Vision 200-Team

Zwischen willkürlich und übernatürlich

Rund 70 junge Christen schwärmten im Rahmen der Aktion „Vision 200“ von Thun in die Deutschschweiz aus, um Menschen Jesus Christus den Leuten ganz praktisch, mit Wort und Tat nahe zu bringen. Sie taten dies nach dem Vorbild der ersten Nachfolger von Jesus, die von ihm ausgesandt wurden, um ihren Landsleuten mit der Botschaft vom rettenden Eingreifen Gottes bekannt zu machen. Während bis zu zehn Wochen zogen sie deshalb durch die Schweiz.
Unterwegs für Gott
Säm und Dan in Lunden bei Schiers
Teilnehmer von Vision 200
Gebet vor dem Einsatz auf dem Niesen
Teilnehmer von Vision 200
Das Wort Gottes ist gemäss der Bibel wie ein Schwert, welches Mark und Bein, Seele und Geist scheidet und so die Gedanken und Motive von uns Menschen aufdeckt.
Dan schreibt Tagebuch im Schein der Stirnlampe
Sam beim Kreuz auf Pany

Daniel Gerber sprach mit zwei Teilnehmern; Dan Fluri und Samuel Marti.

Livenet: Ihr seid die ganzen zehn Vision 200-Wochen unterwegs, wo wart ihr bisher?

Samuel Marti: Unsere Strecke führte von Thun nach Röthenbach im Emmental, Schüpbach, Bern, Langenthal, Baden, Uster, Winterthur, Weinfelden, Kaltbrunn, Bad Ragaz, Lunden – das liegt bei Schiers – und Langnau.

Zehn Wochen sind nicht gerade ein Pappenstiel. Wie kam es zur Teilnahme?

Samuel Marti: Als der Prospekt ins Haus geflattert kam, jubelte ich, denn es war genau meine Vision. Gott hatte mir schon vor sieben Jahren gezeigt, dass Gruppen junger Menschen durch unser Land ziehen würden, um das Evangelium zu verkünden. Als ich aber las, dass der Einsatz zehn Wochen dauerte, legte ich den Prospekt wieder weg. Als Lehrer kam das für mich nicht in Frage. Für Gott aber schon. Er sagte mir deutlich, dass ich dort dabei sein soll. Ich musste Verpflichtungen absagen, was teils schwierig und demütigend war. Auch hiess es, meine Arbeit zu künden. Mir wurde klar, dass jetzt eine Zeit folgt, in der ich die Arbeit zurückstecken muss. Hinzu kam nun: Das Haus in dem ich wohnte, wurde verkauft, so dass ich auf den Vision 200-Starttermin meine Wohnung räumen musste. Das war Gottes Art, auf meine Frage zu antworten, wie ich den Zins während der Vision 200 bezahlen soll.

Von der Käuferin des Hauses erhielt ich eine Arbeit angeboten: Sie richtet dort eine Wohnfamilie für Kinder ein. Nach Vision 200 werde ich dort in der Betreuung mitarbeiten. So hat Gott auch in diesem Bereich vorgesorgt.

Dan Fluri: Letztes Jahr war ich neun Monate in Neuseeland. Unter anderem besuchte ich dort eine Jüngerschaftsschule von Jugend mit einer Mission. Zuerst hatten wir drei Monate Schule, dann neun Wochen Verkündigung in Neuseeland und auf Tonga. Als ich wieder in der Schweiz war, dachte ich: „In Neuseeland und auf Tonga habe ich evangelisiert, doch für meine Mitmenschen in der Schweiz habe ich noch nicht viel gemacht.“ Nach meiner Rückkehr suchte ich erst eine Arbeit, dann entdeckte ich das Vision 200-Projekt. Der Anmeldeschluss kam, ich liess den Termin ungenutzt verstreichen. Die Länge des Einsatzes forderte mich zu sehr heraus. Ich rang mit mir, weil ich wusste, dass ich dazu schon wieder künden müsste. Es folgte das Sichtungscamp, ich ging hin. „Das ist nichts für mich“, dachte ich dort. Nach meinen Erfahrungen auf Tonga hatte ich andere Vorstellungen. Es war nicht das, was ich erwartete. Gut machen’s die anderen, aber eben, es ist nichts für mich. Doch da war das Herz für die Verlorenen... Die ganze Angelegenheit liess mich einfach nicht mehr los. Durch verschiedene Menschen bestätigte mir Gott, dass er mich dabei haben wollte. Als ich die Anmeldung abgeschickt hatte, hatte ich endlich Frieden über der Sache.

