Glaube und Fanatismus

Macht Religion gewalttätig?

Krieg im Namen Gottes statt Nächstenliebe, Mitgefühl, Versöhnung... Seit es Religionen gibt, fühlen sich fanatische Anhänger zu den schlimmsten Verbrechen gegen «Ungläubige» berechtigt, ja verpflichtet.
Diskussionspunkt: Kreuzzüge oder Bergpredigt?

Sind Glaube und Gewalt untrennbar verbunden? Das Monatsmagazin «Geo» hat die Frage «Wie gefährlich ist Religion?» zum Titelthema erkoren. Auf über 40 Seiten versuchen die Autoren, sich dem Phänomen des individuellen und kollektiven Glaubens traditioneller Religionen und seinen Facetten zu nähern.

Für die «Geo»-Ausgabe vom April 2012, die gerade erschienen ist, stellt Chefredaktor Peter-Matthias Gaede zunächst im Editorial klar: «Die grössten Verbrechen des 20. Jahrhunderts waren Verbrechen religionsverachtender Regime, waren Verbrechen von säkularen Massenmordsystemen mit den weltlichen Despoten Hitler und Stalin, Mao und Pol Pot an der Spitze.»

Die brutale Seite

Viele Gläubige weltweit hätten ihre Kraft in den Dienst von Menschenliebe, Uneigennützigkeit und Versöhnung gestellt, stellt Gaede weiter fest. Dennoch gebe es eben auch eine brutale Seite der Religion: «Schiiten sprengen Sunniten in die Luft, Sunniten massakrieren Schiiten. In den USA brennt ein Koran, in Afghanistan fallen daraufhin Köpfe von UNO-Mitarbeitern. In Ägypten werden Kopten von Muslimen umgebracht, auch in Nigeria sterben Christen von der Hand eines islamischen Mobs.»

Der Journalist schliesst: «So sehr auch allen Konflikten der Gegenwart ökonomische, politische, ethnologische, demografische Hauptursachen zugrunde liegen mögen: Wo Religion dazukommt, heizt sie Konflikte an und verlängert sie.» Gaede fragt: «Sollen wir auf den Glauben hoffen?»

Fanatismus ohne Zweifel

Der reich bebilderte Artikel der Autorin Hanne Tügel beginnt mit dem Foto einer wütende Menge aus fanatischen Moslems, die nicht nur mit dem Koran winken, sondern auch mit Steinen, Gewehren und Äxten. Menschen, die nicht davor zurückschrecken, Menschen umzubringen, weil sie einer anderen Religion angehören. Fast so wie in Nordirland, wo Katholiken und Protestanten bis vor einigen Jahren aufeinander losgingen. «Frommer Fanatismus kennt keine Zweifel», stellt Tügel fest.

Gewalt in der Bibel

Doch wie steht es mit dem Christentum? «Die Bibel kennt Grausamkeiten zur Genüge», schreibt Tügel. Die Autorin verweist auf die Städte Sodom und Gomorrha, die Gott in Schwefel und Feuer untergehen liess sowie auf die Ägypter, die auf Geheiss Gottes im Roten Meer ertranken. Tügel: «In fast allen Fällen sind religiöse Ursachen für Konflikte kaum entwirrbar mit anderen verstrickt: mit Ressourcen- und Gebietsansprüchen, mit jahrhundertelang gepflegter Zwietracht aufgrund von ethnischen, sprachlichen und ökonomischen Unterschieden von Volksgruppen.»

Kommentar:

Animiert Religion zum Krieg?

2011 gab es die meisten Kriege seit dem Zweiten Weltkrieg. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr weltweit 20 Kriege und fast 40 «hoch gewaltsame Konflikte» gezählt. Überwiegend handelte es sich jedoch um innerstaatliche Konflikte und nicht um Religionskriege. Beispielsweise die drei schnell entstandene Kriege im Zusammenhang mit dem «arabischen Frühling» in Jemen, Syrien und Libyen. Dazu gab es auch Auseinandersetzungen zwischen Staat und Drogenkartellen und so weiter.

Andererseits lösen eben auch Religionen Kriege aus. Religiös motivierte Kriege gibt und gab es in der Geschichte der Menschheit zuhauf. Die Religion ist oft der Katalysator von Konflikten und wird immer wieder als Vorwand für Kriege missbraucht.

Die Frage ist jedoch, ob Menschen, wenn sie nicht die Religionen als Grund für Kriegshandlungen vorschieben könnten, nicht eine andere Ursache finden würden, um sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.

Der französische Philosoph Voltaire meinte: «Nicht der Atheismus stachelt die blutigen Leidenschaften an, sondern der Fanatismus.» Eigentlich müsste man den Satz erweitern: «Nicht der Atheismus und nicht Religion stacheln die blutigen Leidenschaften an, sondern der Fanatismus.»

Nun, wenn auch die vermeintliche «Christenheit» schon Jahrhunderte ihre Kreuzzüge pflegt, heisst das nicht, dass die Leute, die solche Kriege anzetteln, als Christen im Sinne von Jesus handeln. Religiös verführte «Christen» unterscheiden sich in dieser Frage nicht gross von anderen Religionen.
 
Aber, keiner wird ernsthaft in Erwägung ziehen wollen, dass Jesus zur Waffe gegriffen hätte, egal bei welchem Konflikt. Das ist der Unterschied zwischen Religion und der Botschaft des Neuen Testaments in der Bibel, die man nicht als Religion unterbewerten sollte.

Wer sich mit dieser Sicht auseinandersetzen will empfehle ich folgendes Pdf:
Greift der Christ zur Waffe?

Datum: 30.03.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / Pro

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