Haschisch – die Fakten

Marihuana und Haschisch werden in Europa vor allem geraucht. Der Schritt zur Droge ist so klein.
Haschisch beeinflusst vor allem Wahrnehmungs- und Erkennungsprozesse, das Gedächtnis, die Gemütsverfassung sowie intellektuelle und motorische Funktionen.
Die Passivität macht ausserdem nicht Halt vor zwischen-menschlichen Kontakten, so dass wichtige Beziehungen in Familie und Freundeskreis zerstört werden. Die Folge ist ein zunehmender sozialer Rückzug.

Immer mehr Jugendliche kiffen. Haschisch gehört neben Alkohol und Tabak zu den verbreitesten Rausch erzeugenden Stoffen. Woraus besteht ein Joint? Wie wird ein Rausch erlebt? Welche unmittelbaren und langfristigen Auswirkungen kann die Droge haben?

Cannabis ist der botanische Oberbegriff für die Hanfprodukte Haschisch und Marihuana. Hauptwirkstoff der Cannabispflanze ist das Rausch erzeugende Tetrahydrocannibinol (THC).

Vom Rauchen zur Droge

Marihuana und Haschisch werden in Europa vor allem geraucht. Ein Gramm Haschisch wird dabei zerbröselt, mit etwas Tabak vermengt zu einer Zigarette - einem sogenannten Joint - gedreht. Haschisch wird aber auch pur in Spezialpfeifen verschiedenster Variationen oder als gewöhnliche mit Haschischöl beträufelte Zigarette geraucht. Ausserdem werden die Substanzen auch in Getränke, z. B. Tee gegeben, mit Joghurt vermischt oder in Kekse eingebacken und so konsumiert.

Als Marihuana bezeichnet man das tabakartige Gemisch aus den getrockneten Blättern, Blüten und dem Stängel der Pflanze. Die getrockneten und zerkleinerten Pflanzenteile sind meist von grünlicher, teeähnlicher Beschaffenheit und erwecken beim ersten Hinsehen den Eindruck eines groben Gewürzes. Der THC-Gehalt von Marihuana schwankt zwischen ein bis sieben Prozent, wobei gewisse Treibhauszüchtungen bis zu 15 % aufweisen.

Bei Haschisch handelt es sich um das Harz, das aus den Blütenständen der weiblichen Pflanze gewonnen wird. Das meist zu Platten oder Klumpen gepresst wird und von fester, zum Teil harziger, zum Teil bröckliger Konsistenz ist. Aufgrund von Züchtungen, aber auch, weil Haschisch oft mit anderen Substanzen gestreckt wird, kann der THC-Gehalt zwischen fünf und 20 % schwanken. Haschischöl wird mit Hilfe organischer Lösungsmittel aus einem stark konzentrierten Auszug aus Haschisch oder Marihuana gewonnen und ist in der Regel sehr konzentriert mit einem THC-Gehalt von bis zu 60 %

Für die westliche Kultur stellen psychedelische (bewusstseinserweiternde) Drogen relative Neulinge dar. Der Konsum breitete sich hier vor allem in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aus. In vielen westlichen Ländern ist der Cannabiskonsum zwar verboten, doch geahndet werden Vergehen gegen die Betäubungsmittelgesetze kaum noch. In der Schweiz ist die Diskussion über die Freigabe des Cannabiskonsums in vollem Gange.

Die Wirkung der Droge auf Körper und Psyche

Beim Rauchen setzt die Wirkung des THC sofort ein und dauert ein bis vier Stunden. Wird Haschisch gegessen, verzögert sich der Wirkungseintritt. Diese Konsumform gilt als besonders riskant, weil es häufig zu einer plötzlichen Wirkung kommt und die Dosierung nur sehr schwierig zu beurteilen ist. Beeinflusst werden vor allem Wahrnehmungs- und Erkennungsprozesse, das Gedächtnis, die Gemütsverfassung sowie intellektuelle und motorische Funktionen. Es kommt ausserdem zur Beschleunigung des Herzschlages, Erhöhung der Pulsfrequenz, Rötung der Augen, trockenem Mund, Senkung des Augeninnendruckes, Schmerzlinderung und Brechreizunterdrückung. Das, was der Eingeweihte jedoch als Drogenrausch erlebt, hat recht wenig mit Pulsschlag, roten Augen usw. zu tun. Für ihn sind das belanglose Nebenerscheinungen, die er für ein “High” gerne in Kauf nimmt.

