Feiertage herabstufen?

Politisches Seilziehen um Regelungen für Bettag und Feiertage

In den Kantonen Solothurn und Aargau wird um die Freigabe des Bettags und anderer Feiertage für die kommerzielle Nutzung gestritten. Mit interessanten Unterschieden.
Herbstmesse 2009 in Solothurn

Im Kanton Solothurn hat der Kantonsrat gegen den Willen der Regierung beschlossen, den Bettag zu einem gewöhnlichen Feiertag herabzustufen. Dies würde zum Beispiel bedeuten, dass die Solothurner Herbstmesse am Bettag offen bleiben kann. Dagegen haben EVP und CVP sowie die Landeskirchen – unterstützt von SP und Gewerkschaften! – innert 14 Tagen 4'500 Unterschriften für ein Referendum gesammelt. Nötig gewesen wären 1'500.

Im Aargau hingegen drängt die SP-Fraktion im Grossen Rat darauf, die Öffnung der Gastwirtschaftsbetriebe an den kirchlichen Feiertagen zu liberalisieren und das erst 1998 angenommene Gastgewerbegesetz entsprechend anzupassen. Die Regelungen seien nicht mehr zeitgemäss und basierten auf «alten, ausschliesslich religiös geprägten Wertgrundlagen». Das sogenannte «Tanzverbot» habe in einer fortschrittlichen und säkularisierten Gesellschaft keinen Platz mehr.

Interessant sind die Unterschiede und Motive der Betreiber einer Lockerung bzw. Beibehaltung der kommerziellen Einschränkungen an Feiertagen in den beiden Kantonen. Namentlich bei der Rolle der Sozialdemokraten. Während diese im Kanton Solothurn gemeinsam mit den Gewerkschaften gegen mehr Nachtarbeit und für den Schutz des betroffenen Personals kämpfen, markieren sie im Aargau die Speerspitze der Säkularisierung im öffentlichen Raum. Die Sorge für das betroffene Personal scheint hier eine untergeordnete Rolle zu spielen. Wichtiger ist der SP-Leitung im Aargau die Distanzierung von religiösen Werten. Woher diese Unterschiede?

Ein Indiz dafür könnte sein, dass einer der beiden Solothurner Nationalräte, Philipp Hadorn, nicht nur bekennender evangelischer Christ, sondern auch Gewerkschafter ist und aus seinen Überzeugungen keinen Hehl macht. Solche Persönlichkeiten können auch den Kurs einer kantonalen Partei massgeblich prägen. Im Aargau fehlt es dagegen an Persönlichkeiten in der SP-Bundeshausfraktion, die christlich geprägte Werte und Traditionen in dieser Weise verkörpern.

Datum: 03.03.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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