Gott ist größer als jeder Tsunami

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Jens Kaldewey

Ströme erhoben, o HERR, Ströme erhoben ihr Tosen, Ströme erheben ihr Brausen. Mächtiger als das Tosen gewaltiger Wasser und wuchtiger Brecher des Meeres, mächtiger ist der HERR in der Höhe. Ps 93,34

Predigt von Jens Kaldewey, Im Glögglihof 11, 4125 Riehen

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Wir denken dabei an den grausamen Tsunami vom 26.12.04 aber auch viele andere kleine und grosse Flutwellen, die überall und zu jeder Zeit plötzlich auftreten können. Flutwellen, die die Seele, die Familie, den Körper, den Besitz treffen können. Ein Tsunami ist ein Zeichen für eine zerstörerische Macht, die über uns hereinbricht mit weitreichenden Folgen. Besonders diese vernichtende Flut im indischen Ozean mit ihren 200'000 Toten und unzähligen Verletzten und Geschädigten. Das wirft natürlich Fragen auf und verlangt nach Erklärungen. Diese bleiben aber allesamt unbefriedigend, werfen noch mehr Fragen auf und führen zu unfruchtbaren Diskussionen, in denen man über Gott und über Menschen zu Gericht sitzt.

Wir brauchen keine Erklärung, wir brauchen etwas Grösseres

Mächtiger als das Tosen gewaltiger Schicksalsschläge und wuchtiger Katastrophen, mächtiger ist der Herr in der Höhe! Das zeigt uns zum Beispiel in eindrücklicher Weise die Geschichte von Hiob aus dem alten Testament.

Hiob, ein gottesfürchtiger und bewährter Mann, von dessen Lebensgeschichte sich der bekannte Begriff "Hiobsbotschaft" ableitet, wurde von schrecklichen tsunamiähnlichen Katastrophen getroffen. Die erste Welle, in Gestalt eines Unwetters, tötete seine sieben Söhne und drei Töchter mit einem Schlag. Die zweite Welle, in Gestalt feindlicher Truppen, tötete alle seine Knechte und raubte seinen gesamten Viehbestand. Die dritte Welle, in Gestalt einer heimtückischen Krankheit, überzog seinen Körper mit eiternden Geschwüren. Die vierte Welle, die meistens übersehen wird, spülte die Gemeinschaft mit seiner Frau weg, die ihn angriff und (sinngemäss) sagte: "Fluche Gott und stirb! Was nützt dir jetzt deine Frömmigkeit, du Dummkopf!"

Vier alte Freunde besuchten ihn und quälten ihn mit tiefsinnigen Erklärungen. Für den einen war klar, dass Leiden unfehlbar die Folge der Sünde ist. Hiob, tue Busse! Ein anderer war etwas vorsichtiger, blieb aber dabei, dass bei Leiden grundsätzlich Gott im Recht ist und der Mensch immer im Unrecht. Der dritte wusste es ganz genau: Hiob hätte eigentlich noch Schlimmeres verdient. Der vierte klang schon etwas seelsorgerlicher: Hiobs Leiden sind eine Erziehung, Gott bedient sich ihrer, um Hiob zu reinigen und zu läutern.

Hiob wurde nicht getröstet, im Gegenteil. Diese Erklärungen waren für ihn "oberfaul". Er war sich keiner Schuld bewusst und wollte sich auch keine einreden lassen. Er war so verzweifelt dass er sich in eine Auseinandersetzung mit Gott einliess und zum Ausdruck brachte: "Gegen dich Gott, komme ich nicht an. Gegen dich habe ich keine Chance." Viele empfanden und empfinden ähnlich. Doch die meisten fangen dann an, sich über Gott zu beklagen, anstatt sich direkt an Gott zu wenden, ihn als Gegenüber zu behalten, wie Hiob es tat.

