Raten, helfen, vertrauen

Die E-Mail-Seelsorger von Jesus.ch

Seit seinen Anfängen 2001 bietet das Internetportal Livenet/Jesus.ch auch Beratung an. Derzeit engagieren sich zwanzig Männer und neun Frauen ehrenamtlich in der Online-Seelsorge und beantworten die Fragen der Leser. Dora Rufener leitet als Teilzeitangestellte diesen Dienst, der immer mehr beansprucht wird.
Dora Rufener

Jesus.ch: Dora, wie verteilst du die Anfragen?
Dora Rufener: Der Schwierigkeitsgrad der Fragen spielt eine Rolle; manche Mitarbeitende kennen sich in bestimmten Gebieten besser aus. Ich nehme auch auf ihre Verfügbarkeit Rücksicht. Wir haben Singles und verheiratete, ältere und junge Fragenbeantworter. Der älteste ist 79 und sehr aktiv, der jüngste 18 Jahre alt. Es engagieren sich Hausfrauen, Theologen, Studenten, Pensionierte, Mütter und Berufstätige im Team.

Hat die Zahl der E-Mail 2005 zugenommen?
Am meisten zugenommen haben sie 2004, nämlich um das Doppelte! Im 2005 erhielten wir erneut 20 Prozent mehr Anfragen. 2500 Personen haben in diesem Jahr bereits vom Beratungsangebot Gebrauch gemacht. Die Mail-Adressen lassen vermuten, dass fast die Hälfte der Anfragen aus Deutschland stammt. Für die Festtage und den Jahreswechsel rechne ich nach den Erfahrungen der Vorjahre mit einem deutlichen Anstieg.

Welche Bereiche betreffen die Fragen?
Aktuelle Lebensprobleme, Vergangenheitsbewältigung, Drogen, Pornosucht, Sexualität, Sex vor der Ehe, theologische Fragen, Fragen für Vorträge, Schularbeiten, Sektenfragen, Glaubensfragen - auch grundlegende: Wie finde ich Jesus?

Nach welchen Grundsätzen beratet ihr?
Bibelorientiert und speditiv. Überkonfessionell, neutral und diskret, unter Wahrung des Seelsorgegeheimnisses. Wir versuchen, uns in die Situation der Fragesteller hineinzufühlen, die wir ja nicht persönlich kennen. Es geht uns darum, Menschen zu Jesus hinzuführen.

Woher stammen die beratenden Mitarbeiter?
Eine Frau beantwortet von Kanada aus, zwei leben in Deutschland, die anderen sind in der Schweiz wohnhaft, vom Tessin bis nach Basel, Freiburg, Zürich, Bern und Schaffhausen.

Haben sich alle Mitarbeiter in Seelsorge schulen lassen?
Das ist unterschiedlich. Einige sind Theologen oder haben eine Bibelschule besucht, andere haben eine Seelsorgeausbildung absolviert oder arbeiten in ihren Gemeinden engagiert mit. Zudem erhalten die Mitarbeiter augrund ihrer Beratungstätigkeit verschiedene Hinweise und Anregungen. Diese fortlaufende, praxisorientierte Schulung hat sich bewährt. Ich selbst habe eine Ausbildung in begleitender Seelsorge (bcb) abgeschlossen und habe mich in diesem Bereich auch weitergebildet.

Wie lange beratet ihr?
Wir begleiten, bis die Fragen geklärt sind! Meistens sind die Ratsuchenden mit einer Antwort zufrieden. Einige Kontakte dauern ein paar E-Mails an, andere werden über Jahre hinweg geführt. Ich habe zwei Personen in der Seelsorge, die zu mir nach Hause kommen. Diese Kontakte sind per E-Mail zustande gekommen.
Einzelne BeantworterInnen haben zusätzlich telefonische Beratungen oder die Ratsuchenden kommen zu ihnen. Wir vermitteln die Ratsuchenden, wenn deren Fragen es erfordern, an Fachleute und Seelsorger, sowie an christliche Gemeinden und Kirchen.

Wo liegt die Grenze der E-Mail-Seelsorge?
Wenn ärztliche Hilfe notwendig ist oder wenn komplexe Fragen gelöst werden müssen, für die es unbedingt Gespräche braucht. Damit meine ich die meisten Suchtprobleme und aktuelle, soziale Probleme, die Hilfe vor Ort erfordert.
E-Mail-Seelsorge oder Beratung hat klare Grenzen. Wir können situationsbedingte gute Akzente setzen. Wir können stückweise Hilfe anbieten, Mut zusprechen und einfache Fragen beantworten, aber Seelsorge vor Ort ist trotzdem notwendig.

Welche E-Mails sind für dich eine Knacknuss?
Eigentlich keine. Manchmal bin ich nicht sicher, ob eine Frage ernst gemeint ist; da schicke ich ein Testmail. Wir erhalten aber erstaunlich wenige "falsche" E-Mails. Oft braucht es bei orthographischen Fehlern Weisheit, um eine Frage zu entziffern.
Etwas ärgerlich sind Fragen aus Bequemlichkeit: "Ich brauche sofort Antwort, bis um 14 Uhr, weil ich einen Vortrag halten muss."

Schöne Erlebnisse?
Wenn Dank für Hilfe ausgedrückt wird. Einmal schrieb uns jemand, der sich das Leben nehmen wollte und total verzweifelt war. Er telefonierte mir dann auch noch. Durch einen "zufällig" in der Nähe wohnenden Mitarbeiter konnte ihm geholfen werden.
Wir erleben immer wieder, dass Menschen, die unser Beratungsangebot in Anspruch nehmen, konkrete Schritte tun. Wir können wirksame Anstösse geben. Mich freuen die E-Mails besonders, in denen Menschen fragen, wie sie mit Jesus in eine Beziehung treten können.

E-Mail an das Beratungsteam: lebenshilfe@jesus.ch
Webseite: www.lebenshilfe.jesus.ch

Interview: Peter Schmid

Datum: 08.12.2005
Quelle: Jesus.ch

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