"Wenn Gott unserem Land nochmals eine Chance gibt..."
1. Wir proklamieren Jesus Christus
An diesem einzigartigen Tag stimmen wir ein in das Lied der Sieger von Offenbarung 15, die das Ziel bereits erreicht haben:
Gross und wunderbar sind deine Taten, Herr, du allmächtiger Gott! Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker! Wer sollte dich, Herr, nicht anerkennen, und wer deinen Namen nicht rühmen und ehren? Nur du allein bist heilig! Alle Völker werden kommen und dich anbeten, denn alle werden deine Gerechtigkeit erkennen! (Offenbarung 15,3-4)
Mit diesem gewaltigen Zeugnis aus dem letzten Buch der Bibel proklamieren wir heute hier im Basler St. Jakob-Park Jesus Christus als Herrn und Erlöser. Für einmal stehen nicht Menschen im Mittelpunkt, keine sportlichen und keine musikalischen Grössen, sondern der lebendige Gott selber.
Er ist der Herr der ganzen Welt. Ihm gehört auch unser schönes Land mit seinen 7,3 Millionen Einwohnern. Kein einziger Mensch kann sich seinem Einfluss entziehen. Jeder wird einmal persönlich vor ihm erscheinen und für sein Leben gerade stehen müssen. Jeder wird vor ihm die Knie beugen und bekennen: "Du bist der Herr!"
Jesus Christus ist nicht tot, wie viele behaupten. Er war tot. An ein Kreuz genagelt haben sie ihn, hingerichtet. Aber Gott hat ihn ins Leben zurückgerufen. Nun lebt er in Ewigkeit. Und heute ist er in diesem Stadion anwesend. Ihn feiern wir. Zu ihm bekennen wir uns. In aller Öffentlichkeit legen wir Zeugnis ab, dass er uns viel bedeutet. Wir können uns das Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Denn er hat alles gegeben, damit es uns gut geht und die Welt besser wird.
Er mischt sich heute aktiv in die Geschicke unserer Welt ein. Er leidet mit, wenn Menschen nicht mehr miteinander auskommen, misshandelt werden, Kriege führen, verhungern… Er sucht aktiv nach Lösungen für die schweren Konflikte der Welt und für unsere kleinen persönlichen Probleme.
Und er sucht sich Menschen aus, die ihm zur Verfügung stehen. Mit ihnen zusammen will er dieser unserer Welt helfen, sie verändern, verbessern, das Leben leichter machen. Auch heute Morgen ist er unter uns aktiv auf der Suche: "Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?" (Jesaja 6,8)
2. Gott hat massive Konkurrenz bekommen
Aber warum sieht denn die Welt heute nicht besser aus als vor 2000 Jahren? Hatten wir Christen nicht schon genug Zeit, um sie zu verändern? Die aktuellen Probleme sind für uns eine ernsthafte Anklage. Anscheinend haben wir unsere Hausaufgaben nicht gut gemacht. Wir standen in den letzten Jahren zu wenig entschieden auf Gottes Seite. Wir haben seine Kraft kaum in Anspruch genommen und unter unseren Möglichkeiten gelebt.
Sagte doch kürzlich ein afrikanischer Pastor an einer Konferenz in der Schweiz: "In Kinshasa haben wir viele Schweizer Missionare willkommen geheissen. Und jetzt kommen wir in die Schweiz und treffen ein praktisch entchristlichtes Land vor. Die Schweiz war also interessiert an der Mission in Afrika, während sie selber in ein geistliches Koma gefallen ist."
Wie Recht hat er! Wir leben in einer Nation, die sich entschlossen hat, den lebendigen Gott nicht mehr ernst zu nehmen - oder zumindest seine "Bodentruppen", die Kirchen und Gemeinden. Gott hat massiv Konkurrenz bekommen. Als Christen stehen wir plötzlich im Wettbewerb mit allen möglichen Religionen und Ideologien und müssen ganz neu lernen, unseren Glauben offensiv zu vertreten, ganz ähnlich wie die ersten Christen damals.
Aber wo bleibt die Kraft? Warum fällt es uns so schwer, neu in die Offensive zu gehen? Wir beschäftigen uns lieber mit internen Auseinandersetzungen. Eigene oder Gemeindeinteressen sind uns wichtiger als das gemeinsame Zeugnis.
Wir unterscheiden zu wenig klar zwischen den zentralen Aussagen der Bibel und der Art und Weise, wie wir unseren Glauben praktizieren. Das Leben in den Gemeinden ist zu wenig attraktiv, es weckt bei unseren Nachbarn und Freunden kein Interesse mehr. Die Liebe - früher das eigentliche Markenzeichen der Christen - ist uns abhanden gekommen.
Ja, die Probleme in unserem Land sind zu einem guten Teil leider hausgemacht. Wenn die unterschiedlichen christlichen Bekenntnisse schon für den Durchschnittsschweizer eine Überforderung sind, wie viel mehr für unsere ausländischen Freunde. Wer findet sich im Dschungel der verschiedenen Angebote überhaupt noch zurecht?