Was tut Gott? Gott erklärt nichts, sondern offenbart seine Grösse. Er zeigt Hiob in einer langen Rede seine unvorstellbare Schöpferkraft, seine gewaltige Majestät und Erhabenheit. "Hiob, wo warst du, als ich die Erde gründete...?!" Mit keinem Wort geht Gott auf die Katastrophen ein. Und Hiob antwortet schliesslich: "Ich weiss jetzt, dass dir nichts unmöglich ist; denn alles, was du planst, führst du auch aus. Du fragst, warum ich deinen Plan anzweifle und rede ohne Wissen und Verstand. In meinem Unverstand hab ich geredet von Dingen, die mein Denken übersteigen. Du hast mich aufgefordert, zuzuhören und dann auf deine Fragen zu erwidern. Ich kannte dich ja nur vom Hörensagen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Ich schäme mich für alles, was ich sagte; in Staub und Asche nehm ich es zurück." (Hiob 42,16 Gute Nachricht)

Hiob war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geheilt, geschweige denn die Wiederherstellung seiner Verluste! Aber das Entscheidende, das offensichtlich Wichtigere war geschehen: Hiob gab seinen ohnmächtigen Zorn gegen Gott auf. Er beugte sich unter die Grösse Gottes, dies aber nicht gezwungen und widerwillig, sondern echt, von Herzen. Das ist gut spürbar im Buch Hiob.

Eines hat Hiob nachher gewusst, ebenfalls seine Freunde: Gott ist grösser als dieses Elend. Später folgte die vollständige Wiederherstellung seines Lebens in jeder Beziehung.

Das gilt auch für heute: Mächtiger als das Tosen gewaltiger Wasser und wuchtiger Brecher des Meeres, mächtiger ist der HERR in der Höhe.

Gott ist mächtiger als jeder Tsunami - an Kraft, Grösse und Kontrolle

"Durch des HERRN Wort sind die Himmel gemacht und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes. Er sammelt die Wasser des Meeres wie einen Wall, legt in Behälter die Fluten.…ich bin der HERR, dein Gott, der das Meer erregt, dass seine Wogen brausen, HERR der Heerscharen ist sein Name." (Ps 33,511 Hes 26,19)

Gott fängt das Wasser und er lässt es frei.

"Wer hat die Wasser gemessen mit seiner hohlen Hand und die Himmel abgemessen mit der Spanne? Und wer hat den Staub der Erde mit einem Mass erfasst und die Berge mit der Waage gewogen, die Hügel mit Waagschalen? Wer hat den Geist des HERRN ermessen, und wer ist der Mann seines Rates, den er unterwiese? Mit wem beriet er sich, dass er ihm Einsicht gegeben und ihn belehrt hätte über den Pfad des Rechts und ihn Erkenntnis gelehrt und ihn über den Weg der Einsicht unterwiesen hätte? Siehe, Nationen gelten wie ein Tropfen am Eimer und wie Staub auf der Waagschale. Siehe, Inseln hebt er hoch wie ein Stäubchen. Mit wem wollt ihr Gott vergleichen, und was für ein Abbild wollt ihr ihm gegenüberstellen?" (Jes 40,1215.18)

Ich habe nach dem Lesen dieses Verses meine Briefwaage untersucht. Konnte keinen Staub erkennen. Dann strich ich mit dem Finger über die Waagschale. Meine Fingerspitze färbte sich grau. Aber das einzelne Staubkorn war nicht zu erkennen…Der Mount Everest - ein Staubkorn! Eine Milliarde Chinesen - ein Staubkorn!

Diese Grösse und Kontrolle Gottes wird anschaulich in einer Geschichte der Evangelien. Jesus ist mit seinen Leuten unterwegs auf dem See Genezareth. Ein heftiger Sturm erhebt sich. Die Wellen schlagen in das Boot, sodass es sich zu füllen beginnt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es sinkt. Die Jünger geraten in Panik. Jesus liegt hinten im Boot und schläft fest. Sie wecken ihn auf: "Ist es dir völlig egal, dass wir umkommen?" Er wacht auf, schaut umher. Er bedroht den Wind wie einen kleinen frechen Buben und spricht zum tosenden Wasser: "Halt den Mund und schweige!" Der Wind legt sich innerhalb einer Minute. Die Wellen flachen ab. Es wird ganz still. Ruhig liegt das Wasser da. Er wendet sich an seine Jünger: "Warum seid ihr so furchtsam? Habt ihr denn immer noch kein Vertrauen zu mir?" Jetzt bekommen die Jünger wirklich Angst. Keine panische Angst, keine Todesfurcht, aber einen ungeheuren Respekt vor diesem Mann. Sie sprechen miteinander: "Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorchen?" (vgl. Mk 4,3741)

