Mit Werten in Führung gehen

Wer führen will, der muss zunächst dienen lernen
Beispielhafte Führungspersönlichkeiten bauen ein exzellentes Führungsteam auf mit Leuten, die häufig besser sind als sie selbst.

Der Konkurrenzkampf der Zukunft wird sich laut Dr. Siegfried Buchholz nicht um wichtige Kunden, sondern um aussergewöhnliche Menschen abspielen. Für Christen eröffnen sich fantastische Chancen. Da sie über mehr Ressourcen verfügen als andere, insbesondere was Menschenführung betrifft. Ihr Erfolgsgeheimnis liegt in Jesus Händen.

Wie reagieren eigentlich Manager, wenn sie wissen, dass sie schon bald gefeuert werden? Eine Studie zufolge reagierten die meisten falsch. Die meisten dieser Leute fingen an härter zu arbeiten und abends länger im Büro zu bleiben. "Das ist schon mal schlecht", meint Dr. Buchholz. "Damit dokumentieren sie, dass sie zuvor zu wenig gearbeitet haben." Noch schlimmer wurde es, als man fragte: "Was denken Sie eigentlich, wofür Sie hier Ihr hohes Gehalt beziehen?" Keiner dieser Leute hatte begriffen, dass er nicht für Arbeit bezahlt wird.

Der Unterschied zwischen Nutzen und Wert

"Menschen in hochkarätigen, anspruchsvollen Berufen werden nicht für Arbeit bezahlt, auch nicht für Intelligenz, Professionalität oder Loyalität, sondern ausschliesslich dafür, dass sie für ihren Arbeitgeber einen hohen Nutzen erbringen.", präzisiert Dr. Buchholz, Managementberater und -coach. "Und wenn ihr Nutzen ein einzigartiger ist, den ihre Kollegen nicht erbringen können, dann müssen diese Manager nie mehr Angst haben, dass sie gefeuert werden. Wenn sie allerdings ein halbes Dutzend Kollegen haben, die den gleichen Nutzen erbringen zu niedrigerem Preis, dann sollten sie schon darauf warten, entlassen zu werden. Es ist erstaunlich, dass die meisten das Wort "Nutzen" nicht mögen", so Buchholz.

Das ist allerdings nur ein Problem für Menschen, die nicht auseinander halten können, was Nutzen und Wert ist. Man verkauft seinen Nutzen für Geld. Aber seinen Wert bekommt man von Gott. Wenn man krank wird, reduziert sich der Nutzen, aber nicht der Wert eines Menschen. Und wenn man seinen Wert von Gott bekommt, dann sollte man auch keine Schwierigkeit haben, sich einmal "ausnutzen" zulassen. Denn dabei wird man nicht "entwertet".

Wertewandel der modernen Welt

Laut Buchholz ist der Wertewandel in der modernen Welt bizarr geworden. Nicht nur der Marktwert von Managern, sondern auch der Börsenwert von Unternehmen - der sogenannte Shareholder Value und der Markenwert - sprengt jede Vorstellung. Der Börsenwert von Microsoft zum Beispiel sei 15 mal grösser als der von BMW. Der eine verkauft tolle Autos, der andere nichts anderes als ein Denkprodukt.

Der wahre Konkurrenzkampf der Zukunft werde sich nicht um wichtige Kunden, sondern um aussergewöhnliche Menschen abspielen, so Buchholz. Diese zeichnen sich durch eine Kombination besonderer Qualitäten aus, vereinfacht: durch Kompetenz, Energie und Integrität. Man kann annehmen, dass Integrität heute eher eine seltene Qualität ist. Sie ist ein Persönlichkeitsmerkmal und entsteht nicht durch Studium. Integrität heisst, bewusst Wertmassstäbe zu haben und nach diesen zu leben.

