Werner Steiner: Krawatte gegen Stempel eingetauscht

Freundlicher Anwalt der Taglöhner: Werner Steiner
Heute Abend kann Werner Steiner in der Läbesruum-Kantine keinen Job verlosen. Morgen früh gibt es wieder zwei.
Jeder Job wird rapportiert. Die Winterthurer schätzen den Service der Taglöhner.

"Wer noch einen Stempel für seine Bescheinigung braucht, kann ihn hier holen!" ruft er durch die Kantine im Läbesruum Winterthur. "Ja, eine Krawatte brauche ich jetzt tatsächlich nicht mehr, um zu arbeiten", lacht Werner Steiner. "Auch das zweite Auto haben wir verkauft. Meine Frau und ich haben uns entschieden, einfacher zu leben und auf gewisse Dinge zu verzichten."

Obwohl er noch nie viel Wert auf Prestige gelegt hat, war es doch ein grosser Schritt, damals im Jahr 1998. Werner Steiner (Jahrgang 1943) wechselte vom weltweit tätigen Konzern, in dem er als Bauingenieur ETH Karriere gemacht hatte, zum Taglöhner-Projekt "Läbesruum". Ein krasser Wechsel von Beruf und Status. Er arbeitet seither als Geschäftsführer des Läbesruum ( www.laebesruum.ch ).

Lange Zeit war Winterthur für Werner Steiner eine Schlafstadt, aber das hat sich nun gehörig verändert: Über 50'000 Taglohnstunden jährlich vermitteln er und seine Mitarbeiter an unterschiedlichste Menschen aus der Stadt. Viele sind ehemalige Drogenabhängige, Alkoholiker, Randständige - einige sind noch auf Entzug. Ohne den Läbesruum hätten sie keine Chance, einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen.

Glaube an Jesus - soziales Engagement

Was bringt Werner Steiner dazu, sich in dieses Projekt zu engagieren und sich mit Haut und Haar und Knochen für Taglöhner einzusetzen? "Vor einigen Jahren habe ich den Glauben an Jesus Christus entdeckt. Zu einem Engagement im sozialen Bereich hatte ich danach ein volles Ja - früher hätte ich mir das nie erträumt." Nicht nur er, auch die anderen Mitarbeiter an der Pflanzschulstrasse 17 und die Gruppenleiter unterwegs haben ein Herz für ihre Taglöhner. Viele sind in christlichen Gemeinden von Winterthur aktiv. Das Erstaunliche daran: Das Anliegen der Christen für den Läbesruum färbt auf die Bevölkerung ab, was sich an der Zahl der Spender zeigt.

Gespräche und Mitarbeitergebet

In Steiners ruhigem und bestimmtem Auftreten ist christliche Nächstenliebe zu spüren. Sie wird gelebt und gefördert. Beispielsweise im wöchentlichen Mitarbeitergebet am Montagmorgen. Oder in Gesprächen über den christlichen Glauben, die sich tagsüber ganz natürlich ergeben.

Der ,Chef' der Taglöhner hat sich auf der SVP-Liste ins Stadtparlament wählen lassen. So kann er seine Gesichtspunkte wirksamer vertreten. Das Sitzungszimmer im Läbesruum dient einer Gruppe von christlichen Politikern der Stadt zum regelmässigen Gebet. Hier kommen sie in Kontakt mit Menschen, denen sie sonst selten begegnen.

Verantwortung für Mitmenschen

Der Läbesruum-Geschäftsführer meint: "Jede Person hat eine Verantwortung für ihre Mitmenschen. Als Christen sind wir aber ganz besonders gefordert, unsere Verantwortung wahrzunehmen. Ich versuche hier, denjenigen Menschen Arbeit zu verschaffen, die gerne arbeiten würden - aber dies nicht unter normalen Umständen können. Denn auch einfachere Arbeit ist viel wert."

Läbesruum im Internet: www.laebesruum.ch

Autor: Thomas Gerber

Datum: 28.11.2005
Quelle: Jesus.ch

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