Was bleibt?

Wenn das Leben am Ende ist

Ernst Günter Wenzler muss das Haus seiner verstorbenen Eltern leer räumen. Nicht nur körperlich eine große Anstrengung.
Sperrgut am Strassenrand

Zwei große Container werden von LKWs angeliefert. Nachdem mein Vater gestorben ist, muss sein Haus geräumt werden. Systematisch wird ein Raum nach dem anderen ausgeräumt. Vom Keller bis zum Dachboden. Kaum zu glauben, was sich alles angesammelt hat. Und was unseren Eltern so wichtig war, dass sie es aufgewahrten. Manches noch ungebraucht in Originalverpackung – obwohl die Mode zwischenzeitlich schon mehrmals gewechselt hatte. Da sind Geräte aus der Zeit, als unsere Großeltern noch mit einem Kuhfuhrwerk eine kleine Landwirtschaft betrieben hatten. Bildbände und Lexika, die vor 30 Jahren so richtig teuer waren – heute aber längst überholt sind.

Am leichtesten fällt es, die Möbel zu Kleinholz zu schlagen, die ihre besten Jahre längst hinter sich hatten.

Was wir als Kinder mit unseren Familien noch gebrauchen können, ist schnell aussortiert. Schließlich hat jeder von uns schon lange einen eigenen Haushalt. Es sind meist nur kleine Dinge, die sich die Einzelnen als Erinnerungsstücke mitnehmen.

Was soll mit den zig Magazinen an Dias geschehen?

Was mit den Briefen aus dem Krieg und den Erinnerungsbildern an Menschen, die wir nie kennen gelernt haben?

Und was mit dem röhrenden Hirsch aus dem Erzgebirge, der für meine Eltern ein Symbol der Freundschaft trotz eisernem Vorhang war?

Was jemand von den Nachbarn und Freunden gebrauchen kann, wird zur Seite gestellt. Alles andere landet im Container.

Wer das schon einmal erlebt hat, der weiß, dass man nach einer solchen Aktion nicht nur körperlich fertig ist. Es ist ein seltsames Gemisch an Gedanken und Gefühlen, die den Kopf und das Herz bewegen. Wehmut, weil immer mehr deutlich wird, dass da ein Kapitel des Lebens endgültig abgeschlossen wird. Erleichterung für alles, was man geschafft hat. Ernüchterung über dem, was alles «wertlos» wird. Und die irritierende Frage: Was bleibt?

Was bleibt nach einem langen Leben mit viel Mühe und Arbeit? Sollte das wirklich alles sein? Gute Erinnerungen, einige netten Andenken und zwei Container voll Sperrmüll?

Wenn das alles wäre, müsste man verzweifeln. Ich bin unendlich froh, dass Jesus Christus jedem, der will, eine Zukunftsperspektive über den Tod hinaus gibt.

Was bleibt, ist das, was wir aus Liebe zu ihm getan haben. Was bleibt, ist vor allem das, was er aus Liebe zu uns getan hat. Jesus Christus hat nicht nur für unsere Schuld bezahlt. Er ist uns vorausgegangen in die ewige Welt, um uns eine Wohnung vorzubereiten. Wenn wir hier den Haustürschlüssel für immer abgeben müssen, dann gilt: «Wir haben einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.» Das bleibt!

Datum: 26.01.2014
Autor: Ernst Günter Wenzler
Quelle: Augenblick mal

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