Die Jünger standen unter der Kontrolle der Naturgewalten und waren ihnen hilflos ausgeliefert, um dann zu erleben, wie eben diese Naturgewalten völlig unter der Kontrolle ihres Meisters standen. Der Mann, der an anderer Stelle zu ihnen gesagt hatte: "Ich tue nur das, was ich den Vater habe tun sehen."

Ja, aber warum hat Gott dann den Tsunami nicht abgestellt? Das "Boot" unzähliger Siedlungen an den Küsten des indischen Ozeans lief voll und sank erbarmungslos! Da war kein Helfer! Jedenfalls war keiner zu erkennen…Das ist richtig. Aber jetzt geht es einfach mal um die Tatsache, dass Gott Wind und Willen kontrolliert, über ihnen steht, sie beherrscht - und nicht umgekehrt. Wie er diese Kontrolle ausübt - müssen wir ihm überlassen. Damit sind wir bei einer weiteren Wahrheit angekommen:

Gott ist mächtiger als jeder Tsunami - auch in seiner Güte und Weisheit

Gottes Güte und Weisheit sind grösser als die Zerstörungskraft der Tsunamis dieser Welt. Wenn wir direkt vor einem Tsunami stehen, gleichsam in Nahaufnahme, ist das tatsächlich schwer zu verstehen. Er kommt uns so blindwütig, so sinnlos vor, wie ein Fuchs, der alle Hühner im Hof umbringt, obwohl er nur eine mitnehmen kann, wie ein Krebs, der metastasierend im ganzen Körper wütet ohne jeden Plan.

Eugen Drewermann, katholischer Theologe, sagte in "Sternstunde Religion" am16.1.2005: "Mütter verlieren Kinder, Kinder verlieren Mütter, Fischer verlieren ihre Existenz, Unzählige erleiden Schäden an ihrem Leib - was da passier ist, hat für keinen irgendeinen Sinn."

Im Propheten Nahum findet sich eine Stelle (Nah 1,29), die den Eindruck erweckt, Gott wütet sinnlos. Da lesen wir: "Ein eifersüchtiger und rächender Gott ist der HERR, ein Rächer ist der HERR und voller Grimm. Rache übt der HERR an seinen Gegnern, und er grollt seinen Feinden. … Im Sturmwind und im Unwetter ist sein Weg, und Gewölk ist der Staub seiner Füsse. Er bedroht das Meer und legt es trocken. …Die Berge erbeben vor ihm, und die Hügel zerfliessen. Vor seinem Angesicht hebt sich die Erde, das Festland und alle, die darauf wohnen. Wer kann vor seinem Groll bestehen, wer standhalten bei der Glut seines Zorns? Sein Grimm ergiesst sich wie Feuer, die Felsen bersten durch ihn."

Dabei könnten wir jetzt stehenbleiben. Der gewalttätige, willkürliche, zornige Gott. Und diesen Gott für tot erklären oder sich frustriert von ihm abwenden. Aber der Text geht weiter!
"Gut ist der HERR. Er ist ein Zufluchtsort am Tag der Bedrängnis; und er kennt die, die sich bei ihm bergen."

Genau in dieser Spannung stehen wir: "Ein eifersüchtiger und rächender Gott ist der Herr, ein Rächer ist der Herr und voller Grimm….Gut ist der Herr. Er ist ein Zufluchtsort am Tag der Bedrängnis." Wir möchten gerne glauben, dass Gott ein liebender, sanfter, bergender Gott ist, und zwar immer und ausschliesslich. Aber manches deutet auf das genaue Gegenteil!