Im Konkurrenzkampf der Zukunft, der längst angefangen hat, haben laut Buchholz Christen fantastische Chancen: Sie haben mehr Ressourcen zu ihrer Verfügung als andere Menschen. Christen binden sich freiwillig an eine höchste Autorität und werden dadurch für andere eine akzeptable Autorität. Sie manipulieren nicht mehr. Christen ist ihre persönliche Schuld vergeben. Sie können zu einem echten, persönlichen Frieden finden und deshalb produktiver sein. Vor Gott sind sie wertvoll und brauchen dies nicht mehr laufend vor anderen zu beweisen. Sie können Kritik annehmen, ohne zurück zuschlagen. Christen sind zu wahrer Nächstenliebe befähigt und finden dadurch Zugang zur wichtigsten Befähigung überhaupt: zur Menschenführung. Denn Liebe gibt immer mehr Führungsenergie. Christen haben keine Zukunftsängste mehr und verfügen dadurch über mehr Kraft und Energie zur kreativen Gestaltung von Gegenwart und Zukunft.

Wichtige Führungsgrundregeln

Die erste Grundregel für Führungsleute heisst: Wer sich selbst nicht führen kann, der sollte auch andere nicht führen. Betrachten wir, was Jesus Christus zum Thema "Führen mit Werten" zu sagen hat: "In dieser Welt unterdrücken die Herrscher ihre Völker und Diktatoren lassen sich als Wohltäter feiern. Aber bei euch sollte das nicht so sein. Wer der Erste sein will, der soll sich zunächst einmal allen anderen unterordnen. Wer führen will, der muss zunächst dienen lernen. Selbst ich, der Herr, bin euer aller Diener geworden". Auf dieser Basis entstand das später in den siebziger Jahren in Kalifornien entstandene Führungskonzept "Serving Leadership".

Als Jesus einmal gefragt wurde, wie wir Menschen mit den wichtigsten Werten richtig umgehen sollten, da sagte er: "Jeder der sich einmal entschlossen hat, sich kompromisslos auf meine Seite zu schlagen, der wird auf eigene Wege und eigene Ziele verzichten. Er wird auch bereit sein, jeden Preis zu zahlen, um ganz sicher zu mir zu gehören. Denn genau das, was ein Mensch um alles in der Welt aus eigener Kraft festhalten möchte, genau das wird er schlussendlich todsicher verlieren. Wer meint, sich selbst verwirklichen zu können, der wird die Wirklichkeit des eigentlichen Lebens verpassen. Wer aber bereit ist, den ganzen Ballast seiner eigenen Weltanschauungen, Vorstellungen, privaten Wünsche und Ziele abzuwerfen, der wir mit meiner Hilfe das eigentliche Leben finden und es in Fülle erleben.

Überlegen wir einmal ganz nüchtern: Was hat ein Mensch davon, wenn er sich alles leisten kann, was diese Welt zu bieten hat, dafür aber den Preis der Zerstörung seiner selbst bezahlen müsste? Oder: Verfügt ein Mensch sicher über etwas, das ihm seine Lebensplanung garantiert? Gibt es etwas, mit dem er seine eigenen Ziele quasi erkaufen oder durchsetzen kann?

Mit Werten führen

Mit Werten führen heisst, Menschen Wert zu geben. Menschen Wert geben, kann man aber nur dann, wenn man selber über einen intakten Selbstwert verfügt. Es ist eminent wichtig, woher man den eigenen Selbstwert bezieht: Nicht aus Leistung - da entsteht Nutzen und nicht Wert.

Wie führt man denn erfolgreich? Die Meinungsforscher von Gallup besuchten 200 Spitzenkräfte der besten amerikanischen Firmen, 170 Chefs von schnellwachsenden Privatunternehmen, 88 Führungspersönlichkeiten von Non-Profit-Unternehmen und 117 Dekane oder Präsidenten wichtiger Universitäten. Allen legten sie eine Liste vor mit zehn Faktoren, die erfüllt sein mussten und ohne die sich ein Manager nicht erfolgreich nennen durfte. Die geforderten zehn Faktoren waren: Garantie auf langfristigen Erfolg, visionäre und strategische Fertigkeiten, Bewältigung von Herausforderungen, Entwicklung einer exzellenten Organisation mit herausragenden Leuten, Integrität und starker Charakter, unternehmerische Phantasie und Pioniergeist, nachweisbare Impulse für eine Branche, Wirtschaft oder Gesellschaft, Urheber einer nachhaltigen Innovation, beispielhafte Kundenorientierung sowie soziale Verantwortung.

