf die Dinge der Welt auch keinen Einfluss ausüben, doch lasst es euch gesagt sein: In geistlichen Belangen macht es einen grossen Unterschied.

Und nicht nur viele Diener Gottes waren Frühaufsteher, der Herr selbst pflegte früh aufzustehen. Vor Tagesanbruch stand er auf, um zu beten. Früh am Tage rief er seine zwölf Jünger. Wenn wir nicht früh genug aufstehen, wird unser geistliches Leben zweifellos sehr dürftig bleiben.

Nebst den zwölf oben erwähnten Beispielen von Frühaufstehern aus der Bibel könnten wir eine ganze Reihe von Gottesknechten aus der Geschichte erwähnen, die alle früh aufstanden.

Alle, die ich je gekannt habe oder von denen ich gelesen habe, die irgendwie brauchbare Werkzeuge in Gottes Hand waren, haben die Wichtigkeit des Frühaufstehens beachtet. Sie sprechen von einer Morgenwache. Hast du schon von solchen gehört, die wachten, nachdem die Sonne schon aufgegangen war? Nein, Wache hält man, bis die Sonne aufgeht. Also muss eine Morgenwache früh gehalten werden, ansonsten es keine Wache mehr ist.

Morgenwache halten ist wahrlich unser christliches Erbe; Gottes Kinder sollten es nicht von sich werfen. Gleichwie die Gemeinde diese Gewohnheit all die Jahrhunderte hindurch gepflegt hat, sollten wir sie erhalten und der kommenden Generation weiterreichen. Wir wollen den Namen behalten und es eine Morgenwache nennen, wollen die jüngere Generation dazu anhalten, früh aufzustehen, um Gott zu begegnen.

Ich kannte einige Missionare, die der Herr gewaltig verwendet hat, wie Miss M.E. Barber und Miss Groves. Beide standen während Jahrzehnten früh auf: Miss Groves war immer vor fünf auf und auch Miss Barber zwischen vier und fünf. Sie sagten mir, sie wagten nicht allzu warm zu schlafen, sonst möchten sie am frühen Morgen nicht aufstehen können.

Georg Müller stand früh auf, ebenfalls John Wesley und mit ihnen viele Knechte Gottes. Daher erwarten wir von jungen Geschwistern, dass auch sie früh aufstehen und nicht die Zeit im Schlaf zerrinnen lassen.

Was tun wir, nachdem wir früh aufgestanden sind?

Unsere Absicht ist es nicht, die Leute am frühen Morgen einfach aus dem Bett zu jagen. Wir trachten nach geistlichen Inhalten und Werten. Dies sind einige Dinge, die wir tun sollten, nachdem wir aufgestanden sind:

1.Mit Gott Gemeinschaft haben
Dazu stehen wir früh auf. "Wir wollen uns früh aufmachen … dort will ich dir meine Liebe schenken" (Hohel. 7,13).

Da es die beste Zeit des Tages ist, sollte sie damit verbracht werden, mit Gott Gemeinschaft zu halten, stille auf ihn zu harren, in seiner Gegenwart nachsinnen, um von ihm Anweisung und Führung zu empfangen. Dadurch, dass wir ihm unseren Geist öffnen, lassen wir Gott zu uns sprechen.

Mit Gott Gemeinschaft haben, heisst seinen Geist Gott geöffnet zu haben. Und sowie der Geist Gott geöffnet ist, ist auch der Verstand ihm geöffnet. Das gibt Gott Gelegenheit, uns Licht zu vermitteln, ein Wort mitzuteilen, in uns einen Eindruck zu schaffen und uns eine lebendige Berührung mit ihm zu gewähren. Die Seele geniesst das Vorrecht, es lernen zu dürfen, Gott zu berühren, Besinnung und stille Betrachtung zu üben und sich dem Herzen Gottes zu nähern. Das ist, kurz gefasst, Gemeinschaft mit Gott.

Singen und Lobpreisen
Die Morgenstunde ist die schönste Zeit, dem Herrn Lobpreis zu singen. Da mögen wir ihm unser höchstes Lob singen.