Wer ist Gott denn nun? Wechselt er willkürlich zwischen Zorn und Güte je nach Laune? Oder ist Gott ein "dualistischer" Gott, der Licht und Schatten, Gut und Böse in sich trägt?

Folgendes Denkmodell kann uns helfen: Der Herr ist gut - das ist sein wahres, eigentliches Wesen. Eifersucht und Rache sind Eigenschaften, die er sich anzieht wie ein Kleid - wenn er es für nötig hält. Die Güte Gottes ist also tiefer als seine Eifersucht und seine Rache.

Es ist wie bei einem guten Arzt, der seine Patienten liebt, grundsätzlich ihre Heilung will und ihr zukünftiges Wohlergehen höher achtet als ihr aktuelles Wohlfühlen. Bei einem Patienten hat er eine heilende Salbe und einen sauberen Verband in seinen Händen, pflegt, verbindet und spricht tröstende Worte. Den nächsten Patienten betäubt er, legt ihn flach, nimmt das Messer in seine Hand und schneidet den Bauch entschlossen und grimmig auf - weil er den bösartigen Krebs entfernen will - und damit der Erfolg bleibend ist, wird auch noch in der Umgebung des Krebses eine Menge guten Gewebes mit herausgeschnitten.

Wenn wir ganz klein werden könnten, etwa so gross wie eine Körperzelle, an den Ort des Geschehens gingen und das Schreien und Jammern der Krebszellen hörten, die doch auch nur leben wollen… und das verzweifelte Schreien der gesunden Zellen, die sich völlig ungerecht behandelt fühlen…. welch ein brutaler Arzt, welch eine Bosheit. Was ist das für eine schreckliche Person, die soviel Leben vernichtet!
Wir sehen, es kommt sehr auf die Perspektive an. Da ist der Vater (wahre Geschichte!), der vom Orthopäden den Auftrag erhält, den kranken Fuss seines Sohnes täglich für einige Minuten in eine bestimmte Stellung zu biegen und dort zu halten. Er muss sich von seinem Sohn sagen lassen: "Ich hasse dich, Papa!" - weil es so schrecklich weh tut. Was für ein kaltherziger Vater! Offenkundig liebt er seinen Sohn nicht. Eben doch - seine Perspektive ist nur viel weiter als die seines Sohnes, der nur eines erkennt: Es tut jetzt weh!

Was ist das innerste Wesen Gottes? Wer ist er wirklich?

Er ist der mit der grossen Perspektive, die alles umfasst und in die Tiefen der Ewigkeit reicht, in alle zukünftigen Welten. Er ist gut, er ist weitsichtig, er sieht und kennt alles, alle Faktoren, die gesamte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die ganze Welt, alle Menschen, alle Völker.
Wenn wir an einen "Ort des Geschehens kommen", sei es als direkt Betroffene oder durch die Medien, sind wir so winzig, so beschränkt. Wir sehen nur das grausame Messer, wir sehen nur brutale Gewalt, wir sehen einen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit. Dann erheben wir uns gegen Gott - warum? Wohl weil unsere Beziehung zu ihm vorher schon gebrochen war?

Ganz anders macht es der Prophet Jeremia (Klagelieder 3) inmitten eines fürchterlichen Krieges mit Tausenden von Toten und Hunderttausenden von Flüchtlingen. Die heilige, doch scheinbar unantastbare Stadt Jerusalem war eingenommen worden nach langer, zermürbender Zeit der Belagerung. Um ihn herum starben Soldaten und Zivilisten, Mütter und Kinder wie die Fliegen. Wie reagiert err? "Ja, die Gnadenerweise des HERRN sind nicht zu Ende, ja, sein Erbarmen hört nicht auf….Prüfen wollen wir unsere Wege und erforschen und umkehren zu dem HERRN!" Jeremia wusste, dass der Herr letztlich gnädig, letztlich gütig ist.

