Bettag

«Beim Beten erleben wir viele Überraschungen»

Viele christliche Gemeinden wachsen nicht mehr, weil das Gebetsfeuer erloschen ist. Das betont René Christen, Pastor der stark wachsenden Kirche im Prisma in Rapperswil. Mit einer neuen Gemeindekampagne «Abenteuer Gebet» soll das Gebet wieder entdeckt werden. Und der Gemeindebau in der Schweiz neu belebt werden.René Christen, wann haben Sie zuletzt ein grosses Abenteuer erlebt?
«Nicht ohne die Hilfe des Heiligen Geistes»: René Christen, Leiter der neuen Gebetskampagne, hat das Teilnehmerheft für den Bettag 2012 erarbeitet.


René Christen:
Heute Morgen! Wir suchten als Kirche im Prisma einen Informatiker. Er sollte eine breite Qualifikation mitbringen, leidenschaftlich Gemeinde bauen wollen und bereit sein, für einen Pastorenlohn zu arbeiten. Fachpersonen sagten uns, dass wir uns da wenig Hoffnung machen könnten. Erstes Abenteuer: Auf unser Inserat gingen sieben Bewerbungen ein. Zweites Abenteuer: Heute Morgen haben wir uns für eine Person entschieden, die exakt zum gesuchten Profil passt und langfristig von Gott für diese Aufgabe vorbereitet wurde.

Warum soll das Gebet etwas Abenteuerliches sein?
Wie bei jedem Abenteuer erleben wir beim Beten viele Überraschungen. Mit Beten kann man nicht alles einfach bewerkstelligen. Als Beter und betende Gemeinde lebt man die durch Jesus vermittelte und privilegierte Beziehung zum allmächtigen Gott. Aber Gott ist nicht nur allmächtig, sondern auch allwissend. Deshalb gilt es, ihm zu vertrauen, dass er zu seiner Zeit und auf seine Art das Richtige geben wird. Das ist abenteuerlich und spannend!

Liegt es am mangelnden Abenteuer, dass das Gebet in vielen Gemeinden zu kurz kommt?
Es liegt kaum an der Lust an Abenteuern, denn diese werden ja in der Freizeit ständig gesucht. Es fehlt die Sicht für das, was das Gebet ist, insbesondere das Gemeindegebet, und so beten viele nicht mehr. Wer nicht betet, macht auch keine Gebetserfahrungen. Und so kommt es zu einer pausenlosen Verzettelung, Zerstreuung, zu kurzsichtigem Aktivismus und Gemeindestreitereien statt zum gemeinsamen Beten.

Woran zeigt es sich, dass das Gebet zu kurz kommt?
Konkrete Gebetsgefässe und feste Gebetszeiten existieren in vielen Gemeinden und Kirchen nicht mehr. Zugenommen haben Streitereien, Passivität, Resignation und erlöschen letztlich das evangelistische Feuer. Da liegt einer der Gründe, warum Gemeinden nicht mehr wachsen. Wir gehen jetzt als Prisma mit etwa 100 Personen in den nächsten Alphalive-Kurs. Dieses grosse Interesse ist nur durch das viele Beten erklärbar. Über Monate hatten wir diesen Kurs als Topanliegen in unseren Gebetsabenden.

«Abenteuer Gebet» tönt stark nach Dschungel-Camp und nicht gerade nach Gottesdienst ...
Dieser Titel ist ja primär Verpackung und soll neues Interesse wecken. Ein Dschungel ist es allemal, denn viele Christen sind im Gestrüpp des Betens hängengeblieben, etwa bei der Frage nach den nicht erhörten Gebeten.

Wie hat die Kirche im Prisma dieses Abenteuer neu entdeckt?
Bei allem Analysieren und Schaffen rund um den Gemeindebau haben wir festgestellt, dass heute diese beiden Faktoren am minimalsten ausgebildet sind: der evangelistische Wert und das Gebet. Darum haben wir 2009 eine erste Kampagne entwickelt. Das ist die Kampagne «42 Tage leben für meine Freunde». Nun folgt als zweite Kampagne «Abenteuer Gebet». «Kampagne» heisst, dass man da zwei bis vier Monate als ganze Gemeinde in möglichst allen Gefässen hoch fokussiert an einem Thema dranbleibt. Wir entwickeln im Prisma solche Kampagnen, führen sie bei uns durch, optimieren sie und helfen dann anderen Gemeinden, um sie ebenfalls durchzuführen. Für den Kursteil von «Abenteuer Gebet» hatten sich bei uns 350 Personen angemeldet.

Was ist konkret daraus geworden?
Bei vielen Leuten hat das Gebet persönlich ein neues Gewicht bekommen. Ich höre viel mehr «Gebetsgeschichten». Jeden Dienstag um 6.15 Uhr treffen sich 25 bis 30 Männer für eine Stunde zum Gebet. Das Gemeindegebet jeden zweiten Dienstagabend ist gewachsen. Hier wird in vielen Nischen gebetet: für Staat und Behörden, für Eltern und Kinder, Ehe und Familie, Missionsprojekte, die Kids, die Teens, die jungen Erwachsenen, in persönlichen Gebetsgruppen oder im Heilungsgebet.

René Christen, Jahrgang 1955, verheiratet, zwei Kinder. Leitender Pastor der Kirche im Prisma in Rapperswil-Jona. Berufslehre als Textildesigner, theologische Ausbildung am Theologischen Seminar St. Chrischona, zehn Jahre in der Jugendarbeit einer FEG-Gemeinde, anschliessend ein Jahr Weiterbildung in Philadelphia/USA mit den Schwerpunkten Gemeindewachstum und geistliche Erneuerung. Autor der Bücher «Erneuerung von innen nach aussen» und «Hier ist der Himmel los».

Das ausführliche Interview mit René Christen finden Sie im idea Spektrum Schweiz.

Webseite:
Abenteuer Gebet

Datum: 16.09.2012
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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