Sommerlektüre der anderen Art: Palästina, Prophetie, Pythagoras und ethische Perspektiven

Fundamentum

Der Nahost-Friedensplan, Endzeit-Perspektiven für die Juden, die Zuverlässigkeit der biblischen Berichte von Jesus, das Weltethos-Projekt und esoterische Spiritualität: Die neuste Ausgabe der Zeitschrift ‚Fundamentum‘ greift eine hübsche Menge happiger Themen auf.

Auf gut 100 Seiten werden in der Vierteljahreszeitschrift der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel (STH) zudem Bücher besprochen und Bibeltexte ausgelegt. Hier ein Hinweis auf die beiden Beiträge des STH-Rektors Samuel R. Külling, des Schriftleiters der Zeitschrift.

Nein zur Road Map

Eingangs begründet Külling sein Nein zur ‚Road Map‘, dem internationalen Friedensplan für Israel und die Palästinenser, den die USA, die EU, die UNO und Russland mittragen. Zu den Grenzen des geplanten Palästinenserstaats meint er mit Verweis auf den Propheten Sacharja, Jerusalem dürfe nicht geteilt werden. „Von der Bibel aus gesehen ist eine arabische Inbesitznahme der 3000 Jahre alten jüdischen Hauptstadt auf Dauer illusorisch; denn der wiederkommende Messias wird sicher nicht seine Füsse auf einen nichtjüdischen Ölberg setzen“. Den Protest der jüdischen Siedler gegen die Road Map findet Külling berechtigt.

Zur Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge schreibt der bald 80-jährige Theologe, die Mehrzahl von ihnen habe 1948 das Land verlassen, „ohne einen israelischen Soldaten gesehen zu haben“, aufgrund der Greuelpropaganda der arabischen Staaten, die damals versprachen, die Juden bald ins Meer zu werfen. Für den Israelkenner ist klar, „dass ein sog. Palästinenserstaat in Zisjordanien und Gaza nur als Brückenkopf betrachtet würde, um Gesamtisrael besser vernichten zu können“.

Er zitiert in der Folge die palästinensische Nationalcharta, das grundlegende Dokument der PLO, im ursprünglichen Wortlaut von 1968, wonach die Juden „nicht ein eigenes Volk mit eigener Identität darstellen, sondern Bürger der Staaten sind, denen sie angehören“. (Gemäss der Charta von 1968 sind auch die Juden, die vor der „zionistischen Invasion“ im Lande wohnten, als Palästinenser anzusehen.)

Andauernder Wille, Israel zu vernichten

Külling kritisiert weiter, dass palästinensische Schulbücher – auch nach dem Osloer Friedensabkommen von 1993 – israelische Städte und Dörfer als Siedlungen auf palästinensischem Territorium bezeichnen. Abschliessend zitiert er den englischen messiasgläubigen Juden Lance Lambert, der 1993 den ‚Friedens‘-Prozess als „Liquidationsprozess“ bezeichnete, da die islamischen Fundamentalisten nicht von ihrem Ziel abgingen, alle Juden zu vernichten.

Laut Lambert lehrt der Holocaust, dass es „etwas von ausserhalb der Menschheit gibt, welches die Auserwählten Gottes vernichten will“. Dieser geistliche Hintergrund des nahöstlichen Geschehens werde von den Politikern nicht beachtet. Aufgrund der „prinzipiellen arabischen Gegnerschaft gegen die Existenz Israels überhaupt“ ist nach Külling eine Durchführung auch des neuen Friedensplanes „höchst unwahrscheinlich“. Und er meint, ein Palästinenserstaat würde die Situation für Israel noch schwieriger machen und noch heftigere Auseinandersetzungen provozieren.

Landverheissungen – für heute!

Im Hintergrund steht Küllings Auffassung, dass die biblischen Landverheissungen an die Patriarchen des Alten Testaments von den Juden heute ungebrochen beansprucht werden können: „Judäa und Samaria wie das ganze übrige Land westlich des Jordans gehört nach der biblischen Verheissung Israel.“ Er fügt an, dass „Jerusalem die Stadt des grossen Königs der Zukunft“ ist. Demnach verstösst laut Külling, wer einen Palästinenserstaat anerkennt, „frontal gegen den Willen Gottes“.

Ein Tempel im Millennium

In einem zweiten Aufsatz, dem fünften Teil einer Serie über die Verheissungen des Alten Testaments, stellt Külling eine „dreifache Aufgabe der Juden im kommenden Messiasreich“ heraus: als königliches und priesterliches Volk.

Was Jesaja vorhergesagt habe (Kapitel 49,60,61), könne sich „nur auf die Zeit des künftigen, irdischen Gottesreiches beziehen“, das in der Offenbarung im Neuen Testament als Tausendjähriges Reich bezeichnet wird. In dieser Zeit, so glaubt Külling in den Spuren alter Bibelausleger, wird es einen Tempel mit einem Opferdienst (anderer Art allerdings als im AT) geben, in Erfüllung der Weissagungen des Propheten Hesekiel.

Jesus und die Evangelien, Weltethos, antike Esoterik und Bekenntnisbewegung

Die weiteren Aufsätze in der neusten Ausgabe von ‚Fundamentum‘ stammen von Alexander Schick (Der erbitterte Streit um Jesus und die Evangelien), Michael Kotsch (Projekt Weltethos), Samuel Leuenberger (New Age oder esoterische Spiritualität als Gnosis im modernen Gewand) und Georg Huntemann (Drama und Ende der Bekenntnisbewegung).

Die Zeitschrift kann bestellt werden bei der STH in Basel: fundamentum@sthbasel.ch

Datum: 23.07.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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