Vergebung bedeutet nicht Kompromissbereitschaft

Der moderne Mensch möchte das Wort "Schuld" am liebsten aus seinem Vokabular streichen. Der Mensch tut, was ihm gut tut. Sein Wohlbefinden wird zum individuellen Massstab für richtig und falsch. In der westlichen Welt wurde dafür der Begriff New Tolerance (Neue Toleranz) geprägt. Er ermutigt Mehrheiten dazu, Minderheiten zu akzeptieren. Da wir in unserer Zeit einen grossen Werteverfall erleben, wird diese Neue Toleranz auch auf Menschen, die ethisch-moralisch fragwürdige Praktiken pflegen, ausgeweitet. Die Neue Toleranz wird so einerseits ein Zeichen von Gleichgültigkeit gegenüber dem Nächsten, andererseits wird sie für die Rechtfertigung von eigenem Fehlverhalten missbraucht.

Vergebung bedeutet aber nicht, dass ich das Fehlverhalten des anderen akzeptiere, sondern dass ich bereit bin, das Recht nicht wahrzunehmen, jemanden zu strafen. Vergebung hat überhaupt nichts mit dem Bagatellisieren von Fehlern zu tun.

Die Frau des Ehebrechers verzichtete darauf, sich an ihrem Mann zu rächen oder ihn zu strafen. Sie vergab ihm. Der Freund von Silvia verhielt sich ähnlich. Das bedeutet nicht, dass beide nicht den Wunsch hatten, es ihrem Partner heimzuzahlen; natürlich gab es ein Verlangen nach Rache und Bestrafung. Aber der Wunsch, aus der Vergebung zu leben, die auch sie von Gott erfahren hatten, war stärker.

Datum: 31.05.2006
Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Gemeinde leben - Gemeinde lieben

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