Esoterik in den deutschen TV-Kanälen im Aufwind

Letztes Jahr ging Astro TV im Digital-Angebot mit einem "24-Stunden-Sender für Astrologie und Esoterik" an den Start. Mit Beiträgen wie "Zukunftsblick" oder "Tarot heute" versucht man die Zuschauer vor die Flimmerkiste zu locken. Seit kurzem erreicht das Programm auch die 16 Millionen analogen Astra-Haushalte, schreibt „Die Welt“.

Die Privatsender wollen da nicht zurückstehen. Ein Hypnosetherapeut soll Menschen vor laufender Kamera in eine frühere Daseinsform "zurückführen". "Wer war ich?" heisst die Sendung, die derzeit für den Sender Vox produziert wird. Damit belebt der Kölner Privatsender ein Programm-Genre, das derzeit eine Renaissance in deutschen TV-Kanälen erlebt.

TV mit „Wahrsagern“ finanzieren

In der Branche gilt der Kanal als Beispiel, wie sich Spartensender erfolgreich finanzieren können: in diesem Fall nämlich mit 200 "Wahrsagern", die rund um die Uhr am Telefon sitzen, um Anrufern im Schnitt in 10 Minuten die Zukunft zu deuten - das bringt hohe Einnahmen an Telefongebühren. Astro TV läuft mittlerweile zusätzlich bei mehr als zehn "Partnersendern", darunter RTL2, 9Live und Tele5. Dort nennt man die Programme "Lebenshilfe".

"Esoterik ist im Fernsehen stärker geworden, und solche Formate werden demnächst noch stärker boomen", sagt Medienberater Helmut Thoma, langjähriger Chef von RTL. Fernsehen verlaufe zyklisch, und bereits Ende der 80er Jahre habe es einen starken Trend in diese Richtung gegeben.

0kkulter Fernseh-Ware

Jan Tibursky, früher für den Unterhaltungsbereich bei RTL2 zuständig, sucht verstärkt nach okkulter Fernseh-Ware. Für MTV hat er eine Variante der versteckten Kamera eingekauft, bei der sich die Opfer in Situationen aus Science-fiction-Filmen wiederfinden. Die US-Show mit dem Hellseher Garry McCambridge bringt NBC Rekordquoten von 6,5 Millionen Zuschauern. Eine ähnliche Sendung, "Der Gedankenleser", hat Sat.1 schon im Programm. "Das ist eine Art Testlauf, an dem wir entscheiden, ob wir noch mehr in diesem Bereich machen", sagt der stellvertretende Sat.1-Geschäftsführer, Matthias Alberti. Esoterik, der zukünftige Quotenrenner?

Quelle: Die Welt