Vater einer Grossfamilie kandidiert für Zürcher Regierungsrat

Aufwachen, Kanton Zürich! Gerhard Fischer kommt mit dem Güggel.
Grossfamilie Fischer
Gerhard Fischer an der Arbeit in seinem Betrieb

Für die Regierungsratswahlen im Kanton Zürich kandidiert auch der EVP-Kantonsrat und Präsident der Justizkommission Gerhard Fischer. Die Familie Fischer ist eine Grossfamilie mit zehn Kindern. Sie bewirtschaftet an den Hängen oberhalb von Bäretswil im Zürcher Oberland gemeinsam einen biologisch-organischen Landwirtschaftsbetrieb mit einer Fläche von 38 Hektaren. Die Familie wurde durch dramatische Ereignisse zusammengeführt.

Vor acht Jahren musste der Landwirt Gerhard Fischer miterleben, wie sein Kollege auf dem Nachbarhof von einem Stier erdrückt wurde. Der Mann hinterliess eine Frau und vier Kinder. Eineinhalb Jahre später schlug das Schicksal in der eigenen Familie zu: Fischers Frau erkrankte schwer. Die Mutter von fünf Kindern starb innerhalb von wenigen Wochen.

In der gegenseitigen Notlage unterstützen sich die benachbarten Familien gegenseitig bei der Arbeit. Gerhard Fischer und Lina Brunner halfen einander, über den schmerzvollen Verlust hinweg zu kommen. Zwischen den beiden wuchs langsam eine neue Liebe. Unter grosser Anteilnahme der Dorfbevölkerung fand 1997 die Hochzeit statt: Gerhard und Lina Fischer sagen "Ja" zu einer Grossfamilie mit neun Kindern. Und dann kam auch noch ein gemeinsamer Sohn dazu.
Fritz Imhof von der Schweizerischen Stiftung für die Familie (SSF) sprach mit Gerhard Fischer über Familie und Politik:

Herr Fischer, Sie sind besonders sensibilisiert für die Situation der Familie. Welchen Stellenwert hat sie in der Gesellschaft? Welchen Stellenwert müsste sie haben?
Gerhard Fischer: Der Stellenwert der Familie ist am Sinken. Grundsätzlich sieht man ihre Bedeutung schon, aber das ganze Umfeld wird für die Familie immer schwieriger. Vor allem sind ihre Kosten gestiegen. Kinder zu haben, ist ein Armutsrisiko geworden. Man müsste somit vor allem die Kinderzulagen erhöhen. Auch die Idee einer Kinderrente finde ich absolut nicht daneben. Ich erinnere auch an das demografische Problem, dessen sich die Gesellschaft noch nicht so richtig bewusst ist. Statt dass wir Anreize für junge Ehepaare schaffen Kinder, zu haben, erschweren wir das Kinderhaben.

Was steckt letztlich dahinter?
Die Gesellschaft suggeriert heute die grosse individuelle Freiheit, und das fördert natürlich das Kinderhaben nicht. Wir müssen den Leuten wieder begreiflich machen, das Kinderhaben auch Glück bedeutet. Trotz allen Problemen kann eine Familie mit Kindern ein echtes Glück sein.

Was müsste die Gesellschaft heute für die Familie tun?
Ich habe nichts gegen die Förderung von Kinderkrippen. Aber die Gesellschaft müsste neu bereits sein, Eltern zu helfen, die ihre Kinder zuhause erziehen möchten. Es darf nicht nötig sein, dass wegen zu geringem Einkommen beide Elternteile gezwungen sind, erwerbstätig zu sein. Kinder sollen in erster Linie bei ihren Eltern aufwachsen können. Wir unterschätzen heute den Stellenwert dieser wichtigen Erfahrung.

Sie kennen die Aussage einer Zürcher Regierungsrätin, wonach finanzielle Verzichte den Familien vorübergehend zugemutet werden können. Was sagen Sie dazu?
Es ist durchaus normal, dass Familien finanzielle Verzichte eingehen. Die zitierte Aussage ist aber einfach zu billig, denn damit hilft man niemandem. Der Staat muss ein Umfeld schaffen, das die Familie unterstützt, auch finanziell. Die Unterstützung und Privilegierung anderer Lebensformen wie z.B. homosexuelle Partnerschaften geht schlussendlich auf Kosten der natürlichen Familie. Ich halte auch die Geschichte der Mutterschaftsversicherung für ein Trauerkapitel.

Welches Argument setzen sie dem Argument der knappen öffentlichen Finanzen entgegen?
Wir fixieren uns zu stark auf Steuersenkungen, um die Abwanderung von Betrieben zu verhindern. Zwar werden im Kanton Zürich die niedrigen Einkommen nicht sehr stark besteuert, doch die Familien sind weiterhin zu stark belastet. Wenn wir Steuern senken, geht es schlussendlich auf Kosten der Familien. Wir müssen vielmehr positive Zeichen setzen und für die Zukunft planen. Wir
denken sehr kurzfristig und leben auf Kosten der Zukunft. Die Familie ist aber ein langfristiges Projekt. Wer langfristig denkt, schafft gute Voraussetzungen für Familien mit Kindern.

Wie würden Sie sich im Falle Ihrer Wahl zugunsten der Familie einsetzen?
Ich würde mich vor allem für die Erhöhung der Kinderzulagen einsetzen. Wir müssen es Familien finanziell ermöglichen, ihre Kinder zuhause zu erziehen. Das bedeutet nicht, dass wir nicht externe Betreuungsangebote unterstützen für Frauen, die ausser Haus arbeiten müssen oder wollen. Wir müssen aber dem Skandal ein Ende setzen, dass Familien mit Kindern in die Armut geraten.

Datum: 06.03.2003
Quelle: SSF

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