Missionarisches Christsein

Wort oder Tat – was macht den Glauben aus?

Für die einen ist dies gar keine echte Frage, so klar scheint ihnen die Antwort. Andere grübeln – auch als ganze Gemeinde – schon lange über einer tragfähigen Antwort. Der US-Autor und Missiologe Ed Stetzer beschreibt einen guten Weg, die Frage anzugehen.
Eine junge Frau gibt einem Bettler ein paar Münzen
Ed Stetzer

Aus klassisch protestantischer Sicht scheint das Wort zu überwiegen. Bei allem Handeln schwingen schnell die Werke mit. Andererseits: Was ist das Wort ohne Tat wert?

Das Dilemma

Das Gespräch darüber beherrscht viele Kirchen und Gemeinden. Gerade Menschen in Leitungsverantwortung fragen sich: «Wie finden wir zu einer ausgewogenen Mischung aus Verkündigung und Dienen?»

Beim Verkünden wird das Evangelium klar in Worte gefasst. Menschen hören, dass es durch Jesus wirklich eine Rettung gibt, und erhalten die Möglichkeit, durch Gnade und Glauben darauf zu antworten. Beim Handeln dienen wir anderen im Namen von Jesus Christus. Wir zeigen ihnen damit seine Liebe, wenn wir selber tun, was wir über unseren Glauben sagen.

Viele haben darüber gestritten, was die Aufgabe der Kirche ist. Soll sie die Wahrheit verkünden oder zeigen? Aber müssen wir hier überhaupt wählen? Eigentlich nicht. Diese wichtigen Aspekte des missionarischen Lebens ausgewogen zu betrachten, fällt uns meist schwerer als wir denken. Genau das führt zu den bekannten Diskussionen. Als Menschen neigen wir dazu, entweder die eine oder die andere Seite zu stark zu betonen. Gleichzeitig kann uns das Gespräch darüber bei einem ausgewogenen Leben helfen und darin unterstützen, wie wir die Liebe von Jesus effektiv zeigen und sie auch fortwährend zum Gesprächsthema machen können.

Der Pendeleffekt

Man könnte sich fragen, wo denn hierbei das Problem liegt, doch in der Geschichte beobachten wir immer wieder Pendelbewegungen, die von einer Überbetonung zur anderen führten. Im frühen 20. Jahrhundert beispielsweise wurde es vielen Christen so wichtig, das Evangelium zu leben und Gottes Liebe zu demonstrieren, dass einige aufhörten, von dieser Liebe zu reden. Sie taten also Gutes, verloren aber die Verkündigung aus dem Blick. Trotzdem ist es wunderbar, dass Menschen ihre Liebe zu Gott dadurch ausdrücken, indem sie den Notleidenden dienen. Weil das eben auch die Mission von Jesus widerspiegelt.

Jesus kam, um zu dienen

In Lukas 4,18 kündigt Jesus zu Beginn seines öffentlichen Dienstes an: «Der Geist des Herrn ist auf mir.» Und er spricht von seiner Berufung, den Armen, den Gefangenen und den Bedrückten die gute Nachricht zu predigen. In der ganzen Bibel finden wir Gottes Aufrufe, uns um Witwen und Waisen zu kümmern, um Blinde und Arme und Vernachlässigte. Es ist also nur angemessen – besser gesagt: notwendig –, dass Christen so wie Jesus handeln, der kam, um den Notleidenden zu dienen.

Jesus kam, um zu retten

Derselbe Jesus, der die alttestamentliche Verheissung in Lukas 4,18-19 erfüllte, sagt in Lukas 19,10: «Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.» Und genau dazu ist es notwendig, das Evangelium zu verkünden: «Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?» (Römer 10,14) Es ist also ermutigend zu sehen, wenn Gemeinden und Kirchen sich um beide Bereiche kümmern. Die Liebe von Jesus weiterzusagen und zu zeigen.

Jesus lebte ausgewogen

In Apostelgeschichte 10,38 predigt Petrus über Jesus, der «Gutes getan» hat. Doch im Glauben geht es nicht nur darum, Gutes zu tun. Gute Taten sind das Ergebnis unserer Rettung, sie entspringen unserer Beziehung zu Jesus, aber sie retten uns nicht. Auf diese Gewichtung kommt es an, doch letzten Endes müssen wir beides tun, um unseren Glauben treu zu leben.
Matthäus unterstreicht diese Notwendigkeit von Verkündigung und Dienst: «Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen.» (Matthäus 9,35)

Eine einseitige Betonung wird unserer Berufung nicht gerecht

Statt das Verkündigen und das Umsetzen des Evangeliums als Gegensätze zu begreifen, sollten wir sie eher als Einheit verstehen, die im christlichen Leben zusammengehört und sich gegenseitig bedingt. In der Bibel heisst es, dass das Lehren von Jesus seine Zuhörer erstaunte, weil er mit solcher Autorität sprach. Beim Umherziehen begegnete er den Menschen mit körperlichen und geistlichen Nöten, von denen er geredet hat.

In Jesus kam das Reich Gottes in die sichtbare Welt. Eifrig kümmerte er sich um die Anliegen seines Vaters. Das bedeutete, dass er sich um zerbrochene Menschen kümmerte.
Wenn wir Jesus in seiner Mission zur Seite stehen wollen, dann müssen wir uns leidenschaftlich für das Erreichen von Verlorenen mit der verändernden Kraft des Evangeliums einsetzen. Und wenn wir wie Jesus sein wollen, dann muss Mitgefühl unser Antrieb sein, um denjenigen in ihren Nöten zu dienen, die wir in seinem Namen lieben.

Sehr viele Menschen leben nach der Einstellung: «Es ist mir egal, was du weisst, solange ich nicht weiss, ob du dich um mich kümmerst.» Es geht also gar nicht darum, sich für das Wort oder für die Tat zu entscheiden. Wirksam wird beides erst gemeinsam.

Datum: 23.02.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Christianity Today

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