David Murrow

Kirche für Männer – wie muss sie aussehen?

Warum lassen sich Männer so schwer in die Kirche einbinden? Warum sind weniger als 40 Prozent der Erwachsenen in den Gottesdiensten Männer? Warum kommen mehr als ein Fünftel der verheirateten Frauen ohne Ehemänner zur Kirche?
Männer
David Murrow, "Why Men Hate Going to Church"

David Murrow, Autor des Buches "Why Men Hate Going to Church" schreibt: Ich habe diese Fragen drei Jahre lang studiert. Die Ergebnisse finden sich in meinem Buch. Aber Vorsicht, Sie werden schockiert sein.

Die meisten Menschen glauben, Männer seien weniger religiös als Frauen. Doch das stimmt nicht. Andere Religionen haben keine geringe Anziehungskraft auf Männer. Jesus war ein Magnet für Männer. Heute aber leben nur wenige Männer für Christus, aber viele sterben für Allah. Warum ist das so?

Ein bekannter Geschäftsmann sagte einmal: "Euer System ist perfekt darauf hin ausgerichtet, das Resultat zu bekommen, das ihr wollt." Das christliche Übermittlungsinstrument, die Ortsgemeinde, ist perfekt, um Frauen und ältere Menschen zu erreichen. Darum sind die Kirchen voll mit diesen Adressaten. Aber dieses Kirchensystem versagt, wenn es darum geht, die Herzen der Männer zu berühren. Und so bleiben (besonders die männlichen) Männer weg.

Was will ich damit sagen: Die meisten Kirchen bieten eine sichere, gepflegte Gemeinschaft, eine Oase an Stabilität und Vorhersagbarkeit. Laut Studien sind das genau die Werte, die vorwiegend von Frauen und ältere Menschen gesucht werden.

Andererseits zeichnen sich Männer und junge Erwachsene aus durch Risikobereitschaft, Wettbewerbshunger und Wagemut. Eigentlich ist der Missionsauftrag ein Abenteuer. Ganz im Gegensatz zu dem, was die meisten Kirchen daraus gemacht haben: Bequemlichkeit und Sicherheit für langzeitige Mitglieder. Kircheninsider weisen regelmässig alles Herausfordernde und Innovative zurück, weil damit das Leben der Menschen unbequem und unsicher wird. So erreicht man in kurzer Zeit eine friedliche Stimmung, aber vertreibt Männer und junge Erwachsene auf lange Sicht aus der Kirche.

Ein verweiblichtes Bild von Jesus

Dann ist da der Ruf der Kirchen als Ort für kleine alte Damen beiderlei Geschlechts. Viele glauben, dass die Kirche "Frauensache" sei. Die meisten Männer wurden von Frauen in das Christentum eingeführt; Nonnen, Kinderhort-Frauen, Sonntagschullehrerinnen und die Mutter. Jungs treffen so auf einen verweiblichten Jesus, einen zarten, süssen Mann in strahlend weissem Gewand. Die meisten Möglichkeiten für freiwillige Mitarbeiter in der Kirche gehören zum traditionellen Rollenbild der Frau. Singen, Handarbeit, Kochen, Kinder hüten, Unterrichten, karitative Anlässe vorbereiten, und so weiter. Da gibt es nichts für einen Kerl zu tun, ausser er nimmt gerne an Treffen teil oder schreibt Gemeindebriefe.

Kirchen mit Männerbeteiligung wachsen

Wenn Kerle so nutzlos sind in der Kirche, stellt sich die Frage. Brauchen wir sie denn überhaupt? Ja. Der Mangel an Männern in der Kirche ist einer der wichtigsten Gründe für den Kirchenschwund. Die Denominationen mit dem grössten Auseinanderklaffen zwischen Männer- und Frauenbeteiligung sind auch die, welche Mitglieder verlieren und Kirchgemeinden schliessen müssen. Andererseits: Kirchen mit einer starken Männerbeteiligung wachsen in der Regel.

