Christenverfolgung in China: hervorragende Verbindungsleute als neuste Zielscheibe

Hangzhou

Die chinesische Geheimpolizei hat in den letzten Wochen mehrere aktive Persönlichkeiten im Netzwerk der nichtregistrierten Hauskirchen verhaftet.

Der 43-jährige Liu Fenggang wurde am 13. Oktober in der Millionenstadt Hangzhou südwestlich von Shanghai festgenommen. Er besuchte Leiter, die nach der Zerstörung ihrer Hauskirchen fast zwei Monate in Haft gewesen waren.

Die Polizei durchsuchte Lius Wohnung in Peking und konfiszierte zwei Computer, ein Addressbuch, Kameras und Dokumente, wie die China Aid Association (CAA) in den USA berichtete. Liu war daran, Anwälte für die verfolgten Leiter von Hangzhou zu suchen.

Bulldozer gegen Hauskirchen

Seit Juli sind laut Informationen aus Hongkong in der Region Hangzhou mindestens zehn christliche Kirchen niedergerissen worden, die nicht amtlich registriert und daher verboten sind. In einem Fall hatte die Gemeinde einen Saal mit 500 Plätzen gemietet, der ursprünglich ein Lagerhaus gewesen war, und auch eine Bewilligung zur Innenrenovation erhalten. Am 20. September kamen die Bulldozer.

Die Zahl der Christen in den Hauskirchen Chinas beträgt ein Mehrfaches der Mitglieder der staatlich anerkannten protestantischen Kirche (angeblich 10 Millionen). Die Behörden scheinen es neuerdings nicht nur auf bekannte Pastoren abgesehen zu haben, sondern auch auf intellektuell herausragende Persönlichkeiten, die im Netzwerk der Hauskirchenbewegungen verbindend wirken.

An Hochzeit verhaftet

Am 26. September wurden Zhang Yinan und Xiao Biguang in der zentralen Provinz Henan, wo die Hauskirchen besonders stark sind, verhaftet, als sie an der Hochzeit eines Freundes teilnahmen. Zwei Tage später setzte die Geheimpolizei auch Zhangs Frau Ding Guizhen fest.

Als Ding, eine Ärztin, am 11. Oktober freigelassen wurde, gab man ihr ein hurtig ausgertigtes Papier, wonach Zhang der „Verschwörung zur Unterminierung der nationalen Regierung“ verdächtigt wird. Sollte diese Anklage vor Gericht erhoben werden, wäre es laut CAA das erste Mal, dass einem Hauskirchenaktivisten dieses schwere Delikt vorgeworfen wird. Zu den Gründen für Xiaos Haft schwiegen sich die Behörden in Henan aus.

Ein Jurist und ein Kirchenhistoriker

Xiao ist ein früherer Rechtsprofessor der Universität Peking; er verlor seinen Posten und wurde 1994-97 in einem Arbeitslager ‚umerzogen’. Nun berät er den Gründer der South China Church, Pastor Gong Shengliang, der zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wurde und im Gefängnis dahinsiecht. Xiaos Frau Gou Qinghui, eine Theologin, unterrichtete am Seminar der anerkannten Kirche in Peking, bis man von ihrer Mitwirkung in verbotenen Hauskirchen erfuhr.

Zhang gehört zu den bedeutenden Autoren, die die Geschichte der chinesischen Hauskirchen dokumentieren. Er war 1998 unter den Verfassern des Glaubensbekenntnisses vier grosser Hauskirchen-Netzwerke. In den USA forderte der CAA-Leiter Bob Fu Präsident Bush auf, den Fall der beiden christlichen Intellektuellen am APEC-Gipfel in Bangkok dem chinesischen Staatschef Hu Jintao vorzutragen.

Datum: 27.10.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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