Personenüberwachung: US-Bürgerrechtsgruppe erzwingt Veröffentlichung von Projekten

Das ausgewechselte Logo des Projekts „Total Information Awareness System/TIAS“
Schon auf der 1-Dollar-Note zu finden: „Novus Ordo Seclorum” bezeichnet die neue Ordnung der Zeiten.

Washington. Als Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 wird die Personenüberwachung in den USA und anderen Ländern immer perfekter. Die US-Regierung plant ein System der vollständigen Personeninformation (Total Information Awareness System/TIAS). Dabei sollen alle digital erfassten Merkmale eines Menschen zentral verwaltet werden – von der Kreditkartennummer bis zu medizinischen und biometrischen Daten. Die US-Bürgerrechtsgruppe Electronic Privacy Information Center (EPIC) hat jetzt durch ein Gerichtsverfahren die Veröffentlichung von Unterlagen zu dem Total Information Awareness-Programms (TIA) des US-Verteidigungsministeriums erzwungen.

US-Geheimdienst hört UN-Sicherheitsratsdelegierte ab

Amerika rüstet an der Überwachungsfront auf. Bei ihren Bemühungen um Zustimmung für einen Irak-Krieg hören die USA nach einem britischen Zeitungsbericht auch die Delegationen der Mitglieder des UN-Sicherheitsrates ab. Die britische Wochenzeitung "The Observer" berichtete unter Berufung auf ein US-Geheimdokument von einer Überwachungsoperation, bei der auch die Telefonate und E-Mails von UN-Delegierten angezapft werden. In dem der Zeitung vorliegenden Memorandum des US-Geheimdienstes National Security Agencywurden Agenten des Dienstes angewiesen, die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates zu überwachen, um über deren Abstimmungsabsichten in der Frage eines Irak-Krieges auf dem laufenden zu sein. Nach dem vom 31. Januar datierten Papier sind die Delegationen Angolas, Kameruns und Guineas sowie Chiles, Mexikos und Pakistans Ziel der Abhöraktion.

Der gläserne Mensch

Aber auch die eigenen Bürger sollen effektiver überwacht werden. Die US-Regierung plant ein System der vollständigen Personeninformation (Total Information Awareness System/TIAS). Die Forschungs- und Erprobungsphase erstreckt sich bis 2005. Ziel ist ein Datenbanksystem, das alle relevanten Informationen enthält, um potentielle Terroristen und ihre Unterstützer, Aktivitäten, Operationspläne und mögliche Ziele zu identifizieren. Forscher seien ausserdem dabei, Identifikationssysteme zu entwickeln, die Menschen auf grosse Distanz erkennen und aufspüren können.

Vorläufig ist TIAS allerdings vom Kongress in Washington auf Eis gelegt worden. Die Senatoren Ron Wyden und Chuck Grassley setzten am 23. Januar mit einer parteiübergreifenden Initiative einen Finanzierungsstopp durch, bis das Verteidigungsministerium das Ziel des Programms und die Sicherung gegen unbefugten Datenzugriff erläutert hat. Allerdings kann das Verteidigungsministerium die Finanzierung trotzdem durchziehen, wenn die Regierung es für unabdingbar für die "Nationale Sicherheit" erklärt.

Als Frühwarnsystem gegen Bioterrorangriffe plant die US-Regierung jedoch gleichzeitig ein Computernetz, das Gesundheitsdaten der Einwohner von acht Grossstädten sammeln und analysieren soll, berichtet die New York Times. Die Programme werden von der gleichen Forschungsabteilung des Verteidigungsministeriums entwickelt, aus der das Internet hervorgegangen ist.

Überwachungsprojekt kann kaum Terrorakte vorhersagen

Besorgt über TIAS ist auch die Stiftung „Elektronische Grenze“ in den USA. Nach Ansicht ihres Chef-Juristen Lee Tien ist dieses System „unfähig, Terrorakte vorauszusagen, weil irrelevante Daten es verstopfen“. Es sei aber „perfekt, um normale Bürger oder Aktivisten wie einst Martin Luther King auszuspionieren“. Es stelle sich die Frage, ob schon der Kauf eines Buches über Terrorismus oder Bio-Waffen jemand verdächtig mache.

US-Bürgerrechtsgruppe wehrt sich

Die US-Bürgerrechtsgruppe Electronic Privacy Information Center (EPIC) hat durch ein Gerichtsverfahren die Veröffentlichung von Unterlagen zu dem Total Information Awareness-Programms (TIA) des US-Verteidigungsministeriums erzwungen (im Bild das ehemalige Logo des Projekts).

Nach Einschätzung von EPIC sind einige Datenbank-Projekte bereits eindeutig über das Anfangsstadium hinausgelangt. Demnach haben 26 Institutionen und Unternehmen Forschungsaufträge vom US-Verteidigungsministerium erhalten. Die Höhe der einzelnen Forschungsaufträge wurde in dem 180-Seiten Dokument nicht angegeben. EPIC geht aber davon aus, das sie zwischen 200.000 und einer Mio. Dollar liegen. Weiter Dokumente sollen nach Angaben von EPIC folgen. Insgesamt bewarben sich an die 200 Unternehmen um Aufträge aus dem Data-Mining-Projekt, mit dem das US-Verteidigungsministerium verdächtige Muster aus unterschiedlichen Quellen wie Reise-, Kredit- oder Gesundheitsdaten herausfiltern will.

Wie steht es in der Schweiz?