Das bedeutet unter dem Strich: Wenn man auf lange Sicht eine gesunde Kirche bauen will, dann richte man auf Männer aus. Das war die Strategie von Jesus. Und sie funktioniert auch heute. In meinem Buch werden mehr als 60 Seiten erprobte Prinzipien für eine männerfreundliche Kirche aufgeführt. Hier sind sieben davon:

1. Prinzip: Kultiviert einen gesunden männlichen Geist in eurer Kirche! Ein Mann muss vom ersten Moment an, in dem er eine Kirche betritt, spüren, dass Kirche nicht nur für Grossmütter ist, sondern etwas für ihn. Es darf nicht sein wie in einem Frauenverein. Patchworktücher, frische Blumen und Kleenexschachteln in den Gottesdiensträumen sprechen eine Sprache. Genau so, wie ein zu langer Händedruck mit dem Banknachbar, Gebets- und Zeugnis-Zeiten oder andere, hochemotionale Momente. Unser Ziel ist es nicht, Männer zum Weinen zu bringen. Unser Ziel ist es, sie anzuleiten, mit Gott durchs Leben zu gehen. Das jedoch ist genug.


2. Prinzip:
Zeige Männern, dass sie gebraucht und erwünscht sind! Ermutige Männer, ihre Gaben einzusetzen, auch wenn sie damit nicht den traditionellen Modellen christlicher Angebote entsprechen. Ermutige sie, den Armen durch Reparatur von Autos oder Heimwerkeraufgaben zu helfen. Plant zusammen mit Männern Abenteuer und gemeinsames "Zeugs für Kerle".

3. Prinzip: Zeige die männliche Seite von Christus! Pfarrer fokussieren oft auf die zärtliche und mitfühlende Seite von Jesus. Das ist gut so. Aber wenn man Woche für Woche einen sanften Jesus präsentiert, riskiert man, dass die Männer abschalten. Noch konfuser für Männer sind die heutigen Lobpreislieder – oft fromme Herzschmerz-Lyrik von romantischem Gepräge. Kerle finden es nicht natürlich, einem anderen Mann romantische Lieder zu singen. Männer wollen einen Leiter, und kein Liebesobjekt.

4. Prinzip: Vermeide weibliche Terminologie! Christen verwenden Worte wie "kostbar", "austauschen" und "Gemeinschaft". Das sind Worte, die ein typischer Mann nie brauchen würde. Wir sprechen viel von den Geretteten und Verlorenen. Männer wollen weder das eine noch das andere sein. Und hier ist eine Aussage, die viele Kerle verwirrt: "eine persönliche Beziehung mit Jesus haben". Das starke, männliche Kommando von Jesus: "Folge mir nach!" lautet heute: "Habe eine Beziehung mit mir". Wir haben das Angebot von Jesus auf weibliche Weise uminterpretiert.

5. Prinzip: Predige kürzer! Ich weiss, Pfarrer hassen dieses Prinzip. Aber Männer sagen, dass "lange, langweilige Predigten" der Hauptgrund ist, dass sie die Kirche meiden. Dank dem Fernsehen haben heutige Männer eine Aufnahmefähigkeit von sechs bis acht Minuten. Warum machst du das nicht zu deiner Herausforderung? Unterteile deine Predigten in Einheiten von sechs bis acht Minuten. Dazwischen kannst du Lieder, Theaterstücke, Videoclips oder anderes einfügen. Denke daran, dass die beliebtesten Aussagen von Jesus seine Gleichnisse waren. Keines davon dauerte länger als zwei Minuten. Seine Gleichnisse überdauerten die Zeiten, weil Männer sich daran erinnern können.

6. Prinzip: Studiere die Männer! Obwohl die meisten Pfarrer Männer sind, verstehen sie die Männer nicht wirklich. Frauen halten die Verkündigungsmaschinerie in Gang. Darum wollen Pfarrer glückliche Frauen und freiwillige Mitarbeiterinnen. Das muss anders werden. Ich fordere jeden Pfarrer auf, Männer zu studieren. Ein guter Anfang kann das Buch "Der ungezähmte Mann" von John Eldredge sein.

7. Prinzip: Schaffe eine Kultur von Mann-zu-Mann-Herausforderungen! In mancher Kirche wird die Gemeinde vom Pfarrer von der Kanzel herab herausgefordert. Aber die Gemeindeglieder fordern sich nicht gegenseitig heraus. Mann-zu-Mann-Nachfolge in kleinen Gruppen ist der einzige Weg, wie man Männer zu christlicher Reife führen kann. Wo beginnen? Sammle eine handvoll Männer um dich, unterrichte sie darin, wie sie selbst eine kleine Männergruppe bilden können innerhalb eines Jahres. Leite diese Männer weiter an, auch während sie ihre eigene Gruppe leiten. Das ist das Modell, das Jesus uns vorlebte. Und es weckt die Männer auf in Kirchen überall im Land.

Mehr dazu unter www.churchformen.com

Quellen: United Methodist Men/EMKNI

Datum: 09.05.2005

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