Von Gott Gesuchte und Besuchte

„Vier Minuten für die Liebe“, „Eine Frage gratis“ – mit diesen Angeboten locken die Betreiber der Astroshows und Beratungskanäle. „Rufen Sie an, wenn sie eine Frage zu Ihrer Partnerschaft, Ihrer finanziellen Lage oder Ihrer Zukunft haben!“ Sie senden den ganzen Tag über.

Es existieren mehrere Kanäle im Fernsehen, die sich ganz auf das Geschäft mit der Zukunft und der beständigen Suche der Menschen nach Rat spezialisiert haben. Zu verschiedenen Tageszeiten werden verschiedene Menschen eingeblendet: Frauen und Männer, die vielleicht aussehen wie sie und ich, werden mit ihrem Beratungsschwerpunkt vorgestellt.

Eine Frage gratis! Ab der nächsten Frage kostet es dann! Das Geschäft mit der Zukunft, das Geschäft mit der Suche der Menschen nach Rat, nach Glück, nach Sinn im Leben boomt. Denn auf der Suche sind wir doch alle irgendwie, mal mehr, mal weniger. Manchmal, da gibt es so Augenblicke, da denken wir, wir hätten es gefunden, doch die Suche geht weiter und zum Teil können wir gar nicht beschreiben, nach was wir eigentlich suchen. Ist es das Glück, die ewige Jugend oder der Sinn des Lebens? In einer sich immer mehr ausdifferenzierenden Welt wird zudem die Suche immer schwieriger, Antworten werden vielfältiger, unklarer und bleiben unbefriedigend.

„Da war ein Mann, der Zachäus hiess; der war Oberzöllner und sehr reich. Und er wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus sei, konnte es aber wegen des Gedränges nicht, denn er war klein von Gestalt. So lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn sehen zu können; denn dort sollte er vorbeikommen. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er nach oben und sagte zu ihm: Zachäus, los, komm herunter, denn heute muss ich in deinem Haus einkehren.“ (Lukas 19)

Jesus spricht Menschen an, ruft hinaus und gibt auf der Suche neue Orientierung – Jesus findet das Verlorene, er wendet sich dem Kleinen zu. Wir dürfen uns an ihn wenden, gerade, wenn die Suche stockt, dürfen ihn fragen, ihm unser Leid klagen. Unser Christsein vollzieht sich in folgender Spannung: Wir sind Suchende und zugleich von Gott Gesuchte und Besuchte.

Datum: 15.10.2008
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich

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