Verurteilen

"Der ist für mich gestorben." - "Was die sich geleistet hat, kann ich ihr nie vergessen!" - "Der ganze Verein taugt nichts". - "Die muss >geschluckt< haben, anders ist die Leistungsexplosion nicht zu erklären." Gerichte sprechen ihr Urteil nach Gesetzesparagraphen; wir selbst tun es nach Laune, Gefühl und Vermutung. Auf keinem anderen Gebiet wird so viel Ungerechtigkeit verübt wie auf diesem.

Dabei meint dieser Satz von Jesus gar nicht, dass du etwas nicht beurteilen oder einen Missstand kritisieren dürftest. Aber wer sich bewusst ist, dass er selbst einen Balken im Auge haben könnte, kommt zu einem gerechteren Urteil. "Hätte ich in dieser Lage nicht ähnlichgehandelt?" Schon wer sich in die Lage des anderen versetzt und sich um sachliche Information bemüht, gelangt zu einer ganz anderen Beurteilung. Wer vor der eigenen Türe kehrt, sieht klar. Er weiß um den Schmutz, der auch bei ihm hinausgefegt werden muss. Das macht barmherzig. Und man möchte, dass auch der andere seinen Dreck los wird.

Erst in dieser Haltung kannst du den Splitter des anderen richtig bewerten - nicht um zu verurteilen, sondern um ihm zu helfen, diesen loszuwerden. Wenn Jesus rät, dem Feind Gutes zu tun, indem man "feurige Kohlen auf sein Haupt sammelt" (Vgl. Römer 12, 20b), dann geht das am besten, wenn uns der Balken im eigenen Auge nicht mehr die Sicht verstellt.

Die Neigung, aus Wut, Enttäuschung und Empörung heraus zu verurteilen, ist groß. Doch wir können uns selbst und andere anhand der tatsächlichen Gegebenheiten beurteilen und entsprechend handeln. Gottes Segen begleitet diese Haltung. Und an dem ist alles gelegen, oder nicht?

Datum: 06.08.2002
Quelle: SRS online

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