Vor Gottes Angesicht Speise suchen
Dies ist auch die Zeit, unser Manna zu sammeln. Was ist unser Manna? (Manna ist natürlich ein Bild auf Christus, doch hier wollen wir nicht darauf das Gewicht legen.) Es ist das Wort Gottes, dessen wir uns täglich erfreuen, durch welches wir auch Kraft empfangen, um durch die Wüste zu wandern. Manna ist die Speise der Wüste. Es muss am frühen Morgen gesammelt werden. Wie könnte man auch gesättigt und genährt werden, wenn man den frühen Morgen in anderen Obliegenheiten verbringt?

Wir haben schon erwähnt, dass jedermann zwei Bibeln besitzen sollte: Eine, in der man in Ruhe am Nachmittag liest, in die man Verschiedenes hineinschreiben kann, und eine, die man morgens liest, in die nichts eingetragen werden sollte, denn sie ist allein für das Einsammeln von Manna. Lest keine langen Abschnitte am Morgen; erwählt euch vielmehr einen kurzen Abschnitt der Schrift und mischt unter das Wort Gebet, singt zum Lesen, und haltet dabei Gemeinschaft mit Gott.

Wir halten dafür, dass wir früh aufstehen, um mit dem Herrn Gemeinschaft zu pflegen. Das heisst jetzt nicht, dass Gemeinschaft der erste Schritt sei, Lobpreis der zweite, Bibellesen der dritte und Gebet der vierte. In Wahrheit ist es ein Zusammentragen all dieser Dinge, indem man sie vor Gott mischt. Du kannst vor dem Herrn erscheinen, indem du sein Wort öffnest und an die Worte aus Maleachi denkst: "Gedenket des Gesetzes Moses, meines Knechtes, welches ich ihm auf Horeb an ganz Israel geboten habe" (Mal. 3,22). Du magst dein Gebet mit Lesen im Wort verknüpfen; du kannst Sünden bekennen, nachdem du Gottes Wort gelesen hast. Vielleicht willst du Gott Dank sagen für besondere Gnade, die du empfangen hast. Oder du magst entsprechend dem Wort, das du soeben gelesen, eine besondere Bitte an Gott richten; oder Gott einfach sagen, dass du gerade das in der Schrift Erwähnte benötigst. Zu vielen Aussagen kannst du sagen: "Herr, ich glaube", viele Verheissungen kannst du mit: "Herr, ich empfange" beantworten. Manchmal möchtest du Gott danken, weil seine Verheissung so grossartig ist. Manchmal bist du gedrängt, für Geschwister und auch für dich selbst zu beten, weil du erkennst, dass ihre und auch deine Lage den Aussagen der Bibel nicht entsprechen. Dergestalt bekennst du sowohl deine eigenen Sünden als auch jene der ganzen Gemeinde. Nein, du kritisierst niemand vor Gott, auch klagst du niemand an, sondern du bittest Gott schlicht darum, sein Wort in deinen Geschwistern und in dir zur Erfüllung zu bringen. Du betest für dich und für andere.

Aus diesem Grund sollte die Bibellese am Morgen nicht zu lang sein. Drei bis fünf Verse sollten genügen für eine Stunde Gemeinschaft und Gebet. Bete über alles und teile es Gott mit. David und Nehemia sind gute Beispiele für Männer, die das auch taten; sie kannten Gott und pflegten Umgang mit ihm.

In den Psalmen Davids fällt uns auf, wie er oft die angesprochene Person von "du" oder "ihr" auf "er" überwechselt. Einmal spricht er zu Menschen, aber im nächsten Augenblick wendet er sich im Gebet zu Gott. Im gleichen Psalm kann er einige Worte an Menschen richten, und die folgenden Worte spricht er zu Gott. Wenn wir es nicht verstehen, die Psalmen richtig zu lesen, werden wir Schwierigkeiten haben, ihn zu verstehen. Aber gerade diese Psalmen beweisen, dass David ein Mann war, der den Umgang mit Gott pflegte. Ich kann nicht zur gleichen Zeit mit Brüdern und zu Gott sprechen, doch in den Psalmen Davids finden wir diese zwei Dinge gemischt.

Auch Nehemia war ein solcher Mann. Er mengte Gebet unter die Erledigung irdischer Geschäfte. Als er mitten in seiner Aufgabe stand, sprach er einige Worte und zugleich auch ein kurzes Gebet. Sogar als er dem König Antwort gab, sprach er sowohl mit dem Herrn als auch mit dem König. Diese Art von harmonischer Verbindung ist ein wichtiger Grundsatz im Leben des Gläubigen.

