Zurück ins Heidentum?

Katze
Hexe

Wenn das Christentum zurückgeht, breitet sich Aberglauben aus. Während einige europäische Politiker weiterhin jede Erwähnung des Christentums im Entwurf der europäischen Verfassung blockieren (Frankreich, Belgien), ergreifen staatliche Funktionäre rund um die Welt zunehmend Massnahmen, die eine Rückkehr zum vorchristlichen Heidentum begünstigen.

Dänemark hat angekündigt, es werde einer Gruppe, die Thor, Odin und andere altnordische Götter verehrt, die Genehmigung erteilen, eine rechtsgültige Ehe zu schliessen. “Es wäre ein Unrecht, wenn die ursprüngliche Religion dieses Landes nicht anerkannt würde“, sagte der lutherische Pastor Tove Fergo, Minister für Angelegenheiten des Klerus.

Die 240 Mitglieder zählende Gruppe Forn Sidr habe im Jahr 1999 die gesetzliche Anerkennung beantragt, teilte ihr Führer, Tissel Jacobsen mit. Laut Jacobsen verehrten rund 1.000 Bürger Dänemarks die alten Götter.

Hexenglauben

Auf der anderen Seite des Atlantik fällte ein Bundesrichter der USA im Staate Virginia eine Entscheidung zu Gunsten einer “Wiccan” , der es nicht genehmigt worden war, ein Gebet zur Eröffnung einer Versammlung des Kreisausschusses von Chesterfield zu sprechen. Der Richter am US-Bezirksgericht Dennis Dohnal erklärte, der Ausschuss habe Cyndi Simpson diskriminiert, als er es ihr verbot, sich in eine Liste von Geistlichen einzutragen, welche die Gebete sprechen.

Die “Wiccans” betrachten sich als Hexen, Heiden oder Neuheiden, und geben an, dass ihre Religion sich auf die Verehrung der Erde, der Natur und des Zyklus der Jahreszeiten gründet, laut “Associated Press”. Die ‚Amerikanische Vereinigung für bürgerliche Rechte‘ von Virginia und die Organisation ‚Vereinigte Amerikaner für die Trennung von Kirche und Staat‘ reichten eine Klage im Namen Simpsons ein, nachdem sie von dem Ausschuss abgelehnt worden war.

Wintersonnenwende „heiliger Tag“

Wiccans sind auch in Kanada aktiv, wo sie kürzlich die Wintersonnenwende feierten, berichtete die “Vancouver Sun”. Heather Botting, eine heidnische Studentenpriesterin an der Universität von Victoria, sagte der Zeitung, die Sonnenwende, der kürzeste Tag des Jahres in der nördlichen Hemisphäre, sei ein heiliger Tag.

Botting, eine ehemalige Zeugin Jehovas, wurde vor fünf Jahren offiziell von der Universität ernannt. Sie ist auch berechtigt, Eheschliessungen vorzustehen. In der interreligiösen Universitätskapelle konnten Mitglieder der 30.000 Personen zählenden Studentenschaft die Sonnenwende mit Tänzen feiern, als Reverenz vor Hirschgeweihen als Symbolen für des Lebenszyklus‘. Die Feiernden tauchten ein dem Ritual dienendes Messer in einen gusseisernen Kessel mit Wein ein, um die Einheit der männlichen und der weiblichen Gottheit zu symbolisieren.

In dem Gebiet von Gross-Victoria, mit seinen 280.000 Einwohnern, gaben mehr als 1.000 Bürger gegenüber kanadischen Volkszählern offiziell an, dass sie Heiden sind, hiess es in der “Vancouver Sun”. Das Heidentum ist die sich am schnellsten verbreitende Religion Kanadas, laut ‚Statistics Canada‘. Es gibt in Kanada 21.080 Bürger, die sich zum Heidentum bekennen.

Nach Inar Hansen, dem stellvertretenden Vorsitzenden des 150 Mitglieder zählenden ‚Thorn and Oak Student Pagan‘-Clubs an der Universität, wird bei den Volkszählungszahlen die Verbreitung der Wiccans unterschätzt. Hansen behauptet, dass Zehntausende von Einwohnern an Kanadas Westküste praktizierende Heiden sind.

Netz für heidnisches Bewusstsein

Zur selben Zeit geht in Australien im Bundesstaat Victoria ein Rechtsstreit zu Ende zwischen Olivia Watts, die sich selbst als Hexe und Transsexuelle proklamiert, und Rob Wilson, einem Christen.

Der Konflikt habe im vergangenen Juni begonnen, als Wilson, Mitglied des Stadtrats der Gemeinde Casey im Gebiet von Melbourne, eine Erklärung veröffentlichte, in der er vor einem Satanskult warnte, der angeblich plane, das Gebiet in seine Gewalt zu bringen. Das berichtete die Zeitung “Age. Watts, die in der Erklärung Wilsons namentlich erwähnt wurde, brachte die Angelegenheit vor die Chancengleichheits-Kommission. Das Zivil- und Verwaltungsgericht von Victoria wird sich ebenfalls mit dem Fall Watts befassen. Watts wird unterstützt von dem in Sydney ansässigen ‚Netz für heidnisches Bewusstsein‘.

Wiedergeburt für die Blairs?

