„In Graz verlor der Buddhismus seine Unschuld“

Dalai Lama

Graz. Das BuddhistenTreffen “Kalachakra für den Weltfrieden” im österreichischen Graz war entgegen den Erwartungen der Veranstalter kein weltbewegendes Ereignis. Dies ist der übereinstimmende Eindruck zahlreicher Beobachter.

Zu dem Treffen kamen statt der angekündigten 15.000 Besucher nur 8.000 bis 9.000. Mehrere Prominente sagten ihre Teilnahme teilweise kurzfristig ab, darunter die Wiener Philharmoniker, der Popstar Madonna, der Schauspieler Richard Gere und der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu.

Auch die überregionalen Medien berichteten nicht in dem erhofften Umfang. Viele Beiträge enthielten kritische Anfragen an den Buddhismus und besonders an das Kalachakra-Ritual, dessen Schrifttum einen Religionskrieg gegen die drei monotheistischen Religionen, vor allem gegen den Islam, und die Errichtung einer buddhistischen Weltherrschaft propagiert.

Die Beteiligten an dem Ritual sollen als “Shambhala-Krieger” (buddhistische “Gotteskrieger”) wiedergeboren werden. Diese Kriegsvision, welche durch rituelle, magisch-symbolische und meditative Praktiken von den Gläubigen begleitet wird, stehe in krassem Widerspruch zu der vom Dalai Lama proklamierten Toleranz und Humanität sowie zum interreligiösen Dialog, zum Weltethos und zum Weltfrieden, sagte die deutsche Publizistin Victoria Trimondi. Zusammen mit ihrem Mann Victor hat sie in diesem Herbst die Studie “Hitler-Buddha-Krischna: eine unheilige Allianz vom Dritten Reich bis heute” herausgebracht, in der Verbindungen zwischen den östlichen Lehren und dem Nationalsozialismus bzw. dem Neofaschismus aufgezeigt werden.

Bei kritischen Fragen wich der Dalai Lama aus

Von Journalisten auf die kriegerische Töne im Kalachakra-Ritual angesprochen, hätten der Dalai Lama und Buddhisten ausweichend geantwortet und auf angeblich falsche Übersetzungen oder auf Fehlinterpretationen hingewiesen, sagte Frau Trimondi. Dabei werde bewusst übersehen, dass die Ideologie des Kalachakra-Tantra schon in der Geschichte Asiens eine blutige Rolle gespielt und faschistische und neofaschistische Kreise sowie den japanischen “Giftgas-Guru” Shoka Asahara inspiriert habe. Vor allem der Aufruf zum Krieg gegen den Islam sei ein verdeckter Beitrag zum Kampf der Kulturen. Die Autorin ist überzeugt, dass die breite Kritik am Kalachakra-Tantra in den Medien dazu führe, dem Lamaismus und dem Dalai Lama künftig weniger naiv zu begegnen. In Graz habe der Buddhismus seine Unschuld verloren.

Gespräche mit den Teilnehmern

Für evangelikale Christen war die geistige Auseinandersetzung mit den Besuchern wichtig. Die Grazer Evangelische Allianz hatte gegenüber der “Stupa”, einem von den Buddhisten in Graz errichteten Heiligtum, ein Kirchencafé unter dem Motto “Christen laden ein zum Gespräch” aufgebaut. Man wollte “zu den okkulten Praktiken im nachchristlichen Europa nicht schweigen”, erläuterte der Allianz-Vorsitzende, Siegfried Seitz, das Engagement von sieben evangelikalen Gemeinden. Man sei erschrocken gewesen, wie Abendländer mit Hingabe und Inbrunst an der Stupa “beteten". Zum Kalachakra-Ritual gehöre die Überzeugung, dass das Mandala bei seiner Zerstörung 722 Gottheiten freisetzen werde, die von den Anwesenden und der Region Besitz ergriffen.

“Buddha schafft eine wohltuende Leere, die Jesus Christus füllt”

Neben der “Warnung vor dem Spiel mit dem Feuer” sei es in zahlreichen Gesprächen um Informationen über den christlichen Glauben gegangen, so Seitz. Dabei habe sich herausgestellt, dass vielen Konferenzteilnehmern die religiösen Unterschiede nicht bewusst gewesen seien. Eine junge Frau, die sich als Christin bezeichnete, berichtete, beim Dalai Lama erfahre man eine wohltuende Leere, die Jesus Christus füllen könne.

Charismatisch orientierte Christen konzentrierten sich auf Gebetsversammlungen. Sie hatten Freunde in allen Kontinenten um Unterstützung beim “Kampf der Mächte” gebeten. Zu Lobpreisgottesdiensten auf dem zentralen Versammlungsplatz von Graz kamen viele Teilnehmer aus anderen europäischen Ländern. Nach Ansicht des Leiters der Vineyard-Gemeinde, Paul Miller, hat Gott ihre Gebete tatsächlich erhört. Viele Besucher des Buddhistentreffens seien nachdenklich geworden, als sie statt der erwarteten fröhlichen Parties trockene Meditationsübungen erlebten. Während und besonders am Ende der Konferenz zogen kleine Teams zur Stadthalle und zur Brücke über den Fluss Mur, von der aus der Dalai Lama den Mandala-Sand verstreute. Durch Anrufung des Namens von Jesus Christus “reinigten” sie die Veranstaltungsorte von den buddhistischen Geistern.

Datum: 25.10.2002
Quelle: idea Deutschland

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