Einen ähnlichen Zug finden wir in den Briefen des Apostels Paulus. Der Römerbrief ist an die Gläubigen in Rom gerichtet, doch immer wieder sehen wir, wie die Worte des Paulus an den Herrn gerichtet sind, als hätte er die Römer ganz vergessen.

Etliche Leser mögen das Leben der Madame Guyon schon gelesen haben. Ihre Autobiographie hat einen besonderen Wesenszug: Während die meisten

Lebensgeschichten den Menschen zum Lesen geschrieben wurden, ist die ihre sowohl für Gott als auch für Menschen. Einmal spricht sie zu LaCombe (denn er war es, der sie gebeten hatte, ihre Lebensgeschichte niederzuschreiben), und im nächsten Augenblick redet sie mit dem Herrn.

Das nennen wir Gemeinschaft oder Umgang. Wo es anfängt und aufhört, ist nicht bestimmt. Sobald unser Geist aufsteigt, treten wir hinaus, um dem Herrn zu begegnen. Man braucht die Obliegenheiten der Welt nicht zur Seite zu stellen, um zu beten, noch kann man sie erst dann wieder aufnehmen, wenn man das Gebet beendet hat.

In der Tat: Der frühe Morgen ist die beste Zeit, um Manna zu sammeln. Lerne es, Gebet, Anbetung und Gemeinschaft unter das Wort zu mengen. Eine Zeitlang bist du auf der Erde, im nächsten Moment schon im Himmel; du bist einen Augenblick in deiner eigenen Gegenwart, und dann begibst du dich in Gottes Gegenwart. Wenn du so deine Zeit jeden Morgen vor Gott verbringst, wirst du täglich befriedigt werden. Du wirst dich am Wort Christi gesättigt haben, denn Christus ist das Wort Gottes. Du wirst auch dem Wort Christi Raum gemacht haben, reichlich in dir zu wohnen. Diese Art, Gottes Wort zu lesen, vom Manna zu essen, ist unerlässlich. Die vielen Brüder und Schwestern, die sich mühsam durch die Wüste schleppen, möchten wir fragen, ob sie schon gegessen haben. Sie vermögen nicht zu laufen, weil das, was sie gegessen haben, nicht ausreicht, um sie zu ernähren. Das Manna muss am frühen Morgen aufgesammelt werden. Steht darum ein wenig früher auf, damit ihr nicht eure Speise verpasst.

Lasst uns am frühen Morgen Umgang mit Gott pflegen, ihn preisen, beten und unser Manna essen. "O Gott, du bist mein Gott, frühe suche ich dich" (Ps. 63,1). "Und kehrten um und suchten Gott frühe" (Ps. 78,34). In beiden Psalmen finden wir im Original das Wort "frühe". Der frühe Morgen ist die Zeit zum Beten. Nachdem man mit Gott Gemeinschaft gehalten und sich am Manna gesättigt hat, ist man gestärkt, um alle Anliegen vor Gott auszubreiten, um sorgfältig über ihnen zu beten. Gebet erfordert Kraft; die Schwachen können nicht beten. Mit der neuen Kraft, die man aus dem Umgang mit Gott und vom Manna erhalten hat, ist man fähig zu beten - für sich selbst, für die Gemeinde und für die ganze Welt.

Jeder Christ sollte die vier Dinge kennen, die er jeden Morgen ernsthaft vor Gott tun sollte: Gemeinschaft, Anbetung, Bibellesen und Beten. Wenn er diese vier Dinge vernachlässigt, wird es der Tag offenbaren. Sogar ein Mann wie Georg Müller bekannte, dass sein geistlicher Zustand am ganzen

Tag davon abhing, ob er am Morgen völlig gesättigt worden sei oder nicht. Sein früher Morgen sagte den Tag voraus. Viele Christen finden ihre Tage deshalb hart, weil ihre Morgen schlecht verbracht wurden. (Ich anerkenne, dass derjenige von äusseren Umständen nicht stark beeinflusst wird, der zwischen Geist und Seele zu unterscheiden versteht und deshalb auch vom Verbrauchtwerden des äusseren Menschen weiss. Doch dies ist ein völlig anderer Gesichtspunkt).