Nicht nur in den USA schreitet die Erfassung individueller Daten voran. In der Schweiz werde über die Einführung eines „eidgenössischen Personenidentifikators“ nachgedacht, berichtet die Zeitschrift „factum“. Bis zum Jahr 2006 solle jeder Bürger eine PIN-Nummer erhalten, mit der zahlreiche Personenregister und Datenbanken erschlossen werden können. Damit könnten man auch einige persönliche Daten kontrollieren. Der PIN-Identifikator lässt beispielsweise Verknüpfungen zum Wohnsitz zu, da jedes Haus und jede Wohnung ebenfalls eine Nummer hat. Anhand der digitalen Rechnungen erhalte man zum Beispiel Einblick in den Strom- und Gasverbrauch, Telefon- und Internet-Verbindungen, Kreditkartennummer, medizinische Daten, die Sozialversicherungsnummer, Einkaufsgewohnheiten und Reisen.

Das linke Auge des Horus

Was für eine Bedeutung hat nun das ehemalige Logo (siehe Bild) des Projekts „Total Information Awareness System/TIAS“, welches man kurzfristig ausgewechset hat? Mittlerweile ist das Emblem aus sämtlichen „Defense Advenced Resarch Projects Agency“ (DARPA)-Veröffentlichungen sowie von den Internetseite verschwunden und durch ein unverfängliches Logo ersetzt worden. Dazu der Sprecher von DARPA: „Unsere Organisation überarbeitet ihre Webseiten periodisch und nimmt dort Veränderungen vor, wo es angebracht erscheint.“ Die weltweite Kritik an dem Pyramiden-Logo wird wohl der wahre Grund für diese Änderung sein – man wollte nicht noch mehr Aufsehen erregen.

Das Horus-Auge auf dem Dollar und nun auch noch ürsprünglich im Emblem einer neu entstehenden Überwachungsorganisation im mächtigsten Staat der Erde – das fällt auf und ruft kritische Stimmen auf den Plan.

Das Logo des amerikanischen Überwachungsprojekts “Total Information Awareness” zeigt ein Pyramidensymbol mit Auge. Seine Herkunft und Sinngebung wird vielschichtig gedeutet: von christlich bis okkult.

Symbol für Allwissenheit

Das Symbol des alles sehenden Auges war ein in Ägypten weit verbreitetes Amulett, das Udjat. Sonne (rechtes Auge) und Mond (linkes Auge) galten als Augen des falkenartigen Himmelsgottes Horus. Geglaubt wurde, dass das Augen-Symbol vor Unheil schütze und Macht verleihe. Es stand für Weisheit, Allgegenwart und Allwissenheit, aber auch für die Überwindung des Todes und die Wiedergeburt. Im mythischen Kampf zwischen Licht und Finsternis raubte Seth seinem Widersacher Horus das Mond-Auge, das der Gott Toth wiederherstellt. Bei den Griechen wiederum hatte Helios (= Apollon = Horus) den Beinamen Panoptes, d. h. der “alles Sehende”.

Das Dreieck mit dem strahlenden Auge wurde später auch christlich besetzt. In nachreformatorischer Zeit galt es als Symbol der Dreieinigkeit.

Der fehlende Stein

Eine dreizehnstufige Pyramide mit dem umstrahlten Auge ist auch auf der Dollar-Note abgebildet. Sie sei ein Sinnbild der Stärke und Beständigkeit und – so eine amerikanische Interpretation des Siegels – nicht vollständig. Der Schlussstein, die Spitze fehle noch; das sei ein Zeichen dafür, dass die Vereinigten Staaten noch im Begriff seien, zu wachsen und noch grösser zu werden. Unter dem Auge Gottes sollen geistige Entfaltungsmöglichkeit, Bildung und Freiheit der Wissenschaft gewährleistet sein.

In Europa fand die Kombination Pyramide und Auge vor allem in der freimaurerischen Symbolik Anwendung. In vielen Logen ist das “Allsehende Auge” über dem Stuhl des Meisters angebracht. Es gilt als das Zeichen der “Illuminaten”. Seit Beginn der Kolonisation Amerikas war der Gedanke bestimmend, in der “Neuen Welt” eine neue gesellschaftliche Ordnung zu schaffen (= novus ordo seclorum). Dieser Begriff steht ebenfalls auf der Dollarnote. Die angegebene Jahreszahl ist gleichzeitig das Gründungsjahr des Illuminatenordens wie auch der Staatengründung der USA. Von der “neuen Weltordnung” ist in den USA immer wieder mal zu hören.

Mit der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika waren die Rahmenbedingungen für die Idee “der neuen Ordnung” aufgestellt. Später, beginnend mit der grossen Wanderbewegung in den Westen bis zu den Küsten des Pazifischen Ozeans und der Eroberung von Mexiko, erwächst aus diesen Gedanken die Vorstellung einer Mission Amerikas, nicht nur die eigene Nation, sondern die gesamte Menschheit zu Vernunft und Fortschritt führen zu müssen. Als “Manifest Destiny”, offenkundige Bestimmung, ging diese Überzeugung im 19. Jahrhundert in die amerikanische Geschichte ein. “Novus Ordo Seclorum” bezeichnet die neue Ordnung der Zeiten.

Im Werk “Das Okkulte ABC” schrieb Pfarrer Kurt Koch über das Pyramidenzeichen: “An der Spitze ist das wachsame Auge, ‘the big watching brother’, ein weltweites Spionagenetz, um alles unter Kontrolle zu haben.” Für den Kultforscher Koch ist es das Symbol “einer satanischen Weltrevolution, die sich natürlich nicht auf die USA beschränkt, sondern alle Staaten der Welt umfasst”.

Quellen: pte online/The Observer/factum

Datum: 04.03.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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