Vatikan

Päpstliches Schreiben zum Feminismus auch für Evangelische bedenkenswert

Mit seinem Schreiben an die Bischöfe der römisch-katholischen Kirche über die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und der in der Welt stellt sich der Papst gegen die Rivalität der Geschlechter.
Pabst

Diese Rivalität bringe Schaden und habe die „unmittelbarste und unheilvollste Auswirkung in der Struktur der Familie“. Die Frauenfrage sei heute von zwei Tendenzen gezeichnet:

Erstens dem Zustand der Unterordnung der Frau, die eine Protesthaltung hervorrufe und Frauen zur Gegnerin des Mannes mache: „Auf die Missbräuche der Macht antwortet die Frau mit einer Strategie des Strebens nach Macht.“

Zweitens: Um jegliche Überlegenheit des einen oder des anderen Geschlechts zu vermeiden, würden die Unterschiede beseitigt und als blosse Auswirkungen einer historisch-kulturellen Gegebenheit betrachtet. Dabei werde die leibliche Verschiedenheit auf ein Minimum reduziert, während die streng kulturelle Dimension in höchstem Mass herausgestrichen werde.

Das päpstliche Schreiben weist darauf hin, dass Bestrebungen, welche die Frau von jedem bioloigschen Determinismus befreien wollen, in Wirklichkeit Ideologien hervorbrächten, die „zum Beispiel die Familie – zu der naturgemäss Eltern, also Vater und Mutter – gehören“, in Frage stellen und „die Gleichstellung der Homosexualität mit der Heterosexualität sowie ein neues Modell polymorpher Sexualität fördern“.

Das von Kardinal Ratzinger verfasste Papier begründet denn auch das Geschlechterverhältnis mit der Bibel: „Der zweite Schöpfungsbericht (Genesis 2,4-25) bekräftigt in unzweideutiger Weise die Wichtigkeit der geschlechtlichen Verschiedenheit.“ Der Mensch (Adam) brauche eine Hilfe, die ihm entspreche. Wobei dieser Ausdruck nicht eine untergeordnete Rolle, sondern eine „vitale Hilfe“ bezeichne.

Der Vatikan verurteilt liberale Methoden der Bibelauslegung, die den biblischen Text demontieren, indem sie spekulieren, die Bibel präsentiere ein patriarchalisches Konzept von Gott, das von einer männlich dominierten Kultur geprägt werde. Diese Auslegung wolle den Text durch moderne feministische Sensitivität korrigieren.

Kommentar

Auch wenn das päpstliche Papier sich bei der Rolle von Maria und beim Zölibat klar von der protestantischen Auslegung unterscheidet, sollte es auch in evangelischen Kreisen Beachtung finden. Das Dokument bringt ernsthafte und biblisch verantwortete Argumente gegen den ideologischen Feminismus. In einer Zeit, in der die Verwirrung in der Geschlechterfrage unsere ganze Gesellschaft durchzieht, dürfte von evangelischer Seite her eigentlich auch einmal eine mutige Antwort mit gleichwertiger Klarheit erfolgen.

Link: Der Originaltext im Internet

Datum: 16.08.2004
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: factum Magazin

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