Kommentar

Das Kreuz mit der Komplementärmedizin

(Foto: Wikipedia, Hierbas medicinales)

Für wirkungsvolle Medikamente und Therapien sind wir dankbar. Seit Generationen hat die Schulmedizin fast alle Forschungsmittel erhalten. Die Pharmakologie hat sich auf die chemischen Substanzen konzentriert, die man für Heilzwecke extrahieren konnte. So wurden Kräuterdoktoren Exoten. Heute – die Wissenschaft verfügt über viel feinere Instrumente – soll die Phytotherapie neu fruchtbar gemacht werden.

Doch es geht der Komplementärmedizin meist um anderes als um die Heilkraft der Pflanzen. Die Vertreter von vier weiteren Ansätzen (anthroposophische Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie und traditionelle chinesische Medizin) verlangen nach dem klaren Ja zur eidgenössischen Volksinitiative vom 17. Mai 2009 ihre Förderung im Gesundheitswesen.

Doch die fünf Methoden gehören laut der Kommission des Bundes nicht zu den Leistungen, welche die obligatorische Krankenversicherung (nach heutiger gesetzlicher Regelung) abdecken muss. Ihre Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit sind nach dem Urteil der Kommission auch von neuen Studien nicht bewiesen worden.

Gehören die Methoden in den Leistungskatalog, weil so und so viele Schweizer daran glauben? Oder weil die hochtechnisierte Schulmedizin – die wir (fast alle) bei schweren Krankheiten selbstverständlich in Anspruch nehmen – nicht alle Kräfte zwischen Himmel und Erde wahrnimmt?

Festzuhalten ist beim heutigen Boom alternativer Therapien, dass sich auch die Schulmedizin auf die Natur bezieht. Allerdings neigt sie dazu, sich zu verabsolutieren: nicht zuletzt dann, wenn Christen, die mit Spitalpatienten für Heilung beten wollen, die Tür gewiesen wird.

Christen haben in den letzten Jahren ganzheitliche Therapien entwickelt und für die Wertschätzung der Phytotherapie geworben. Vier der fünf komplementärmedizinischen Ansätze beruhen jedoch auf einem anderen als dem westlich-naturwissenschaftlichen Naturverständnis und Menschenbild. Sie rechnen mit geistigen Kräften, die in nicht-christlichen Bewegungen und fremden Kulturen angezapft werden.

Diese Kräfte amtlich zu fördern ist ein Unsinn. Aber Herr und Frau Schweizer öffnen ihnen die Tür – und wollen auch zahlen: Nützt es nichts, so darf es doch etwas kosten…
 

Datum: 14.12.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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