Es stellt sich heraus, dass wirklicher Erfolg immer an bestimmte Lebensmuster, Wertmassstäbe und Spielregeln gebunden ist. Die wirklich erfolgreichen Manager sind alle integere und beispielhafte Führungspersönlichkeiten, die sich mit Menschen, die anders sind als sie selbst, umgeben. Sie meiden geschmeidige Jasager, verjagen aber auch notorische Neinsager. Sie inspirieren ihre Mitarbeiter zu geistiger und menschlicher Grösse und belohnen experimentelle Fantasie. Sie bauen ein exzellentes Führungsteam auf mit Leuten, die häufig besser sind als sie selbst. Sie entwickeln grosse Ideen und haben die Überzeugungskraft, Begeisterung für diese Ideen zu entfachen. Dabei halten sie Krisen aus, sind erstaunlich bescheiden, wenn es um die Erklärung des Erfolgs geht, und weisen ihrem Führungsteam immer den grössten Anteil zu. Sie haben trotz der Hektik des modernen Geschäftsalltags ihren inneren Frieden.

Dem gegenüber stehen heutzutage laut Buchholz Heere von Managern, die Tag für Tag damit beschäftigt sind, ihre Mitarbeiter zu ändern, zu bessern und zu anderen Menschen zu machen. Das jedoch sei gar nicht ihre Aufgabe. Und weil sie selbst keine Vorbilder sind, funktioniere es natürlich auch nicht. Die Hälfte aller Managementarbeit werde auf diese Art und Weise vergeudet.

Jesus als Vorbild

In der Regel werden Menschen entwertet, wenn man sie kritisiert und herum kommandiert. Jesus hat nie Menschen abgewertet; er hat sie immer nur aufgewertet. Das war sein Geheimnis. Er ging bevorzugt mit Menschen um, die von der sogenannten Gesellschaft als wertlos befunden wurden. Wenn wir irgend etwas von Jesus lernen können für unser Leben und unseren Beruf - besonders für Führungsberufe - dann ist es: Menschen bewerten, Menschen aufwerten, Menschen Wert geben. Ein Mensch, dem wir Wert geben, der leistet dreimal so viel wie vorher.

Jesus gab Werten eine besondere Leuchtkraft. Niemand konnte "Wahrheit" so überzeugend darstellen und "Liebe" zu Menschen so vorzeigen wie er. Diese von Jesus in die Welt gebrachte selbstlose Liebe hat heute noch dieselbe Wirkungskraft wie damals. Wer Menschen lieben kann, der hat Geduld mit ihnen. Er behandelt sie fair und stellt nicht immer seine eigenen Vorzüge heraus. Auch redet er nicht zu andern von oben herab. Wer Menschen liebt, kann deren Gefühle verstehen. Er sucht nicht immer seinen eigenen Vorteil, sondern kann sein Ego kontrollieren und lässt seinen Ärger nicht an andern aus. Er ist nicht nachtragend und hält ihnen nicht ihre Fehler vor. Im Gegenteil, er freut sich, wenn andern Gutes gelingt. Wer Menschen liebt, wird nicht aufgeben: Er vertraut ihnen und traut ihnen etwas zu. Er gibt ihnen Hoffnung und Ermutigung. Auch Gott gibt uns nicht auf. Jeder Mensch ist wertvoll für ihn, weil er uns gemacht hat.

Jedermann kann Gottes Führung, Liebe und Weisheit in Anspruch nehmen für sich und seinen Alltag, indem er Jesus sein Leben übergibt und sich durch ihn erneuern lässt. So muss er sein Leben nicht mehr alleine meistern. Jesus eröffnet ihm Ressourcen, die andere Menschen ohne ihn nicht haben.

Redigiert und gekürzt: Livenet, Antoinette Lüchinger

Autor: Dr. Siegfried H. Buchholz

Datum: 18.10.2003
Quelle: Reflexionen

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