Junge Gläubige muss man dazu ermuntern, früh aufzustehen, denn wenn sie einmal in diesem Punkt gleichgültig geworden sind, werden sie in beinahe allen Dingen gleichgültig werden. Gewaltig ist der Unterschied am Tag, der davon herrührt, ob wir am Morgen gesättigt worden oder leer ausgegangen sind!

Ich erinnere mich an folgende Bemerkung eines bekannten Pianisten: "Wenn ich einen Tag nicht geübt habe, merke ich gleich, dass etwas nicht in Ordnung ist; nach zwei Tagen merkt es auch meine Frau, und wenn ich drei Tage lang nicht geübt habe, fällt es aller Welt auf, dass etwas nicht mehr stimmt." Vergessen auch wir nicht, dass nicht nur wir selbst und unsere Frauen, sondern die ganze Welt es wissen wird, wenn wir es versäumen, einen guten Morgen mit dem Herrn zu verbringen. Warum? Weil wir es unterlassen haben, an die Quelle unseres geistlichen Lebens zu gehen. Junge Gläubige sollten sich in strenge Zucht nehmen und am Morgen früh aufstehen, um mit dem Herrn Umgang zu pflegen, ihn anzubeten, die Bibel zu lesen und zu beten, damit sie auf diese Weise gut genährt werden.

Einige Dinge, die beim Frühaufstehen zu beachten sind

Schliesslich möchten wir auf einige praktische Dinge im Zusammenhang mit dem Frühaufstehen hinweisen.

Um früh aufzustehen, muss man früh ins Bett gehen. Alle Frühaufsteher haben die Gewohnheit, sich früh schlafen zu legen. Man darf nicht erwarten, früh aus dem Bett steigen zu können, wenn man sich spät zur Ruhe gelegt hat. Das wäre als ob man eine Kerze an beiden Enden anzünden würde.

Setze den Zeitpunkt des Aufstehens nicht allzu früh an. Es gibt solche, die sich vornehmen um drei oder vier Uhr morgens aufzustehen. Sie versuchen es einige Tage, und dann geben sie auf. Der Versuch, allzu früh aufzustehen, wird in ein Versagen ausmünden. Wir wollen eher massvoll sein und um fünf bis sechs herum aufstehen - gerade vor oder bei der Dämmerung.

Wenn wir die Zeit zu früh festsetzen wollen, wird es schwierig sein, durchzuhalten. Sich zuviel zumuten, wird zu einem schlechten Gewissen führen; wir aber sollten stets ein Gewissen wahren, das frei von Anstoss ist. Daher befürworten wir keine Extreme. Ein jeder von uns überdenke es gründlich vor dem Herrn, indem er körperliche Verfassung und andere Umweltbedingungen mit in Betracht zieht, und so mag er dann für sich ermessen, welches die passende Zeit zum Aufstehen ist.

c) Entwickle die Gewohnheit, früh aufzustehen.

Dass man in den ersten Tagen, wenn man beginnt, früh aufzustehen, Mühe hat, ist nicht zu vermeiden. Man hat das Bett noch so lieb, und findet es entsprechend schwierig, aus den Federn zu kommen. Es dauert eine Zeit, bis sich eine Gewohnheit gebildet hat. Anfangs wird man sich zum Aufstehen zwingen müssen, doch nach einer Zeit wird man mühelos das Bett verlassen können. Die menschlichen Nerven sind wie ein Baum auf einem Hügel, der sich in Windrichtung neigt. Wenn der Wind immer in dieselbe Richtung bläst, gewöhnt sich der Baum daran, sich in diese Richtung zu neigen. Angenommen, deine Gewohnheit sei es, spät aufzustehen. Das ist, als ob du nach Norden geneigt wärest. Aber nachdem du mehrere Male versucht hast, früh aufzustehen, wirst du dich gegen Süden zu neigen beginnen. Dann wirst du es schwierig finden, spät aus dem Bett zu steigen, denn du kannst nicht weiterschlafen. Bis sich diese Gewohnheit jedoch entwickelt hat, bitte Gott darum, dir Gnade zu schenken, dass du dir die Gepflogenheit des frühen Aufstehens aneignen kannst. Versuche es mehrmals, tu es wieder und wieder. Lerne täglich, dein Bett zu verlassen, bis sich die Gewohnheit entwickelt hat, und du die Gnade der Morgengemeinschaft mit Gott geniessen darfst.

