Aus den Fehlern anderer lernen

Von Robert J. Tamasy «Warum wollen Sie einen Mentor?» Diese Frage stellte ich dem jungen Mann, der mir im Lokal am Tisch gegenübersass. Ein gemeinsamer Freund hatte Todd vorgeschlagen, sich mit mir zu treffen, nachdem er Interesse an einem Mentor sowohl für sein berufliches als auch für sein persönliches Leben geäussert hatte. Seine Antwort überraschte mich: «Ich möchte von Ihren Fehlern lernen.» Ich lächelte und dachte mir, hier ist ein junger Mann in den Zwanzigern, der bereits die Weisheit besitzt, zu erkennen, dass man nicht nur aus seinen eigenen Fehlern und schlechten Entscheidungen lernen darf. Man kann von den Menschen lernen, die schon vor uns den Weg gegangen sind, den wir jetzt gehen - und man kann profitieren von dem, was sie durch Versuch und Irrtum gelernt haben. Letztlich wurde ich nicht sein Mentor, da sich herausstellte, dass er sich bereits mit einigen Mentoren traf. Da viele junge Männer noch nicht mal einen Mentor haben, war ich der Ansicht, dass Todd schon genug Unterstützung hatte. Aber sein Kommentar brachte mich dazu, darüber nachzudenken, wie oft ich von den Fehlern und Erfolgen anderer lernen durfte. Ich würde nicht so leidenschaftlich anderen helfen, ihren Glauben am Arbeitsplatz zu leben, wie ich es heute tue, wenn nicht andere mir gezeigt hätten, dass dies möglich ist. Und sie haben mir ehrlich auch von ihrem Versagen erzählt, als sie der Versuchung unterlegen sind, zur Erreichung ihrer Ziele Kompromisse einzugehen, obwohl sie wussten, dass dies einen Bruch in ihrer persönlichen Integrität bedeuten würde. Durch solche Fehler lernten sie aber, wie wichtig es ist, vor Entscheidungen Grenzen zu setzen und sich seine Selbstverpflichtung zu Exzellenz und Aufrichtigkeit ins Gedächtnis zu rufen. Schwierige Entscheidungen werden einfacher, so lehrte man mich, wenn sie lange vor der Krise getroffen werden. Diese Männer erzählten mir auch von ihren Versuchen, Irrtümern und Erfolgen in Bereichen wie Ehe, Elternschaft, dem Umgang mit Finanzen, dem Umgang mit Wut und anderen schwierigen Gefühlen und sexueller Versuchung. Auch ich hatte das Privileg, von den Fehlern anderer zu lernen. Die Bibel bietet uns viele Charakterstudien von Männern, die danach strebten, Gott nachzufolgen und zu dienen, auf ihrem Weg aber manches Mal gestolpert sind. Ich finde diese Geschichten sehr ermutigend, nicht nur durch das genaue Betrachten der Fehltritte, sondern auch im Erkennen, dass Gott keine Perfektion verlangt. Ein ernsthaftes Verlangen, Ihm nachzufolgen, gepaart mit der Bereitschaft, wenn nötig umzukehren, genügt. Das 10. Kapitel des 1. Korintherbriefes bietet in nur zwei Versen großartige Einsichten: Erkenne die Fehler anderer und nimm sie dir zu Herzen.

Man sagt, wenn wir aus der Geschichte nicht lernen, sind wir dazu verdammt, sie zu wiederholen. Kollegen und Freunde können nur dann schlechten Einfluss auf uns haben, wenn wir ihre Fehler wiederholen. «Alle diese Ereignisse sind uns als Beispiel gegeben. Sie wurden niedergeschrieben, damit wir gewarnt sind.» (1. Korinther 10,11).

Überschätze nicht deine eigene Stärke. Einer der Vorteile beim Lernen durch die Fehler anderer ist, dass uns bewusst wird, dass wir die gleichen Fehler machen können. Wenn wir weise sind, beugen wir dem vor. Vorsicht ist besser als Nachsicht, so sagt man. «Gerade wer meint, er stehe besonders sicher, muss aufpassen, dass er nicht fällt.» (1. Korinther 10, 12).

Datum: 04.03.2013

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