Viele sind verunsichert und haben sich deshalb vom christlichen Glauben verabschiedet. Sie wenden sich anderen Religionen zu oder stellen sich ihren eigenen religiösen Mix zusammen. Das schmälert unsere Einflussmöglichkeiten als Christen enorm. – "Herr, es tut uns leid! Schenk unserem Land doch nochmals eine Chance!"
Nein, wir sind kein Zeugnis, zumindest nicht so, wie Jesus es sich ursprünglich gedacht hatte. Und unser Land leidet darunter. Die Ratlosigkeit in der Bevölkerung ist mit Händen zu greifen. Dabei denke ich nicht zuerst an unsere politischen oder wirtschaftlichen Probleme. Sie sind Symptome einer viel tieferen Krise.
Der Mensch hat die grundsätzliche Orientierung verloren. Er sieht in seinem Leben keinen tieferen Sinn mehr. Für ethische Fragen fehlt ihm die zuverlässige Grundlage. Wer die Beziehung zum lebendigen Gott und seinem Wort verliert, gerät unweigerlich ins Trudeln.
Ist der Zug schon abgefahren oder gibt Gott unserem Land tatsächlich nochmals eine Chance? An ihm kann unsere Negativbilanz nicht liegen. Unser Versagen kann ihn auch nicht hindern, seine Pläne auszuführen, denn er ist ein Spezialist für schwierige Fälle. So lesen wir zum Beispiel beim Propheten Sacharja (3,9): So spricht der Herr: "Ich will die Sünde des Landes an einem einzigen Tag wegnehmen."
3. Gott hat noch etwas mit uns vor
Deshalb zum Schluss die gute Nachricht für den 13. Juni 2004: Gott hat sein Interesse an unserem Land noch nicht verloren! Nicht weil wir besser wären als andere Völker. Aber in der Schweiz gibt es immer noch Tausende, die Jesus Christus lieben und ihm dienen wollen. Das ist ein grosses Kapital, das Gott nutzen will. Denn er möchte mit jedem einzelnen Bewohner unseres Landes eine persönliche Beziehung aufbauen. Was für eine gewaltige Aufgabe liegt noch vor uns!
Allerdings müssen wir unsere Einstellung grundsätzlich ändern. Wir haben eine andere Ausgangslage: Wir sind kein christliches Volk mehr. Nebulöse religiöse Vorstellungen haben das christliche Basiswissen der vergangenen Jahrhunderte abgelöst. Jesus Christus bleibt aber – allen Diffamierungen zum Trotz – der einzige Weg zum Vater. Er ist die Wahrheit und das Leben. An dieser Tatsache ändern auch moderne Strömungen nichts.
Der Christustag.04 setzt ein mutiges Zeichen für einen Neubeginn. Wir stemmen uns entschieden gegen alle Versuche, unseren Herrn und sein einmaliges Werk zu relativieren. Mit Überzeugung, in Wort und Tat, helfen wir mit, das Leben so zu gestalten, dass es sich lohnt. Christen müssen wieder zu Trendsettern werden, die man ernst nimmt und mit denen man gerne zusammenarbeitet.
Sind wir also einmal mehr auf uns gestellt? Kommt es nur auf unsere Überzeugungen und Strategien an? Das wäre zu wenig! Weil Jesus Christus lebt, deshalb besteht Hoffnung für uns. In alle Ewigkeit bleibt er derselbe. Er löscht das Feuer nicht aus, selbst dann, wenn es nur noch glimmt. Er hat die Leitung seiner Gemeinde nicht aus der Hand gegeben. Er hat das grösste Interesse, dass sich Gottes Reich in unserem Land ausbreitet.
Damit dies nicht nur schöne Worte bleiben, hat er seiner Gemeinde den Heiligen Geist gegeben: Er gibt die Kraft zu einem neuen Anfang. Er fördert die Überzeugung für eine bessere Zusammenarbeit. Er gibt Mut zum Zeugnis und - wenn nötig - zum Widerstand gegen die Mächtigen in unserem Land. Und er gibt auch die Bereitschaft zum Leiden.
Nein, Gott hat uns noch nicht aufgegeben, die Schweiz nicht und diese Welt nicht. Das gibt Boden unter die Füsse. Das ist unsere Gewissheit. Diese Hoffnung gibt uns als Christen eine neue Perspektive für die Zukunft. Gott hat mit uns noch etwas vor. Und solange wir uns an ihm orientieren, bleiben wir unter Auftrag.
Er kann eine belastete Vergangenheit auslöschen und uns neu in Pflicht nehmen. Jeder Einzelne soll sich ihm heute neu zur Verfügung stellen. Dann bekommt dieser Christustag eine ungeahnte Wirkung in unser Land hinein.
Josua versprach seinem Volk, das im Begriff war, das verheissene Land einzunehmen, im Auftrag Gottes: "Ihr sollt erfahren, dass der lebendige Gott bei euch ist." (Josua 3,10)
Mit dieser Verheissung gehen wir zurück an die Arbeit, in unsere Dörfer und Städte, in unsere Wohnungen und Gemeinden. Gott hat Grosses vor. Auf ihn setzen wir unser ganzes Vertrauen. Amen.
Datum: 16.06.2004