Geld und Geist im Bündnerland

Die Bündner Finanzdirektorin Eveline Widmer-Schlumpf

Rund 800 Freunde des Sozialwerkes „Gott hilft“ trafen sich am Sonntag in Trimmis am Jahresfest zum Motto „Geld und Geist“. Zum Tagungsthema äusserte sich unter anderen die Bündner Regierungsrätin und Finanzdirektorin Eveline Widmer-Schlumpf.

Sowohl für die Politik wie für christliche Sozialwerke ist das Thema äusserst brisant. Und die Bibel äussert sich oft und konkret zum Thema, wie der Leiter des Sozialwerkes „Gott hilft“, Pfr. Daniel Zindel, hervorhob. Das Alte Testament sehe zwar im Reichtum den Segen Gottes. Schon die Psalmen rieten aber, „sich nicht in den Reichtum zu vergaffen“ und warnten vor der Geldgier. Jesus sei radikal. Er habe geraten, auf „kumuliertes Kapital“ zu verzichten. Kennzeichen von Menschen im Reiche Gottes sei es, dass sie „Schätze im Himmel sammeln“ und nicht auf dieser Welt, betonte Zindel.

Reich in Gott

Die Wirkung des Heiligen Geistes im Blick auf finanzielle Fragen liege darin, dass er zum Vertrauen und zu einer heiligen Sorglosigkeit führe. Paulus habe zur Unabhängigkeit von irdischen Gütern gemahnt und zur geistlichen Verwalterschaft insbesondere der göttlichen Gaben aufgerufen: „Wir besitzen nichts und haben doch alles“, und: „Durch ihn seid ihr reich geworden“, schreibt er den Korinthern. Das beste für den Menschen ist deshalb, in Gott reich zu sein.

Der Staat zwischen Geld und Geist

Eine politische Sichtweise des Themas formulierte die Bündner Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Geld sei eigentlich immer zuwenig vorhanden, und der Staat sei weit davon entfernt, reich zu werden oder reich werden zu wollen. Problematisch sei, wenn es auch an Geist fehle, worin sie die Präsenz von Vernunft, Fairness und Verantwortung sieht.

Der Staat sei vor allem gefordert, Mass zu halten. Er müsse ein gesunde Mitte zwischen „reich und geistarm“ oder aber „geistreich und arm“ finden. Zuwenig Geld sei ein Problem, zuviel Geld könne aber auch in die Masslosigkeit und Verantwortungslosigkeit führen. Insbesondere warnte sie vor einer überbordenden Staatsverschuldung. Schuldenwirtschaft sei Ausdruck eines „Mangels an Geist“. Dahinter stehe eine übermässige Anspruchshaltung gegenüber dem Staat.

Widmer-Schlumpf warnte auch vor einer Welle, die den Staat für die persönlichen Interessen einspannen wolle. Die Interessen des Gemeinwohls müssten vor den persönlichen Interessen stehen. Sie erwähnte auch eine verbreitete Steuermüdigkeit und erinnerte daran, dass die Bibel die staatliche Steuer legalisiert habe: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist“. Die Bibel sage jedoch nichts über Tarife. Sie gab zu bedenken, dass Steuern der Preis für die Zivilisation seien. Nur im Busch gebe es keine Steuern, so die Finanzdirektorin, die mit der Feststellung schloss, dass wohl auch die Bibel gegen massvolle Steuererhöhungen nichts einzuwenden habe.

Sauberer Umgang mit Geld

David Schneider, leitender Mitarbeiter der Stiftung Schleife, beschrieb die Herausforderung einer Organisation im Umgang mit Geld. Er erinnerte daran, dass sowohl Christen als Individuen wie auch Organisationen zu einem transparenten und ehrlichen Umgang mit Geld angehalten seien. Der unsaubere Umgang mit Geld könne Ursache der Kraftlosigkeit vieler Christen sein. Dies betreffe nicht nur Buchhaltung und Steuererklärung, es gehe auch nicht an, dass Christen sich systematisch verschulden oder zum Beispiel nach 60 Tagen noch den Skonto von einem Rechnungsbetrag abzögen.

Schneider warnte christliche Werke davor, Geldreserven anzulegen. Vielmehr wolle sein Werk ein gutes Beispiel setzen, indem es von den eingegangenen Mitteln 10 Prozent an andere weitergebe. Damit habe man gute Erfahrungen gemacht. Die finanziellen Mittel für die eigenen Bedürfnisse seien jedenfalls immer zur rechten Zeit vorhanden gewesen, betonte Schneider.

Datum: 16.09.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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