Nationalratswahlen 2011

Jean-Pierre Graber (BE)

Am 23. Oktober 2011 werden National- und Ständerat neu gewählt. In einer Livenet-Umfrage gehen Kandidatinnen und Kandidaten auf acht Fragen ein und sagen, was sie motiviert und was sie in Bern verändern möchten.
Jean-Pierre Graber

Zur Person

Name, Vorname:  Graber, Jean-Pierre
Partei, Kanton:
SVP, Bern
Alter:
65
Zivilstand, Kinder:
Verwitwet, 2 erwachsene Töchter
Wohnort:
2520 La Neuveville
Beruf, heutige Funktion:

  • Dr. rer. pol., während 28 Jahren Rektor der Ecole supérieure de commerce La Neuveville
  • Nationalrat seit 2007
  • Mitglied der Finanzkommission
  • Mitglied der Delegation für die Beziehungen mit dem französischen Parlament
  • Mitglied des Aufsichtsrates der Ausgleichungskasse des Kantons Bern
  • Mitglied des Vorstandes OuestRail

Bisherige Ämter:

  • Stadtrat La Neuveville (1988 – 1992)
  • Präsident der SVP Amt La Neuveville (1989 – 2001)
  • Mitglied der Vorstände der Wirtschaftskammer des Berner Juras (CEP) (1990 - 1998) und des Bauernverbandes des Berner Juras (CAJB) (1990 – 2000)
  • Grossrat des Kantons Neuenburg (1969 – 1979 und 1981 – 1984)
  • Stadtrat Le Locle (1967 – 1979)

Kirchenzugehörigkeit:  Freie Kirche
Hobbys: Joggen, wunderschöne Panoramas bewundern, interessante Gespräche mit meinen Freunden aber auch mit den Leuten generellerweise, Lektüre (weniger als vorher!)
Homepage: jean-pierre-graber.ch

Meinungen und Positionen

Welchen Zusammenhang gibt es für Sie zwischen Glaube und Politik?

Die Beantwortung dieser grundsätzlichen Frage könnte – sollte? – das Thema eines Buchs sein!
Seit jeher hatten Glaube und Politik in unserer Welt eine absolut wichtige Bedeutung inne. Es gibt mehrere Zusammenhänge zwischen dem Glauben und der Politik. Zuallererst führt der Glaube an den Dreieinigen Gott und insbesondere an das Versöhnungswerk von Jesus Christus zum Ewigen Leben. Seine geistige Dimension ist also die wichtigste. Dann prägt dieser Glaube unser Denken auch in fast allen Bereichen des Lebens und dies vor allem auch in der Politik.  

Die christliche Lehre hat in der Politik direkt und indirekt viel mehr zu sagen hat, als man denkt. Jenen, die sie gut kennen, zeigt und sagt die Schrift in vielen Lebensbereichen sehr Zutreffendes, auch dort, wo sie es nicht unbedingt vermuten. Die Anwendung der 10 Gebote würde es erlauben, viel Leid zu mildern und die Lebensqualität der Bevölkerung erheblich zu steigern.

Doch die Bibel enthält viel mehr. Sie ist voll von ethischen Vorschriften und sogar Ratschlägen zu Nahrungsfragen. Sie lehnt die Anarchie ab und gibt vor, den gerechten Gesetzen des Staates zu gehorchen (Die Bibel, Römer Kapitel 13, Vers 1-7), sie gebietet die Befehlsverweigerung gegenüber ungerechten Vorschriften totalitärer Regime (Apostelgeschichte  Kapitel 5, Vers 29) und lehnt die Theokratie ab (1.Korinther Kapitel 5, Vers 12).

Die Bibel gibt auch viele wirtschaftliche Ratschläge. Zum voraus hat sie die keynesianische Politik für gültig erklärt, die rät in Perioden der Hochkonjunktur Budgetüberschüsse zu realisieren und  in Zeiten der Rezession Defizite hinzunehmen.

Diese Politik findet ihren Ursprung in folgender berühmter Passage der Genesis (41,34-36): «Der Pharao wolle Aufseher über das Land bestellen und in den sieben Jahren des Überflusses vom Land Ägypten den Fünften erheben lassen. …Das Getreide soll als Vorrat  für das Land dienen in den sieben Hungerjahren.»

Generellerweise sollte der christliche Glaube glaube zu einem Engagement zugunsten der Freiheit und der Gerechtigkeit führen.

