Suchtprävention bei Jugendlichen vor Scherbenhaufen: Immer mehr Drogen und Alkohol

Bier

Bern. Der Suchtmittelkonsum von Jugendlichen ist nach einer gesamtschweizerischen Umfrage deutlich gestiegen. Das wirkt sich besonders auch in der Schule aus. Weniger gefährdet scheinen Jugendliche in einem klar christlichen Umfeld.

Schulleiter Lorenz Fuss ist resigniert: "Sie machen es zwei Schritte ausserhalb des Areals. Wenn Schülerinnen und Schüler in der Pause das Schulareal kurz verlassen, um sich die Zigarette, den Joint zu genehmigen, können Lehrer und Schulleiter praktisch nichts dagegen tun." Sanktionen gebe es lediglich, wenn Schüler auf dem Schulareal erwischt werden. Lorenz Fuss leitet die öffentliche Weiterbildungsschule in Basel mit 400 Schülern im 7. und 8. Schuljahr. Das Suchtproblem sei ständig präsent in der Schule, sagt Fuss. Im Moment nehme das Haschen wieder stark zu, währenddem der Boom der Alcopops etwas gebremst scheine. Es gebe Klassen, bei denen bis zu 80 Prozent der Schüler Suchtmittel konsumieren, währenddem andere Klassen kaum davon betroffen seien.

Passive Schüler – ahnungslose Eltern

Kiffende Schüler wirken in der Schule passiv. Es könne soweit kommen, dass sie kaum ansprechbar seien, sagt Fuss. Die Stadt Basel organisiert Suchtpräventionsweekends für die Schüler. Fuss zweifelt an ihrem Nutzen, "weil sie zu spät kommen" und wohl auch inhaltlich zu wenig effizient seien. Das prägende sei doch das familiäre Umfeld, doch dieses werde bisher in die Suchtprävention wenig einbezogen. Wenn man die Eltern auf das Problem ihrer Kinder aufmerksam machte, zeigten sich viele sehr erstaunt. Andere Eltern wiederum verharmlosten das Problem. Sie seien eben aus der 68-er Generation, erklärt Fuss diese Reaktion. Von den Jugendlichen, die einen starken Bezug zum christlichen Glauben haben, kämen jedoch viel weniger in ein Suchtverhalten, glaubt der Basler Schulleiter. Diese seien eben dem Druck der Kollegen weniger ausgesetzt und hätten durch ihre Teilnahme in christlichen Jugendgruppen gute Alternativbeschäftigungen.

Die zunehmende Zustimmung zur Legalisierung des Cannabis hält Fuss für eine fatale Entwicklung. Schon heute sagten die Jugendlichen ihren Lehrerinnen und Lehrern ins Gesicht: "Wenn es legal ist, was wollen Sie da noch sagen". Auch eine Altersgrenze zum Schutze der Jugend würde da kaum noch etwas bringen, vermutet Fuss.

Überforderte Lehrkräfte

In der Schule sind viele Lehrkräfte vom Problem überfordert, vermutet Stefan Koller von der Fachstelle für Suchtprävention des Blauen Kreuzes in Bern. Wahrscheinlich werde in den Schulen auch zuwenig Zeit für solche Fragen eingesetzt. "Lehrer versuchen darum des öfteren, schwierige Kids loszuwerden, was auch keine Lösung ist", sagt Koller. Das Blaue Kreuz Bern will mit der Bereitstellung von Unterrichtsmaterial die Suchtfragen in den Schulklassen thematisieren.

Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme SFA die Resultate hatte eine Schülerbefragung aus dem Jahre 2002 veröffentlicht (wir berichteten darüber). Darin hat sich ergeben, dass 50 Prozent der 15 bis 16- jährigen Schüler und 40 Prozent der gleichaltrigen Schülerinnen im Leben mindestens einmal Cannabis konsumiert haben. Aus den Umfragen hochgerechnet, gibt es in der Schweiz in dieser Altersgruppe 11000 regelmässige Kiffer (Jugendliche, die im Jahr vor der Umfrage mindestens 40 Mal gekifft haben). Auch der Konsum von Alkohol hat seit 1986 massiv zugenommen

Datum: 12.05.2003
Quelle: idea Schweiz

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