Was habt ihr nun während dem Einsatz erlebt?

Dan Fluri: Wir starteten in Thun und wussten nicht, wohin wir gehen sollten. In Röthenbach wollten wir unter freiem Himmel übernachten, schliesslich war das Wetter seit Wochen schön. Aber ausgerechnet an diesem Abend zogen schwarze Wolken auf, bald setzte Regen ein. Zum Glück hatten uns die Leiter der Vision 200 eine Adressliste mit möglichen Übernachtungsplätzen mitgegeben. Wir schauten, wo die nächste Unterkunft ist und bereits 20 Minuten später holte uns eine Frau ab. Unterwegs erzählte sie uns, dass ihr Mann einige Tage zuvor bei einem Misstritt das Knie verletzt habe. Als Bauer konnte er seiner Arbeit nur noch mit grossen Schmerzen nachkommen. Eigentlich hatten sie gehofft, dass in der Gemeinde dafür gebetet wurde, aber dort fehlte die Zeit. Wir beteten für das Knie, am nächsten Morgen war es geheilt.

Samuel Marti: Wir blieben einige Tage dort. Da das Vision 200-Training in der Stadt Thun stattgefunden hatte, mussten wir uns erst an die Situation auf dem Land gewöhnen. Hier waren weniger Personen auf der Strasse unterwegs. Ausserdem machten wir die Erfahrung dass wir angeregte Gespräche über alle möglichen Themen führen konnten – der Sprung zum Evangelium erwies sich aber als schwierig. Also mussten wir uns überwinden, an die Türen gehen und die Leute direkt mit dem Evangelium konfrontieren.

Am Abend besuchten wir mit der Familie die Gemeinde, mit dabei waren das Ferienmädchen und die Pflegtochter. Letztere hatte sich Tage zuvor den Knöchel verstaucht und hatte grosse Schmerzen. Sie bat uns, für sie zu beten. Ich forderte das Ferienmädchen auf, dies zu tun, sie habe diese Autorität auch. Sie sprach es aus: „Im Namen Jesus, du bist geheilt!“ Der Fuss war augenblicklich gesund! Ermutigt von diesen Wundern gingen wir anderntags zu den Höfen und boten Gebet an. Es war eine Wohltat, nach dieser Tour wieder zu unserer Gastfamilie zurück zu kehren. Nach einem solchen Einsatztag ist man nämlich jeweils richtig ausgelaugt.

Per Autostopp zogen wir weiter bis nach Schüpbach, einfach dorthin wo der Fahrer fuhr. Wir waren müde und sagten uns, wir sollten Gott in jeder Situation loben. Also packte ich die Gitarre aus und wir sangen Lieder. Ein paar Frauen auf der andern Strassenseite hörten uns zu. Eine fragte, ob wir organisiert seien. Als wir bejahten, sagte sie, ihre Tochter sei auch dabei und lud uns ein, in ihrem Haus zu übernachten.

Später in Bern gingen wir vor allem auf die Strasse, wo, beispielsweise im Abendverkauf, Tausende Leute unterwegs sind. Die meisten, die wir ansprachen wollten das Evangelium hören. Am «Loeb-Egge» fragten wir einen jungen Mann, ob er Zeit für unsere Umfrage habe. Er sagte: „Ja, bis meine Kollegen kommen.“ Wir begannen, seine drei Kollegen kamen dazu und vergassen beinahe ihren Ausgang. Wir erklärten ihnen das ganze Evangelium und verabschiedeten uns dann von ihnen. Obwohl sie viel Interesse zeigten, waren sie noch nicht „reif“, um ihr Leben Jesus zu geben.

Dan Fluri: Später in Langenthal hatten wir ein Gespräch mit mehreren Jugendlichen. Einer von ihnen benahm sich ziemlich mühsam. Ständig zog er das ganze Gespräch ins Lächerliche. Doch schliesslich blieb er bei uns sitzen, auch als seine Kollegen ins Training mussten. Später lud er uns zu sich nach Hause ein und war immer interessierter. Er ist verstrickt in Drogen, wir hoffen nun auf seinen Durchbruch zu Jesus.

Was macht ihr auf der Strasse?

