Alte könnten mit schwierigen Situationen besser umgehen. Doch gerade dort, wo Menschen sterben, etwa in den Spitälern, sehe man kaum ältere Frauen und Männer an der Arbeit. Daher müsse die Schweiz von der Jahreszahl wegkommen und sowohl ein Sabbatjahr mit 50 wie auch Teilzeit-Arbeit nach 65 ermöglichen. "Die Lebensarbeitszeit dürfte eher wieder zunehmen." Höpflinger äussert sich auch kritisch zu den Frühpensionierungen in Grossbetrieben: "Wenn die älteren Arbeitnehmer weg sind, wird auch das historische Gedächtnis einer Firma vernichtet, und das macht es leichter, Umstrukturierungen vorzunehmen. " Die Frühpensionierungen hätten vor allem den Strukturwandel in der Wirtschaft beschleunigt, zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit hätten sie nicht beigetragen. François Höpflinger sieht Zeichen dafür, dass Menschen mit Lebenserfahrung auf dem Arbeitsmarkt wieder mehr geschätzt werden. "Einerseits geht der Trend zur Frührente ungerührt weiter, anderseits wächst europaweit die Erkenntnis, dass dieser Trend keine Zukunft hat." Denn immer weniger Erwerbstätige (wegen der extrem niedrigen Geburtenraten) können diese Renten gar nicht finanzieren. Die AHV ist eine Errungenschaft des 20. Jahrhunderts: Wegen der hohen Produktivität können es sich westliche Gesellschaft erlauben, "erstmals in der Geschichte", ältere Frauen und Männer, die noch manches leisten könnten, von der Erwerbstätigkeit zu befreien. Höpflinger betont indes, dass sich die 65-75-jährigen besser fühlen als die 50-jährigen. Er schätzt, dass weniger als 20 Prozent der Rentner noch teilzeitlich arbeiten möchten. 30 Prozent der Pensionierten leisten Freiwilligen-Arbeit "im Gegenwert von rund 20 Milliarden Franken". Quelle: Tagesanzeiger, Livenet
Datum: 16.07.2002