Der Dreieine

Gottes Reichtum erahnen

Gott ist hier gegenwärtig – und zugleich über alles hoch erhaben: Die Christen bringen Gott nicht auf einen Nenner, sondern glauben an den Dreieinen. In diesem Winter beschäftigen sich evangelische Theologen gleich an zwei Tagungen mit der Trinität von Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Gott ist reicher und grösser als unsere Begriffe: Peter Zimmerling in Aarau.
Maler Andrej Rublow
In der Auferstehung wurde Jesus, was er zuvor war: Matthias Grünewald malte den Isenheimer Altar im 16. Jahrhundert.
Vorstand AfBet

Gott ist nicht allein – er ist in sich Gemeinschaft und redet darum auch mit den Menschen, die seine Erde bevölkern. „Nur weil Gott nicht allein ist, ist auch die Liebe möglich“, sagte der Rheintaler Pastor Jürg Buchegger zur Einleitung in die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für biblisch erneuerte Theologie (AfbeT) am 31. Januar in Aarau. Im März befasst sich die Schweizerische Evangelische Pfarrgemeinschaft an ihrer Jahrestagung in Männedorf ebenfalls mit dem dreieinen Gott.

Reiche Spiritualität

In Aarau zeichnete der Leipziger Theologieprofessor Peter Zimmerling in zwei Vorträgen das einzigartige Profil des christlichen Gottes und deutete den spirituellen Reichtum an, der darin verborgen liegt. Gott ist einer in der Dreiheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist, wie sie die Bibel offenbart. Von daher kann der Glaube an die Trinität, als Lehre von Gottes Wesen von den Kirchenvätern ausformuliert, zur praktischen Erfahrung des einen Gottes werden.

Gott auch emotional und sinnlich anbeten

Die Trinitätslehre macht es möglich, dass wir die gesamte Wirklichkeit auf Gott beziehen, sagte Zimmerling. Gott schuf die Welt und erhält sie; er kam in Jesus in sie hinein; er wirkt in ihr durch seinen Geist. Die Lehre von der Dreieinigkeit kommt zudem dem postmodernen Wahrheitsverständnis, das Polaritäten akzeptiert, entgegen. Wer Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist anbetet, kann dies als ganzer Mensch, emotional und sinnlich tun. Zudem lässt die Trinität laut Zimmerling Raum für unterschiedliche Formen der Spiritualität. Gott ist als Heiliger Geist am Werk; davon dürften protestantische Gottesdienste mehr ausdrücken.

Unbeengte Seelsorge

Der Seelsorge gibt der trinitarische Glaube an Gott Wesentliches. Wie Peter Zimmerling vor der AfbeT ausführte, bewahrt er vor Verengungen und vor „Seelsorgemethoden, die sich selbst absolut setzen“. Der Gedanke, dass Gott auch leide und als Gekreuzigter gelitten habe, helfe Seelsorgern, nahe bei geplagten Menschen zu sein. Christen können Psalmen und andere Bibeltexte seelsorgerlich einsetzen. Seelsorge im Zeichen des dreieinen Gottes helfe dem Menschen, in Glauben und Leben neue Hoffnung und Lösungen zu finden.

„Herzenswahrheit“

Zimmerling ging auf die Windungen der Kirchengeschichte ein. Zwischen den Reformatorenund der römischen Kirche war die Trinität nicht umstritten; so geriet sie im Protestantismus, der auf die Rechtfertigung setzte, in den Hintergrund. Nikolaus Graf von Zinzendorf habe in der Aufklärung gespürt, „was der Theologie mit der Trinitätslehre verlorengeht“, und den Glauben an die Dreieinigkeit als „Herzenswahrheit“ gefördert.

Ein Gott – Jesus der Herr

In der Neuzeit wurde und wird behauptet, die Trinität sei eine der Botschaft der Bibel fremde Theologenkonstruktion. Der Referent entkräftete dies mit dem Hinweis auf die judenchristlichen Autoren des Neuen Testaments: Die ersten Christen sahen kein Problem darin, am jüdischen Bekenntnis zu dem einen Gott (Schema’ Jisrael, 5. Mose 6,4) festzuhalten und andererseits Jesus als Gottes Sohn zu verehren.

Schon für sie war klar: Jesus wurde durch die Auferstehung, was er schon vorher war (Philipper 2,6-11); seine Göttlichkeit ging dem Menschsein voraus. Auch die Aussagen über Gottes Wirken im Heiligen Geist führen auf die Lehre hin, welche die Kirchenväter später ausformulierten. – Die Vorträge der AfbeT-Tagung sollen als Buch erscheinen.

Links zum Thema:
Webseite der AfbeT
Tagung "Trinitarisch leben und glauben - ein heisses Eisen" vom 8.-10. März 2009 in Männedorf

Datum: 16.02.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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