Samuel Marti: Wir arbeiten mit «Evangelisation Explosiv». Das ist eine gute Möglichkeit, den Menschen das Evangelium zu erklären. Bei vielen Schweizern ist punkto biblischem Wissen nur noch wenig vorhanden. Wir steigen meistens mit einer Umfrage ein. Die Leute können selbst entscheiden, ob das Gespräch anschliessend weitergehen soll. Insbesondere die beiden letzten Fragen sind ziemlich herausfordernd, nämlich ob man sicher ist, einen Platz bei Gott zu haben und was wäre, wenn man heute vor Gott stehen würde.

Dan Fluri: Wenn jemand mehr wissen will, geben wir Zeugnis aus unserem Leben, erklären dass das ewige Leben ein Geschenk ist, sprechen über Sünde, wer Gott ist, wie er ist und wer Jesus ist, was er getan hat und wie wir das Geschenk seiner Errettung erhalten. Dies wird aufgezeigt mit Gleichnissen und Bibelstellen. Wenn jemand interessiert ist, fragen wir ihn, ob er dies annehmen will.

Samuel Marti: Wenn er ja sagt, gehen wir die wichtigsten Punkte noch einmal durch. Die Menschen sollen wissen, zu was sie sich entscheiden. Schliesslich geht es um eine 180 Grad-Wende. Wenn jemand wirklich bereit ist, erklären wir ihm, wie er sein Leben Jesus geben kann und tun es mit ihm. Bis jetzt haben wir das erst einmal erlebt. Dies war bei einem jungen Mann in Uster. Er wollte unbedingt mit Jesus leben. Eigentlich schon lange. Doch inzwischen hatte er die Hoffnung aufgegeben. Er dachte, es gäbe keine jungen Leute, die so lebten. War das eine Freude, als er nach dem Gebet über das ganze Gesicht strahlte und sagte: „Ihr glaubt es nicht, aber es fühlt sich an, als wäre ich leichter geworden!“ Nach einer solchen Lebensübergabe war es wichtig, dass er innerhalb von 48 Stunden geistliche Bekanntschaft macht, sprich Anschluss zu anderen gläubigen Menschen findet.

Sehen wir hingegen, dass jemand ständig auf die Uhr schaut oder abwesend ist, füllen wir ihnen nicht die „Kappe“. Wir sind für die Menschen da, die es interessiert. Immer bevor wir uns verabschieden, fragen wir die Leute, ob wir noch für sie beten können. Hierbei sind die meisten einverstanden. Dabei erleben wir immer wieder, dass die Personen berührt sind.

In geistlichen Dingen ist es sicherlich schwierig, Ziele zu definieren. Gibt es bei Euch trotzdem welche?

Dan Fluri: Ich möchte in meinem persönlichen Glaubensleben weiter kommen, mein „Land“ wie Jabez erweitern. Ausserdem will ich einfach das Evangelium weitergeben.

Samuel Marti: Das Ziel ist, aus der Gleichgültigkeit und gesellschaftlichen Bindungen heraustreten und das Evangelium verkünden. Überall in den Gemeinden spürt man, dass es rumort. Eigentlich ist dieses Hinausgehen der Wunsch aller, aber das Programm – auch innerhalb der Gemeinde – nimmt einen so in Anspruch, dass das Hinausgehen auf der Strecke bleibt. Hinzu kommen dann noch Themen wie Sicherheit, Finanzen und Menschenfurcht. Die müssen wir auch überwinden, aber man kommt dadurch in eine Freiheit.

Krasse Führung im Sinn von „Gott-hat-gesagt-wir-sollen-dort-an-der-Tür-klingeln-und-dann-ist-etwas-enormes-passiert“ haben wir noch nicht erlebt.

Allerdings gibt es immer wieder Begebenheiten, die wir als willkürlich ansehen, hinterher aber sagen müssen, dass es kein Zufall ist.

Samuel Marti: Ein Beispiel einer „Willkür contra Führungs“-Geschichte ereignete sich in Baden. Wir sprachen zwei junge Männer an. Der eine kannte die Umfrage und sagte, dass er dies nicht brauche. Der zweite wollte mehr wissen. Nachdem wir über eine halbe Stunde mit ihm gesprochen hatten, teilte er die Herausforderungen seiner aktuellen Lebenssituation mit uns: Wegen Rückenproblemen hatte er den Job verloren, steckte in finanziellen Schwierigkeiten und am Vorabend hatte ihn auch noch die Freundin stehen lassen. Ein neues Jobangebot hatte er schon: Er sollte Strippen. Aufgrund der Zwangslage war er daran interessiert. Wir rieten ihm, das Angebot auszuschlagen, beteten für ihn und hinterliessen ihm unsere Koordinaten. Leider haben wir bis heute nichts mehr von ihm gehört! Rückblickend ist uns klar, dass diese Begegnung kein Zufall war. Doch damals fühlten wir uns nicht besonders geführt.

