Lausanner Bewegung

Junge Leiter in Jakarta zeigen Zukunft der Mission

Vom 3. bis 10. August trafen sich mehr als 1000 junge Christen aus 160 Nationen im indonesischen Jakarta. Ihr Ziel: zusammenwachsen und über die Zukunft der Mission nachdenken. Dabei wurde deutlich, dass Gott (immer noch) Geschichte schreibt. Auch wenn sich Schwerpunkte verschieben.
YLG2016, dem «Young Leaders Gathering» (Treffen junger Leiter) in Jakarta, Indonesien,
Die ganze Kirche soll das ganze Evangelium der ganzen Welt bringen
Die Einheit der Christen im Einsatz für Gott war das Thema

Jahrzehntelang waren christliche Missionare weisse Europäer. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Vorherrschaft US-amerikanischer Missionsgesellschaften. Doch seit einigen Jahren verschieben sich die Einflüsse. Besonders deutlich wird dies auf internationalen Kongressen, die sich mit Mission und Evangelisation beschäftigen. Wie zum Beispiel dem, der Anfang August stattfand. Diese Veranstaltung der internationalen Lausanner Bewegung stand unter dem Motto: «United in His Great Story» (Vereint in seiner grossen Geschichte).

Teilnehmer aus aller Welt

Selbst aus dem kommunistischen China kamen Teilnehmer nach Indonesien. Für viele von ihnen war der Weg mit Hindernissen gepflastert. Und für die gesamte chinesische Delegation galten besondere Sicherheitsbestimmungen. Das Nachrichtenmagazin Pro stellt zum Beispiel den Chinesen David vor – der gar nicht David heisst. Auf seinem Namensschild war neben Herkunftsland und Deckname noch ein Symbol: nicht fotografieren! Pro erklärt den Grund: David «arbeitet in seiner Heimat mit jungen Landsleuten, die während eines Auslandsstudiums Christen geworden sind. Etwa 300'000 Studenten kehrten jedes Jahr nach China zurück, sagt er. Geschätzte zehn Prozent dieser Rückkehrer seien im Ausland Christen geworden, also etwa 30'000 – jährlich. Allerdings verlieren viele der jungen Christen ihren Glauben wieder, weil sie Schwierigkeiten haben, in einer lokalen Kirche Anschluss zu finden. David hilft ihnen dabei…»

Alle Teilnehmer wurden den Organisatoren vorgeschlagen, unter Gebet ausgewählt und eingeladen. Von den mehr als 1000 Teilnehmern kamen rund 20 aus Deutschland. Michael Oh, derzeitiger Vorsitzender der Lausanner Bewegung, stammt aus Japan. Sarah Breuel, die Leiterin des YLG-Planungsteams, ist Brasilianerin und lebt in Rom. Referenten waren Frauen und Männer aus Australien, Indien, Ägypten, Grossbritannien, den USA, Nordkorea, dem Iran und vielen anderen Ländern. Doch neben etlichen Vorträgen zum Thema Mission lag der Schwerpunkt des Treffens auf persönlichen Begegnungen. Eine extra programmierte Smartphone-App half dabei, die Teilnehmer zu «filtern», um sich mit einzelnen verabreden zu können.

Das neue Zentrum des christlichen Glaubens

Christen in Europa und den USA nehmen längst wahr, dass ihr Glaube im eigenen Land kaum noch mehrheitsfähig ist. Begriffe wie «christliches Abendland» gehören faktisch der Vergangenheit an. Doch weltweit ist der christliche Glaube auf dem Vormarsch – nur die Regionen, in denen das geschieht, sind inzwischen andere. «Operation World» (Gebet für die Welt) berichtet: «1960 lebten lediglich 29 Prozent aller Christen im globalen Süden. Im Jahr 2020 werden es Schätzungen zufolge 80 Prozent sein. Das christliche Abendland verliert an Bedeutung, während Asien, Afrika und Südamerika wichtiger werden. Das Bild eines Jesus mit mitteleuropäischem Antlitz, wie es auf Gemälden bis heute zu sehen ist, wandelt sich zunehmend.» Diese Verschiebung spiegelt sich längst in den Teilnehmerzahlen wider. Noch sind es oft die Europäer oder Amerikaner, die Inhalte bestimmen, doch selbst das ändert sich zunehmend. Man darf gespannt sein, wie sich Mission weiterentwickelt, wenn Afrikaner ihre Theologie bestimmen und sich die grössten sendenden Gemeinden in Fernost befinden.

Das alte und das neue Ziel

Basis der Lausanner Bewegung ist seit ihrer Gründung 1974 das Motto «The whole church taking the whole gospel to the whole world» (Die ganze Kirche soll das ganze Evangelium der ganzen Welt bringen). Dieses Motto der Gründerväter Billy Graham und John Stott gilt immer noch, doch es wurde im Laufe der Jahre leicht angepasst. Seit Manila (1989) ist auch die soziale Verantwortung der Christen im Fokus. Und nicht erst seit Jakarta wird deutlich: Die westeuropäische Prägung verabschiedet sich als christliche Leitkultur. Erhalten bleibt der Ansatz, Menschen mit dem christlichen Glauben zu erreichen. Wie kommende Generationen das in einer veränderten Welt umsetzen werden, wird sicher spannend. Aber es ist gut möglich, dass David aus China 2030 zum Handy greift und Irene aus der Schweiz anruft, um ihr von seinen missionarischen Ideen zu erzählen: «Weisst du noch, was wir damals in Jakarta besprochen haben?…»

Datum: 26.08.2016
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: livenet / pro-Medienmagazin

Werbung
Livenet Service
Werbung