Die Anziehungskraft der Droge

Die grosse Anziehungskraft der Droge macht die Ekstase, die mystische Einheit, die Entzückung, das Überschreiten von Raum und Zeit aus, also die überpersönlichen Erfahrungen, die der Drogenrausch vermittelt. Der jeweilige Rauschzustand und die Empfindungen sind sehr subjektiv. Die kurz- oder langfristigen Wirkungen der Cannabisprodukte hängen von der eigenen körperlichen Konstitution, der Persönlichkeit, der gegenwärtigen Stimmungslage und Erwartungshaltung ab, aber auch von der Gebrauchshäufigkeit und natürlich von der eingenommenen Dosis. In der Szene wird der Rauschzustand als “breit sein” bezeichnet. Dabei werden verschiedene Rauschphasen passiert, zuerst die Phase der ununterdrückbaren Heiterkeit, dann folgt ein Kältegefühl in den Gliedmassen, schliesslich beginnt eine Tagtraum-Phase, bei der Gegenstände in der Umgebung irgendwie farbiger, bewegter, seltsamer wirken und am Schluss folgt eine lange, grosse Müdigkeit.

Weltentrücktheit und ihre Folgen

Charakteristisch für Cannabisprodukte sind folgende Merkmale: Die Aufmerksamkeit wird auf unbedeutende Nebenereignisse und Nebenreize gerichtet. Alle Sinneswahrnehmungen, insbesondere Farb- und Tonempfindungen werden intensiver. Durch die intensivierte und verzerrte Wahrnehmung kann Wesentliches nicht mehr von Unwesentlichem unterschieden werden, was der Konsument als “Bewusstseinserweiterung” erlebt. Gleichzeitig entsteht durch die Antriebsmilderung eine Stimmung der Gleichgültigkeit und orientalisch anmutender Gelassenheit. Weitere Auswirkungen der Droge sind bruchstückhaftes Denken, eine herabgesetzte gedankliche Speicherungsfähigkeit, Störungen der Konzentration und der Aufmerksamkeit. Dadurch wird auch die Kritikfähigkeit vermindert, was wiederum die Risikobereitschaft erhöht. THC verschwindet relativ schnell aus der Blutbahn. Doch konnten erfahrene Piloten am Flugsimulator noch 24 Stunden nach dem Rauchen einer Marihuanazigarette nicht mehr sicher landen. Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit sind also noch lange nach Abklingen des eigentlichen Rausches beeinträchtigt. Seit einigen Jahren häufen sich die Meldungen über Unfälle, die von Cannabis-Konsumenten verursacht worden sind. Diese Beobachtung gilt nicht nur im Strassenverkehr oder am Arbeitsplatz, sondern auch auf der Skipiste.

Psychische Abhängigkeit

Haschisch kann zu einer mässigen bis deutlichen psychischen Abhängigkeit führen, ohne dass es zur körperlichen Abhängigkeit und damit einhergehenden Entzugserscheinungen kommt. Ob eine Rauschdroge als gefährlich eingestuft wird, soll jedoch nicht davon abhängen, ob sie “nur” psychisch oder auch körperlich eine Abhängigkeit hervorruft. Es gibt eine ganze Reihe von Substanzen wie Kokain oder Weckmittel, deren Gefährlichkeit trotz ihrem nur psychischen Abhängigkeitspotential unbestritten ist.

Langzeitfolgen: Gesundheitliche Beschwerden

Da der Kiffer bestrebt ist, möglichst viel Rauschmittel aufzunehmen, inhaliert er den Rauch in der Regel tief und benutzt keinen Filter. Dabei ist der Teergehalt im Rauch einer Cannabiszigarette viel höher und enthält im Vergleich zu einer reinen Tabakzigarette auch doppelt so viele Krebs erzeugenden Stoffe. Die Folgen eines langjährigen Konsums von Cannabis-Produkten können darum Bronchitis, Lungenüberblähung und sogar Lungenkrebs sein. Auch das Immunsystem, welches Bakterien, Viren und Krebszellen bekämpft, wird in seiner Funktionsweise durch Cannabis beeinträchtigt.