d) Unser Schlaf sollte nicht länger als acht Stunden sein. Verzeiht mir bitte, dass ich mich über die Ärzte hinwegsetze und mich direkt an die Neubekehrten wende. Ich bin der Meinung, dass nur wenige Leute mehr als acht Stunden Schlaf nötig haben. Mache aus dir eine Ausnahme. Wenn der Arzt dir nicht mehr Ruhe vorschreibt, wegen eines körperlichen Leidens, sind acht Stunden Schlaf völlig ausreichend. Mache dir keine Sorgen wegen deiner Gesundheit, wenn du beginnst früh aufzustehen. Viele lieben sich selbst zu sehr und werden vor lauter Sorgen krank. Der durchschnittliche Schlafbedarf für einen normalen Menschen liegt zwischen sechs und acht Stunden. Solange du dich in diesem Rahmen aufhältst, wirst du genug Schlaf bekommen.

e) Dem Faulen muss man einen kleinen Stoss geben. Wir gehören jetzt der Gemeinde als Glieder am Leibe Christi an. Wie dürfen wir da fahrlässig sein? Der Faulpelz braucht ein wenig gerüttelt und gezogen zu werden. Gleicherweise müssen auch, die nur drei oder vier Stunden schlafen, zurechtgewiesen werden, denn Schlafmangel kann zur Ursache von Krankheiten werden. Halten wir uns an den Durchschnitt von acht Stunden.

Jungen Gläubigen eine Hilfe sein

Ich hoffe, dass die Brüder, die im Herrn schon weiter vorangekommen sind und somit vor Gott einiges Gewicht haben, die Verantwortung übernehmen, dass in der Gemeinde stets Morgenwachen gehalten werden. Sie sollten selber Frühaufsteher sein und den Jungen dazu verhelfen, in diesen gesegneten Stand zu treten. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sollten sie die Jungen fragen: "Bruder, wann stehst du zurzeit jeweils auf? " Viele stehen um acht Uhr auf, frühstücken in fünf Minuten und nehmen sich noch fünf Minuten, um durch die Bibel zu eilen. Sie verbringen zuviel Zeit im Bett. Deshalb sollten die Älteren die Jungen nach ihren Schlafgewohnheiten fragen, und diese Nachfrage ein ganzes Jahr lang vielleicht aufrechterhalten.

Merke dir: Früh aufzustehen ist die erste Gewohnheit, die ein Christ sich zulegen sollte. Sich um den Tisch des Herrn zu versammeln ist auch eine Gewohnheit. Beide Gewohnheiten müssen sich die Jungen aneignen, doch tragen die älteren Gläubigen die Verantwortung, ihnen dabei zu helfen. Wie zahlreich sind doch all jene, die den Segen des Frühaufstehens nie erfahren haben.

Wenn die Gemeinde in dieser Übung Fortschritte macht, wenn viele Geschwister es lernen, früh aufzustehen, wenn jeder vor Gott tritt und täglich ein wenig mehr Licht empfängt, wie reich wird dann die Gemeinde werden, wie wird das Licht hervorbrechen! Wenn die Gemeinde arm ist, dann nur deshalb, weil allzu wenige überhaupt etwas vom Haupt empfangen - auch wenn jeder von uns nur ein wenig empfinge - wäre das Resultat eine überaus reiche Gemeinde.

Unsere Antwort liegt nicht in zehn oder hundert speziellen Mitarbeitern oder Dienern, die unter uns wirken sollten. Wir erwarten von allen Gliedern des Leibes, sich vor Gott zu erheben, um Reichtümer und Gnade entgegenzunehmen. Wenn alle Brüder und Schwestern diesen Weg gehen, dann werden die Reichtümer unter uns unermesslich sein. Ich habe oft den Eindruck, dass Gott viel mehr schenken könnte, als wir den Brüdern mitgeben können. Aber was jedes Glied direkt vom Haupt hinnimmt, ist dem ganzen Leib zum Segen. Mögen viele solche empfängliche Gefässe vor Gott stehen, von denen jedes seinen kleinen Anteil gewinnt, um ihn dem Leib mitzuteilen. Lasst uns aus diesem Grund Frühaufstehen nicht als eine kleine Sache abtun. Lasst uns alle gemeinsam die Morgenwache halten, und dann werden wir alle zusammen einen Schritt weiter vorangehen.

Datum: 05.03.2005
Autor: Watchmann Nee
Quelle: In Hingabe leben

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