Bieler Bus-Segen ärgert Stadtrat

«Habe keine Lust, beim Busfahren gesegnet zu werden!»

Mohamed Hamdaoui, Stadtrat in Biel, gibt seinem Ärger via Facebook Luft. Zum Foto mit Bus und blaugelbem Grossplakat schreibt er: «Hilfe! Und das öffentlich an einem öffentlichen Verkehrsmittel. Das macht mich sauer.
«Gott segne dich»: Gegen diesen Frieden verströmenden Wunsch will ein Bieler Stadtrat vorgehen.
Mohamed Hamdaoui

» Er stört sich an Werbung, die Glaubensbezug hat.

Das rufe nach einer parlamentarischen Intervention, findet der SP-Stadtrat. Er werde nun härter für den Säkularismus kämpfen. Hamdaoui stört sich an Werbung, die einen Glaubensbezug hat. So etwas sollten die Bieler Verkehrsbetriebe seiner Meinung nach nicht akzeptieren. «Wenn ich den Bus nehme, habe ich keine Lust, gesegnet zu werden», sagte er dem «Bieler Tagblatt».

Verkehrsbetriebe: «Nicht besonders brisant»

Bei den Bieler Verkehrsbetrieben gibt man sich auf Anfrage gelassen. Geschäftsführer Christophe Kneuss: «Wir können eine Reklame durchaus ablehnen, zum Beispiel, wenn sie diskriminierend ist. Aber in diesem Fall erscheint uns der Spruch 'Der Herr segne dich' auch unter juristischen Gesichtspunkten nicht besonders brisant.» Zudem werde ja nicht auf eine bestimmte Glaubensgemeinschaft verwiesen.

Grosse Debatte ausgelöst

Hamdaoui hat auf Facebook eine Debatte mit Hunderten von Kommentaren ausgelöst. Etliche stimmen ihm zu: «Ich glaube nicht, dass man mir erlaubt hätte, dort 'Gott existiert nicht' hinzuschreiben», findet etwa eine Nutzerin.

Doch sehr viele finden die Aufregung daneben. «Es ist ein Segenswunsch wie viele traditionelle Grussworte, zum Beispiel Grüss Gott, Salam Alaikum oder Schalom. Ich verstehe es wie 'Ich wünsche einen schönen Tag'», findet jemand. Und eine Leserin meint: «Noch allgemeiner kann man den Leuten nicht was Gutes wünschen... Entspannt euch!» SEA-Generalsekretär und Kantonsrat Marc Jost wünscht seinem Politiker-Kollegen Hamdaoui, Gott möge ihn trotzdem segnen. 

«Das schafft nur Spannungen»

Stadtrat Hamdaoui ist die Sache aber wichtig genug, um einen parlamentarischen Vorstoss gegen Werbung mit religiösem Inhalt zu planen. Gemäss der Bieler Zeitung hegt er zwar «grosse Sympathie» für alle Gläubigen, aber öffentliche Werbung für eine Religion schafft seiner Meinung nach nur Spannungen.

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Datum: 24.08.2018
Quelle: idea Schweiz

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