Risiko der Einstellungs- und Wesensveränderungen

Zu den mittleren und langfristigen Risiken eines hohen und dauerhaften Cannabiskonsums gehört auch die Möglichkeit der Entwicklung eines so genannten Amotivationalen Syndroms (AMS). Dieses äussert sich in einem zunehmenden allgemeinen Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Aufmerksamkeit und Leistungsbereitschaft in Schule und Beruf nehmen ab und der Konsument wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger. Den Anforderungen der Gesellschaft ist er immer weniger gewachsen, fühlt sich diesem aber auch nicht verpflichtet. Die Passivität macht ausserdem nicht Halt vor zwischen-menschlichen Kontakten, so dass wichtige Beziehungen in Familie und Freundeskreis zerstört werden. Die Folge ist ein zunehmender sozialer Rückzug.

In erster Linie sind es also die Persönlichkeitsveränderungen, welche die Gefährlichkeit von Cannabis ausmachen. Das menschliche Gehirn wird überschwemmt mit Substanzen, die grosse Ähnlichkeit mit körpereigenen Stoffen haben und so Stimmungen, Gefühle, Denkabläufe, Wahrnehmungen, die Auffassung und die Verarbeitung von Erlebtem beeinflussen. Junge Menschen sind dafür in besonderem Masse anfällig, denn ihre Persönlichkeit ist noch in der Entwicklung begriffen. Die Gehirnforschung zeigt uns, dass in der Phase der Adoleszenz wichtige neurophysiologische Reifungsprozesse stattfinden. Drogenkonsum in dieser wichtigen Lebensphase zerstört die Entwicklungschancen und hindert den Jugendlichen daran, seine Stellung und seinen Platz in der Welt und in der menschlichen Gemeinschaft zu finden.

Störungen des Denkens

Bei regelmässigem Konsum der Droge können sich gerade im Bereich des Denkens und Urteilens erhebliche Einschränkungen bemerkbar machen. Die Fähigkeit zu unterscheiden, denken und urteilen lässt nach. Der Kiffer mag zwar das Gefühl besonderer Tiefsinnigkeit und erhöhter Leistungsfähigkeit haben. Objektiv betrachtet wird jedoch logisch geordnetes, schlussfolgerndes Denken immer mehr durch “Erleuchtungserlebnisse” ersetzt. Ausserdem nehmen Sorgfaltsleistungen rapide ab. Ein allgemeines “Sich-treiben-lassen” und eine anhaltende Passivität treten an die Stelle von Kreativität, geistiger Leistungsfähigkeit und Engagement.

Auslösen von Psychosen

Haschisch kann offensichtlich auch Psychosen, d. h. seelische Störungen, die häufig mit Angst- und Horrorvorstellungen einhergehen, auslösen. Diese können auch in chronische Verläufe übergehen, welche von Schizophrenien nur schwer zu unterscheiden sind. Da sich der Bekiffte in der Phase des Sich-treiben-lassens immer mehr auch andern Kräften und Mächten öffnet.

Warum Jugendliche trotzdem zu Cannabis greifen

Unter dem Einfluss der Droge wirkt der Alltag leicht, die Probleme rücken in den Hintergrund, man entflieht für eine Weile der permanenten Reizüberflutung. Wahrnehmungsveränderungen scheinen den Horizont zu erweitern, plötzlich spürt der "Weltentrückte" eine neue Verbundenheit mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen. Mahnende Stimmen, welche auf die Gefahren von Haschisch und Marihuana hinweisen, schreibt Carole Huber in ihrem Artikel "Wenn der Rausch lockt" ,wirken lächerlich und spiessig. Und doch können diese Drogen ein Netz um den Konsumierenden weben, das sich immer mehr zusammenzieht und ihn letztlich fest gefangen hält – in wirklichkeitsfremden Träumereien, in der Gier nach neuen Erfahrungen ... und in der Sucht.

Gekürzt und neu zusammengestellt: Livenet, Antoinette Lüchinger

Siehe auch:
Freipass für Cannabis?
Wenn der Rausch lockt ...

Autor: Dr. med. Walter Vetsch

Datum: 06.10.2004
Quelle: Ethos

Werbung
Livenet Service
Werbung