Schweizer Juden: Tradition wichtiger als Einigkeit gegen aussen

An der Delegiertenversammmlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) in Bern stellten die Präsidentinnen der beiden Antrag stellenden liberalen Gemeinden, Nicole Poëll (Or Chaddasch, Zürich) und Anne Audard aus Genf, ihre Gemeinden vor. Poëll erinnerte an die Statuten des SIG, wonach der Dachverband alle Jüdinnen und Juden der Schweiz zu vertreten sucht. Also auch jene 13 Prozent der organisierten Juden, welche liberalen Gemeinden angehörten.

Poëll betonte, dass ihr die Einigkeit gegen aussen wichtig sei, und plädierte daher gegen einen Austritt der orthodoxen Gemeinden aus dem SIG. Anne Audard sagte, dass die Schweizer Juden mit einem Ja zur Aufnahme eine Pionierrolle einnehmen könnten. Über zwanzig Rednerinnen und Redner verlasen ihre schriftlichen Mitteilungen; die Standpunkte waren klar.

Eli Rosengarten, Präsident der orthodoxen Agudas Achim Zürich, betonte, dass die Reformgemeinden die Grundsätze des Judentums ablehnen, und leitete zum Hauptargument für eine Ablehnung über: «Wir können und dürfen nicht mit den liberalen Gemeinden in dem gleichen Verband Einsitz nehmen, da wir sie somit faktisch anerkennen würden.» Der SIG und die künftigen Generationen stünden an einem Scheideweg.

Lösungsvorschläge hin zu einem Kompromiss trafen jeweils ins Leere. Es folgte die Abstimmung. Ein Jahr nach der Ablehnung des Aufnahmegesuches durch das CC des SIG von Juni 2002 mit 14 Nein- zu 10 Ja-Stimmen bei 3 Enthaltungen lehnte die Delegiertenversammlung den Antrag der Liberalen ebenfalls ab.

Quelle: Tachles

Schweizerische jüdische Wochenzeitschrift: www.tachles.ch