Am 26. und 27. Januar veröffentlichte der “Guardian” in Grossbritannien ausführliche Auszüge aus Francis Wheens neuem Buch, “Wie Mumbo-Jumbo die Welt eroberte: Eine Kurzgeschichte moderner Verblendungen.” Wheen berichtet detailliert über den Aufstieg von Gurus, Spiritualisten und verschiedenen heidnischen Richtungen. Einer der erfolgreichsten modernen Gurus ist Deepak Chopra, der rund 20 Millionen Dollar im Jahr verdient. Seit seinem Auftritt 1993 in der Oprah Winfrey-Fernsehshow -- der zum Verkauf von 400.000 Exemplaren seines Buches innerhalb einer Woche führte -- hat Chopra 25 Bücher verfasst. Er leitet das ‚Chopra Center for Well-Being‘ in La Jolla, Kalifornien. Er besitzt eine weite Skala von Verehrern von Michael Jackson bis zu Mikhail Gorbatschow und Hillary Clinton.

Wheen berichtet auch, dass Cherie Blair, Ehefrau des Britischen Premiers, sehr interessiert an alternativen Arten von Spiritualität ist. So hat sie zum Beispiel einen Feng-shui-Experten eingeladen, der ihre Möbel in Downing Street Nr. 10 umarrangierte, und trägt einen “magischen Anhänger”, bekannt unter der Bezeichnung ‚bioelektrischer Schild‘, der “eine Matrix von besonders geschnittenen Quarzkristallen” hat, die den Träger mit “einem Kokon von Energie” umgibt, der böse Kräfte abwehren soll. Sowohl Cherie als auch Tony Blair unterzogen sich während eines Urlaubs in Mexiko im Jahr 2001 einem auf die Mayas zurückgehenden Wiedergeburtsritus.

Kabbala im Aufwind

In England ist auch die Kabbala, eine alte hebräische Philosophie, zunehmend verbreitet. In Londons Kabbala Center -- dessen Grundstück/Räumlichkeiten angeblich von der Sängerin Madonna für 3,5 Millionen Pfund (6,3 Millionen Dollar) gekauft wurde-- können Kabbala-Jünger Bücher kaufen, sich für einen 10-wöchigen Kurs anmelden oder Kabbala-Wasser in Flaschen kaufen, berichtete die “Financial Times”.

Nach jüngsten Zahlen, seien gegenwärtig weniger als drei Prozent der Londoner reguläre Kirchgänger. Gleichzeitig florierten nichtchristliche Praktiken wie Kabbala, Buddhismus, Hinduismus und Heilen durch Kristalle, so die “Financial Times”.

“Für viele Menschen des Westens, besonders Frauen, ist es normal geworden, buddhistische Gesänge in einem Meditationskurs zu lernen, in einem Jogakurs etwas über alte hinduistische Weisheit zu hören, eine (Aromatherapie)-Kerze anzuzünden und ein Gebet (zu einer namenlosen Gottheit) zu sprechen, wenn man wieder nach Hause zurückgekehrt ist”, hiess es in dem Artikel. Ein weiteres Zeichen des Siegeszuges alternativer Spiritualitäten war die jüngste Einstellung einer Redakteurin okkultistischer Bücher bei dem britischen Frauenmagazin “Cosmopolitan”.

Weihnachten ohne Jesus Christus

Während das Heidentum gesetzlichen Schutz bekommt, steht das Christentum immer weiterhin auf der Verbotsliste. In der vergangenen Weihnachtszeit zum Beispiel verbot das britische Rote Kreuz die Erwähnung Jesu in seinen Geschäften. Ebenfalls verboten wurden Weihnachtskarten mit Szenen der Geburt Christi und Adventskalender mit Abbildungen von Maria und Josef und den drei Weisen aus dem Morgenland.

Derweilen waren auf der von der Kultusministerin des Vereinigten Königreiches Tessa Jowell versandten Weihnachtskarte hinduistische Tänzerinnen und Zeichnungen von Moscheen zu sehen, berichtete der “Telegraph”. Nirgends sei darauf etwas zu sehen gewesen, was etwas mit Jesus oder Weihnachten zu tun habe.

Und in Australien entschied sich der Verkehrsminister des Staates Victoria Peter Batchelor für eine Weihnachtskarte mit einer Traumszene der Aborigines ohne jeglichen christlichen Bezug, meldete die Zeitung “Age” .

Schottlands Parlament schaffte ebenfalls jeden Hinweis auf das Christentum auf seinen Karten ab. Das war sogar für Jim Sillars, der sich selbst als Agnostiker bezeichnet, zu viel. Er beschwerte sich darüber in einem am 3. Dezember von der Zeitung “Scotsman” veröffentlichten Kommentar. “Solche Entscheidungen sind kein Zeichen grösserer Toleranz von seiten nichtchristlicher Religionen”, schrieb er. “Ich möchte einmal einem Juden, Moslem, Hindu oder Sikh begegnen, der jemals dagegen protestiert hat, dass für uns Christus das Zentrum von Weihnachten ist. Nimmt man Christus heraus, hat man eine heidnische Feier.”

Christine Odone, stellvertretende Redakteurin des britischen Magazins “New Statesman”, fragte nach den Gründen hinter den antichristlichen Vorurteilen und wies darauf hin, dass die Reporter für Klatschstories ein gemeinsames Vorurteil gegen die Christen haben. In einem Auszug des jährlich von ihr gehaltenen Tyndale-Vortrags , der am 28. Oktober im “Guardian” veröffentlicht wurde, schrieb sie, dass die Christen in einer Ära, in der die individuelle Freiheit besonders hochgeschätzt werde, an Autorität glauben und einen klaren Sinn für Recht und Unrecht haben.

“Moralische Gewissheit beisst sich mit dem Zeitgeist”, stellt sie fest. Und diese Gewissheit “lässt deutlich hervortreten, wie brüchig das Gebäude ist, das die Moral des Säkularisten beherbergt.” Eine zunehmend heidnische Gesellschaft zu rechristianisieren, wird nicht leicht sein.

Datum: 23.02.2004
Quelle: Zenit

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