Zwischenruf

«Lieber ein islamisches als ein religionsloses Europa»

Paul Hinder ist Bischof von Arabien und weiss, wovon er spricht, wenn es um den Islam geht. Dennoch wäre ihm ein gemässigt islamisches Europa weniger unheimlich als ein total säkulares.
Paul Hinder ist Bischof von Arabien
Islamischer Imam

In Interviews im Deutschlandradio und im katholischen Medienportal kath.ch wurde der Bischof von Arabien auf diese Frage angesprochen. Dabei beschrieb er ein lebendiges Christentum in Arabien, das dort auch von Europäern aktiver gelebt werde als zuhause. Er mache sich Sorgen, dass Europa seine christlichen Wurzeln allmählich preisgebe. Denn das Erbe seiner christlichen Geschichte sei «nicht in Granit gehauen, sondern es kann verdunsten». Und dann wäre es besser, eine authentisch gelebte Religion zu haben – ob Christen, Muslime, Juden oder Hindus – als gar keine.

«Säkulare Werte» brauchen ein Fundament

Darauf angesprochen, ob es nicht auch säkulare Werte wie Solidarität oder Gewaltfreiheit gebe, sagte der Bischof: «Doch, aber können solche Werte bleiben, wenn die Religion, die sie hervorgebracht hat, nicht weiter gepflegt wird?» Und er illustrierte das mit einem Bild: «Man kann einen Acker eine Weile brachliegen lassen. Aber es kommt eine Zeit, wo ein Urwald entsteht, wenn man ihn nicht pflegt. Pflege kann heissen, dass man zum Beispiel Kenntnisse über Bibel und Christentum weitergibt.»

Ein «positiver Islam»

Wenn er davon spreche, dass ihm ein islamisches Land lieber wäre als ein religionsloses, habe er einen «positiven Islam» vor Augen. Hinder: «Der Islam hat einen ganzen Gürtel von Marokko bis China kulturell geprägt. Dadurch schuf er eine Grundsolidarität innerhalb des Islams. Ein Muslim war für den anderen primär ein Bruder oder eine Schwester.» Leider werde diese Grundsolidarität durch die Radikalismen jetzt aufgebrochen, stellt der Bischof fest. Der Islam müsse zudem sein Gewaltpotenzial noch aufarbeiten, wie es die Christen bereits getan hätten.

Heilmittel gegen die Angst

Hinder ist im übrigen überzeugt, dass die Verunsicherung gegenüber Muslimen bei jenen Menschen am grössten ist, die sich ihrer eigenen «religiösen Position» nicht sicher sind. Die Angst lasse sich am besten abbauen, indem man die Menschen kennen lerne. 

Zum Thema:
Jesus und die Miss-Saudi-Arabien-Wahl
Neue islamische Organisation: Muslime streben nach staatlicher Anerkennung
Heisse Debatte: Hat der ursprüngliche Islam ein Gewaltproblem?
Gott offenbart sich unkonventionell: Die Jesus-Revolution in den arabischen Ländern
Neue Studie: Gibt es bald eine islamische Landeskirche?
Erstaunliche Forschungen: Grösste Welle von Muslim-Bekehrungen aller Zeiten

Datum: 12.09.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / kath.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung