Das Sterben des Weizenkorns

Mars Hill: Viele Gemeinden statt einer

Die US-Megachurch Mars Hill wird sich nach dem Rücktritt ihres Gründers und Pastors Mark Driscoll auf Ende Jahr auflösen. Was die einen als unrühmlichen Tod einer einst blühenden Gemeinde beklagen, kann in Wirklichkeit zu biblischeren und fruchtbareren Strukturen führen.
Die Mars Hill Church
Pastor Mark Driscoll

«Wollen wir eine grosse, zentrale Gemeinde mit mehreren Versammlungen und Video-Gottesdiensten für alle? Oder selbständige Gemeinden an vielen Orten mit Live-Gottesdiensten für alle?» In dieser strategischen Frage hat sich die Mars Hill Church (Seattle) jetzt für die zweite Lösung entschieden. Auf Ende dieses Jahres wird sich die Multisite-Megachurch auflösen; die Satellitengemeinden können selbst über ihre Zukunft entscheiden, und die Marke «Mars Hill» wird erlöschen.

Schmerz, Sterben und neue Chance

Natürlich ist die Auflösung einer Gemeinde, die einst als Modell für eine postmodern offene, urbane Kirche galt, schnell wuchs und in ihren besten Zeiten über 13'000 Menschen versammelte, schmerzhaft. Aber dieses Sterben kann auch unter einem ganz anderen Aspekt angesehen werden – als Schritt in eine fruchtbarere Zukunft, wie «The Christian Post» in einem Kommentar festhält. Wie beim bekannten Weizenkorn-Vergleich von Jesus kann «eins sterben und viele entstehen».
Hier sind einige Dinge, die laut Kommentar durch diese Entscheidung multipliziert werden:

  • Gemeinden
    Es wird mehr örtliche Gemeinden geben, die von lokalen Leuten geleitet werden. Es gibt keine Fernsteuerung und Fern-Entscheide mehr über die lokale Versammlung von Christen. Damit werden sich viel mehr Menschen ihre lokale Gemeinde «zu eigen machen» (ownership), und Entscheidungen werden von denen getroffen, die wirklich vor Ort den Dienst tun und die Situation kennen.

  • Jünger
    Durch neue Gemeinden gibt es viel mehr Gelegenheit, Jünger zu machen, statt vor allem Zuschauer zu produzieren. Gott segnet es immer, wenn eine neue Gemeinde zu seiner Ehre gegründet wird – seit 2'000 Jahren. Und das wird nicht aufhören. Jünger werden ist eine Sache der persönlichen Vor-Ort-Beziehungen.

  • Neue Pastoren und Leiter
    Die Entscheidung von Mars Hill wird die Zahl der Pastoren multiplizieren, die das Wort Gottes lehren und Menschen anleiten. Der Fokus wird auf dem Wort selbst liegen statt auf dem gesalbten Celebrity-Pastor. Christen brauchen keinen berühmten Prediger, um im Glauben zu wachsen; aber sie brauchen nachhaltige und gründliche Lehre aus der Bibel.

  • Glaube
    Der Glaube der Gemeindemitglieder wird wachsen und sich multiplizieren, weil sie nun für den Bau «ihrer» Gemeinde selbst auf Gott vertrauen müssen. Wenn man ein Video der meilenweit entfernten Mutterkirche anschaut, neigt man zur Annahme, «dass die Zentralgemeinde sich unser annimmt». Jetzt sind die Jünger von Mars Hill herausgefordert, vor Ort selbst aktiv zu werden und auf Gott zu vertrauen, dass er Ihre Bedürfnisse abdeckt und mit ihnen Gemeinde baut.

  • Ein Fokus auf Jesus
    In Megakirchen ist die Versuchung gross, den Seniorpastor (der in den USA viel mehr Ansehen geniesst als in Europa) ganz in die Nähe von Christus zu rücken. Er bekommt tonnenweise Anerkennung. Indem diese zentrale Struktur nun aufgelöst wird, wird der Fokus viel stärker auf Jesus gerichtet und weniger auf einen einzelnen Pastor oder eine einzige Megachurch.

Natürlich ist damit nicht gesagt, dass alle Mega-Kirchen Ehre für sich oder ihren Pastor suchen. In vielen Fällen wird dieser Versuchung widerstanden. Dennoch: Struktur und Kultur einer Megachurch fördern einen solchen Fokus immer noch allzu oft.

«Mark Driscoll und Mars Hill wurden von Gott gebraucht, das Wort zu lehren und Jünger zu machen» schliesst der Kommentar. «Genau so werden jetzt viele neue Pastoren und Christen von Gott berufen werden, aufzustehen und ihre Gaben zur Ehre Gottes und zur Verbreitung des Reiches von Jesus Christus zu gebrauchen». Im Tod eines Weizenkorns liegen ungeahnte Möglichkeiten und Verheissungen.

Datum: 08.11.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / The Christian Post

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