Was heisst eigentlich von Gott geführt?

Samuel Marti: In diesem Bereich erlebten wir viele Unsicherheiten. Denn eigentlich waren es ja immer unsere Entscheidungen. Wir versuchten, uns stärker von Gott führen zu lassen. Dan hatte, als wir in Weinfelden waren, den Eindruck, dass wir südwärts sollten. Als wir später an der Strasse standen und Autostopp machten, fuhr ein Auto mit einer Bündner Nummer vorbei. Wir sagten zueinander, wenn jemand ins Bündnerland fährt, fahren wir mit. Tatsächlich fuhr die erste Person die am nächsten Tag anhielt, nach Bad Ragaz. Dort angekommen waren wir unsicher, ob wir am richtigen Ort waren. Wir hatten Mühe einen Ort zur Übernachtung zu finden, schliesslich konnten wir bei einer Familie im Büro schlafen. Am nächsten Vormittag sangen wir gemeinsam im Park. Dabei kam mir eine Kollegin aus dem Lehrerseminar in den Sinn. Sie war krank geworden und ich verspürte den Wunsch, für sie zu beten, weil ich glaube, dass diese Krankheit nicht von Gott ist. Ich erfuhr, dass sie in Valenz in der bekannten Klinik ist. Valenz liegt nahe bei Bad Ragaz im Gebirge. Gott hatte uns also perfekt geführt!

Als wir dort ankamen, war sie nicht in ihrem Zimmer sondern in der Therapie. Wir gingen ins Wartezimmer, ich klimperte auf meiner Gitarre. Mehr so für mich, aber schon steckten ein paar Krankenschwestern den Kopf herein und brachten rasch Patienten, damit sie uns zuhören konnten. Wir sangen. Gottes Gegenwart war stark, Dan betete mit den Leuten.

Dann trafen wir meine Kollegin und beteten auch für sie. Wir hatten uns während den Jahren zwischen dem Seminar und heute aus den Augen verloren. Inzwischen war sie aber auch Christin geworden.

Dan Fluri: Das Treffen war eine Ermutigung für sie und für uns. Etwas beschäftigt uns bis heute: Wir wussten anschliessend nicht, was wir tun sollen. Am liebsten hätten wir für alle gebetet. Für die verschiedenen Schicksale. Wir machten am Bahnhof Bad Ragaz weiter, aber vielleicht hätten wir auch oben in der Klinik bleiben sollen...

Seid ihr unterwegs auf andere Vision 200-Teams gestossen?

Dan Fluri: Ja und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt. Wenn man in eine neue Ortschaft kommt, weiss man noch nicht recht wie vorgehen. In Baden trafen als erstes auf ein anderes Team.

Samuel Marti: Dann stiessen wir noch auf ein zweites Team und der Vision 200-Leiter kam zu Besuch. Wir beteten und sprachen zusammen und nahmen gemeinsam das Abendmahl.

Vision 200 ist zu Ende. Wie geht es euch, wenn ihr an die Zeit danach denkt?

Samuel Marti: Ich freue mich darauf! Wie gesagt werde ich wieder mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Doch daneben bleibt bestimmt auch genug Zeit, um das fortzusetzen, was hier begonnen hat. Ich kenne viele Menschen in meinem Dorf, denen ich noch von Jesus erzählen möchte. Ich freue mich auch darauf, dass ich dann in ihrer Nähe sein werde, falls sie Schritte mit Jesus tun. So kann ich persönlich begleiten. Während der Vision 200 mussten wir die Leute immer an andere übergeben, was nicht ganz einfach war.

Eine Herausforderung wird bestimmt, nicht wieder in denselben Trott zu fallen. Ich war vor der Vision 200 total ausgebucht. Das darf mir nicht wieder passieren!

Dan Fluri: Ich weiss noch nicht genau, wie es weiter geht. Doch Gott wird sicher einen Plan für mich haben. Ich habe Frieden und weiss, dass Gott darüber steht. Ich hoffe, dass ich den Lebensstil der Verkündung und der Evangelisation beibehalten kann.

Webseite: www.vision200.ch . Auf der Webseite finden sich erste Informationen für den bereits festgelegten Einsatz im 2004.

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Datum: 15.10.2003
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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