Im gleichen Gebet sagt er: "Kommt nicht aus dem Munde des Herrn das Böse und Gute hervor?" Wie können wir das verstehen? Ich deute es so: Gottes Befehle, inklusive seine Anweisungen an die Naturgewalten, erscheinen uns mitunter böse, willkürlich, irrational, und mitunter gut, einleuchtend, aufbauend. Aber dahinter steht in jedem Fall ein Gott der Gnade und Güte. Gott sieht mehr und sieht weiter!

Wir können dagegen rebellieren - aber wer sind wir denn? Staubkörnchen, die im Verhältnis zu ihrem Schöpfer nichts wissen. Es ist lächerlich, undankbar und hochmütig, wie wir uns zu Richtern Gottes aufschwingen und uns endgültig von ihm verabschieden, weil er sich unseren Vorstellungen nicht fügt.

Es gibt noch Grösseres, nicht Grösseres, aber noch Grösseres als Naturkatastrophen, Hungersnöte, Krankheiten, und Verluste an Leib und Leben.

Jesus sagt: "…Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht! Denn auch wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe. (Lk 12,15) Und er geht noch weiter: "…fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben vermag in der Hölle!" (Mt 10,28) Oder aktuell formuliert: "Fürchtet euch nicht vor den Katastrophen, die den Leib töten können, aber die Seele nicht zu töten vermögen."

Das Leben ist mehr als Hab und Gut und die Seele (der unsichtbare Personkern des Menschen) ist mehr als das (leibliche) Leben! In dem Masse, wie wir fixiert sind auf diese Welt, auf Besitz, Erfolg, leibliche Glücksgefühle, perfekte Lebensumstände - in dem Masse werden alle äusseren Katastrophen wirklich Katastrophen sein.

Paulus war einer jener Menschen, die wussten, was Leiden ist, und zwar vielfältiges, sich immer wieder manifestierendes Leiden. Er redet nicht vom "grünen Tisch", von irgendeinem Theologenschreibtisch, wenn er sagt: "Ich bin überzeugt: Was wir in der gegenwärtigen Zeit noch leiden müssen, fällt überhaupt nicht ins Gewicht im Vergleich mit der Herrlichkeit, die Gott uns zugedacht hat und die er in der Zukunft offenbar machen wird." (Gute Nachricht)
Gottes Weisheit und Güte umspannen Zeit und Ewigkeit. Sie reichen über den Tod hinaus. Deshalb wollen wir vorsichtig sein mit allzu schnellen Erklärungen und allzu schnellen Vorwürfen, dafür schnell sein mit Vertrauen in einen Gott, dessen Güte und Weisheit mein ganzes Leben, Schöpfung, Zeit und Unendlichkeit umspannen.

Mächtiger als das Tosen gewaltiger Wasser und wuchtiger Brecher des Meeres, mächtiger ist der HERR in der Höhe. Mächtiger in seiner Kraft, Güte und Weisheit.
Aber es gibt noch eine weitere Dimension der Macht Gottes über die Tsunamis dieser Welt.

Gott ist mächtiger als jeder Tsunami - auch im Blick auf seine Liebe

"Leg mich wie ein Siegel an dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie der Scheol die Leidenschaft. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Mächtige Wasser sind nicht in der Lage, die Liebe auszulöschen, und Ströme schwemmen sie nicht fort." "Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgend etwas Geschaffenes uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." "Gott ist Liebe". (Hohelied 8,67 Römer 8,3839 1.Johannes 4,8)

"Mächtige Wasser…", Gewalten, Mächte, Höhe, Tiefe…" -diese Begriffe haben angesichts einer solchen Katastrophe neue Aktualität gewonnen. Doch Gottes Liebe ist mächtiger. Stark wie der Tod, eine ewige Flamme, nicht auslöschbar durch eine noch so grosse Flut. Diese Gewissheit steckt hinter dem bekannten Gebetswort aus Psalm 73: "Mag auch mein Leib und mein Herz vergehen - meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig." (V.26) Die "Gute Nachricht" klingt noch aktueller: "Auch wenn ich Leib und Leben verliere, du, Gott, hältst mich; du bleibst mir für immer!"