Welche Eigenschaften unseres Gemeinwesens, der Eidgenossenschaft, möchten Sie als Politiker aus christlicher Überzeugung stärken?


Für mich ist die Konkordanzdemokratie eine Wiederspiegelung vieler christlicher Werte. Persönlich bin ich ein starker Befürworter der Konkordanzdemokratie. Unser föderalistischer Staat würde mit einem Кoalitionsregiergung/Oppositions-System gefördet. Unsere sehr guten wirtschaflichen Indikatoren zeugen von den sehr positiven Wirkungen der Konkordanzdemokratie!

Was ist zu tun, damit die Sozialwerke saniert werden können?

Seit Jahren wachsen in unserem Land und fast überall in Europa die sozialen Ausgaben viel mehr als das BIP. In der Schweiz steigt die erweiterte Fiskalquote (Steuern, Gebühren, Abgaben, Beiträge an die sozialen Versicherungen) konstant. Sie liegt heute bei 43% des BIP. Diese Entwicklung ist sehr fragwürdig. In mehreren Ländern der EU hat sie zur gravierenden Verschuldung des Staates geführt, welche die letzten wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten ausgelöst hat.

Was muss getan werden, damit die Schweiz einen sauberen Finanzplatz hat?

Viele Leute wissen es nicht. Aber in diesem Bereich hat die Schweiz schon Vieles getan. Sie hat zum Beispiel strenge gesetzliche Massnahmen gegen die Geldwäscherei getroffen. Die Herkunft der Gelder, die in unser Land einfliessen, werden viel strenger als früher kontrolliert. Andere Massnahmen werden zur Zeit diskutiert, um das Banksystem zu stärken.   

Was muss getan werden, um die Jugend vor Süchten aller Art zu schützen (von der Internetsucht bis zum Rauschtrinken)?

Hier kann ich eine kurze Antwort geben: Wir brauchen hier Erziehung, Prävention, soziale Hilfe, aber auch Verbote und Repression.

Was muss getan werden, damit die Stromversorgung der Schweiz sicher bleibt?

Wir müssen die erneuerbaren Energien förden. Die Zukunft geht in diese Richtung! Dennoch muss ich präzisieren, dass der Strom aus Solar- und Windenergie heute nur 0,1% unseres Stromkonsums ausmacht. Die Wasserenergie bringt uns 56% unserers Stroms und die AKWs 40%.

Um die Kernenergie in 20 Jahren zu ersetzen, müsste man die Stromproduktion der Wind- und Solarenergie um das 400fache erhöhen. Dieses Ziel scheint sehr schwierig zu erreichen, wenn man an die Schwerfälligkeit unserer politischen und administrativen Verfahren denkt. Dazu muss man noch erwähnen, dass der Atomausstieg dazu zwingt, Gaskraftwerke zu bauen … was zu neuen CO2 Ausstössen führt!

Was möchten Sie als Parlamentsmitglied in Bern verändern?


Sehr viel! Darunter eine bessere Gesprächskultur, die guten Eigenschaften des Landes gegen die evidenten Schattenseiten der neuen Weltordnung (Globalisierung, fragwürdige Entwicklung des Völkerrechtes, Verbreiten des sogennanten «uniformen Denkens») und Massnahmen, welche die allgemeine Verunsicherung eindämmen könnten.

Aber ich bin auch ein Realist! Es wird nie möglich sein, Gottes Reich – eine perfekte Welt ohne Risiken – mit menschlichen Kräften auf Erden zu errichten. Und jene, die es wollen, werden totalitär.

Wie würde Jesus, wenn er als Wanderprediger heute ins Bundeshaus käme, auftreten – und was ansprechen? 


Ich vermute, dass Seine Rede fast keine politische, soziale und wirtschafliche direkte Dimension enthalten würde! Er würde grundsätzlich wie vor 2000 Jahren reden, aber wahrscheinlich mit anderen Gleichnissen. In erster Linie würde er die Leute zu individueller Reue und zu einem individuellen Glauben an Ihn aufrufen!

Es ist sicher, dass Seine Botschaft nicht in breitem Mass angenommen würde. Wenn auf dieser Welt etwas sehr konstant bleibt, ist es die menschliche Natur! Dazu noch etwas. Die Christen wissen, dass Jesus Christus nach dem letzten Usurpator nochmals kommen wir, aber diesmal als herrschender, allmächtiger und liebvoller König!

Datum: 19.09.2011
Quelle: Livenet.ch

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