Das ist erstaunlich. Der Verlust von Leib und Leben trennt uns nicht vom Gehaltensein durch Gott, eine anschauliche Formulierung für die zärtliche und kräftige Liebe Gottes. Da gibt es also etwas in uns, das grösser, dauerhafter, lebendiger ist als Leib und Leben! Und dieses Etwas ist festgehalten und geliebt von Gott - in jedem Tsunami, gleich welcher Art. Es stürmt und flutet in meinem Körper und in meiner Seele, es stürmt und flutet rings um mich her, es schlägt mir alles über dem Kopf zusammen, mein Herz schreit auf. Doch gleichzeitig ist da dieser innerste harte Kern, das Herz, die innerste Instanz und Substanz meines Seins. Dort wohnt die Liebe, dort wohnt Gott. Dies ist kein Märchen. Da gibt es eine ganze "Wolke von Zeugen" durch die ganze Geschichte der Christenheit hindurch, die das erlebt hat. Inmitten von Krankheit, Qual und Verfolgung. Menschen, die den Ausspruch des Propheten Jesaja hautnah selber probiert und für wahr befunden haben: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen." (Jes 43,12)

Doch keiner hat das so erlebt und vorgelebt wie der Zimmermann aus Nazareth, Jesus, der Christus. Er wurde getroffen vom grauenhaftesten Tsunami aller Zeiten, unvorstellbar in seiner Grausamkeit und Gewalttätigkeit. "Der Herr liess ihn treffen unser aller Schuld" - so wird dieses Geschehen im alten Testament zusammengefasst. Hängend am Kreuz wird Jesus stellvertretend für uns alle vom Tsunami unserer Schuld getroffen. An Körper, Seele und Geist. Gewaltige Wogen rollen über ihn hinweg. Wogen an Schmerz, Gottverlassenheit, Hass, bitterster Einsamkeit und unaussprechlichen moralischen Schmutzes. Seine Seele verzweifelt und stöhnt auf: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!" Das ist der Tiefpunkt. Doch dann zeigt sich, dass es unter diesem Tiefpunkt noch einen Tiefpunkt gibt, oder besser, einen Haltepunkt. Dies wird offenbar in seinem anschliessenden Gebet: "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Sein Geist ist lebendig geblieben. Und die Hände des Vaters sind da, direkt vor ihm, um ihn liebend und bergend zu empfangen. Die Auferstehung am dritten Tag ist dann der öffentliche Triumph der Liebe Gottes über die Schuld des Menschen und alle Todesmächte.
Und damit sind wir beim letzten Aspekt der Macht Gottes über die Tsunamis dieser Welt:

Gott ist mächtiger als jeder Tsunami unserer oder fremder Schuld

Die Verfehlungen und Finsternisse der ganzen Welt haben sich am Kreuz zu einer einzigen Flutwelle verdichtet und Jesus voll getroffen. Deshalb gibt es jetzt das Angebot: Lass dich versöhnen mit Gott! Gott will und kann uns retten aus jedem moralischen Tsunami, aus jeder moralischen Katastrophe. Sei es, dass wir selber schuldig geworden sind, sei es, dass das Verhalten anderer über uns hereingebrochen ist wie eine zerstörende Flut. Gott vergibt, Gott heilt. Der Wiederaufbau dauert je nach den Schäden eine Weile, die Transportwege unserer Seele müssen wiederhergestellt werden, das braucht Zeit. Aber Gott hat Zeit und er nimmt sich Zeit. So ist es tatsächlich für uns alle möglich, aus den zerstörerischen Fluten eigener oder fremder Sünde gerettet und wiederhergestellt zu werden, um eines Tages mit voller Überzeugung zu sagen:

"Ströme erhoben, o HERR, Ströme erhoben ihr Tosen, Ströme erheben ihr Brausen. Mächtiger als das Tosen gewaltiger Wasser und wuchtiger Brecher des Meeres, mächtiger ist der HERR in der Höhe."

Dossier: www.flutkatastrophe.livenet.ch

Datum: 30.01.2005
Autor: Jens Kaldewey
Quelle: Livenet.ch

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